Mikroplastikdetektive

Bürgerwissenschaftler:innen gegen Plastikverschmutzung an deutschen Küsten

Durch die wachsende Kunststoffproduktion und den unsachgemäßen Umgang mit Plastikprodukten ist die Verschmutzung der Umwelt mit Plastikmüll zu einem Problem globalen Ausmaßes geworden. Plastik zersetzt sich in der Umwelt mit der Zeit in immer kleinere Partikel. Je kleiner sie werden, desto einfacher können sie von einer größeren Anzahl an Lebewesen aufgenommen werden und gelangen so in verschiedenste Nahrungsketten. Obwohl sich mit zunehmender Forschung Hinweise auf negative Folgen mehren, ist bisher noch wenig über das tatsächliche Ausmaß der Verschmutzung unserer Umwelt mit Mikroplastik bekannt – auch an deutschen Stränden. Diese Lücke will das Alfred-Wegener-Institut mit dem Projekt ‚Mikroplastikdetektive‘ mithilfe von Bürger:innen jetzt schließen.

Plastikteile haben oftmals verheerende Folgen für Tiere: Verwicklungen führen zu Verletzungen und Tod, und der Verzehr kann zu Verletzungen und Verstopfung im Verdauungstrakt führen oder ein falsches Sättigungsgefühl vermitteln, wenn sie nicht ausgeschieden werden können. Anhaftende oder enthaltene Schadstoffe können eine giftige Wirkung entfalten. Im schlimmsten Fall können die Tiere sogar daran verenden.

Weltweit sammeln Bürger:innen grosse Plastikteile an Stränden ein und leisten so einen wertvollen Beitrag, um Verschmutzung großräumig und regelmäßig zu erfassen. Mesoplastik (5 - 25 Millimeter) und großes Mikroplastik (0,0001 - 5 Millimeter) wird aber bisher kaum wissenschaftlich in Bürgerforschungsprojekten erfasst, weil dafür immer noch verlässliche Methoden fehlen. Im Pilot-Projekt „Mikroplastikdetektive“ sollen genau diese Methoden zur Beprobung von Sandstränden entwickelt werden, damit Bürger:innen effektiver dabei helfen können, die Verschmutzung deutscher Küsten mit Mesoplastik und Mikroplastik großräumig zu erfassen. Erfolgreiche Methoden könnten dann auf der ganzen Welt reproduziert werden.

Gleichzeitig wird so auch das Bewusstsein für dieses Umweltproblem geschärft und Verständnis für wissenschaftliche Arbeitsweisen vermittelt. Durch diesen Gewinn an Hintergrundwissen und praktischer Erfahrung werden die Bürger:innen damit auch zu Bürgerwissenschaftler:innen. 
Das Projekt startete im September 2021 und hat in den letzten Monaten schon die Unterstützung zahlreicher Umweltorganisationen und Bürger:innen erhalten (siehe blaue Box).

Wer kann sich beteiligen?

Das Projekt läuft noch bis November 2022. Wenn Sie sich beteiligen wollen, melden Sie sich gerne bei Bruno Walther oder Melanie Bergmann (siehe Kontakte). Gibt es in Ihrer Nähe Sandstrände, die noch beprobt werden sollen, erhalten Sie nach einem Gespräch Sammelmaterialien und eine Anleitung von uns, mit denen Sie mit wenig Aufwand wissenschaftliche Sandproben entnehmen können. Die Proben können Sie unentgeltlich mit der Post ans Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung senden, wo wir sie analysieren.

Wir spielen die Ergebnisse zeitnah zurück. Sie fließen in wissenschaftliche Publikationen ein, die wir mit Öffentlichkeitsarbeit über soziale und traditionelle Medien begleiten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich viele Proben anhäufen und die Trennung vom Sand und die Analyse zeitaufwändig sind.