Weltklimarat

Hintergründe zum IPCC-Bericht

Worum geht es beim Sonderbericht über Ozean und Kryosphäre?
[29. August 2019] 

Im Vorfeld des neuen Sonderberichts des Weltklimarats IPCC erklärten Expertinnen und Experten beim Pressegespräch des Deutschen Klima-Konsortiums und des Konsortiums Deutsche Meeresforschung die wissenschaftlichen Hintergründe, darunter auch zwei Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Sie legten mit Blick auf den aktuellen Forschungsstand dar, wie deutlich sich der Klimawandel bereits im Ozean und der Kryosphäre zeigt und welch elementare Rolle diese Veränderungen in Zukunft für Menschen auf der ganzen Welt spielen werden.

„Wir sehen heute bereits die Folgen von einem Grad Erwärmung: Die Meeresspiegel steigen, die Eisschilde in Grönland und der Antarktis schrumpfen, Klimazonen und Ökosysteme werden verlagert – und das wirkt sich auch auf die Lebensräume, Artenvielfalt und den Menschen aus", sagte Prof. Hans-Otto Pörtner beim Pressegespräch. Er ist Meeresbiologe am Alfred-Wegener-Institut und Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), kurz Weltklimarat. Diese Arbeitsgruppe und die dazugehörige Geschäftsstelle in Bremen leiten die Erstellung des Sonderberichts über den Ozean und die Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima (SROCC). 

Mit Kryosphäre – vom griechischen Wort Kryos für kalt oder Eis – werden in der Wissenschaft die gefrorenen Komponenten des Systems Erde bezeichnet. Der Begriff fasst damit Meereis, Inlandeis und Schelfeis, Gebirgsgletscher, Schnee sowie Permafrost und Eisdecken auf Binnengewässern zusammen. „Auch wenn der Ozean und die Kryosphäre vielen von uns weit entfernt erscheinen, beeinflussen sie unser Leben – etwa in Bezug auf Wetterextreme und Klima, Gesundheit und Kultur, die Versorgung mit Nahrung und Wasser. Und die negativen Veränderungen werden sich in Zukunft noch verstärken, wenn wir den menschengemachten Klimawandel nicht bremsen“, so Pörtner weiter. 

Eisschilde in Grönland und Antarktis tragen massiv zum Anstieg des Meeresspiegels bei 

Die schrumpfenden Eisschilde sind nur ein Beispiel für die Folgen der Erwärmung. Seit dem fünften IPCC-Sachstandsbericht von 2013 konnten viele weitere Veränderungen beobachtet werden. Der kommende Sonderbericht wird einen umfassenden Überblick zum aktuellen Stand der Wissenschaft liefern. 

Prof. Angelika Humbert sagte: „Wir haben in den vergangenen Jahren zum Beispiel die Eisschilddynamik besser verstanden. Dadurch konnten wir die Klimamodelle und die Projektionen des globalen Meeresspiegelanstiegs bereits verbessern. Denn welche Inseln und Küstenregionen der Erde künftig noch bewohnbar sein werden, hängt vor allem davon ab, wie stark die Eismassen Grönlands und der Antarktis weiter abnehmen werden. Eins zeigt der aktuelle Forschungsstand ganz sicher: Die Eisschilde verlieren an Masse, sie tragen massiv zum Anstieg des Meeresspiegels bei – und in Zukunft wird sich das noch beschleunigen. Jedoch gibt es dazu weiterhin mehrere offene Fragen, an denen die internationale Forschungsgemeinschaft intensiv arbeitet, deshalb ist die Bandbreite der Projektionen noch groß.“ Die AWI-Glaziologin, die nicht am Bericht beteiligt war, betonte aber auch: „Entscheidend für die Eisschilde ist, dass die Erwärmung von Ozean und Atmosphäre begrenzt wird. Dafür muss der Ausstoß von Treibhausgasen real sinken – das ist es, was zählt.“ 

Der Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre soll am 25. September in Monaco der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Er wird zusammen mit dem IPCC-Sonderbericht über Landsysteme und dem Bericht des Weltbiodiversitätsrat bedeutende Fakten für die diesjährige Weltklimakonferenz in Chile liefern. 

Die Originalpressemitteilung des Deutschen Klima Konsortiums ist online verfügbar.

Offizielle IPCC-Website zum Sonderbericht auf Englisch.