Projektleitung: Oliver Hauck
Bachelor: Kacper Siemiatkowski
Kontakt:
(0)471 4831 2813
Förderung: EU-Interreg North Sea Region
Invasive Krebsarten breiten sich weitestgehend unbemerkt massiv in europäischen Gewässern aus. Sie vermehren sich schnell und schädigen das Ökosystem, indem sie sich von Amphibien, Pflanzen, Insekten und Fischlaich ernähren. Außerdem graben sie lange Tunnel in die Uferböschung, was diese destabilisiert und den Hochwasserschutz gefährdet.
Das Projekt
Die EU-Gesetzgebung erfordert, dass alle invasiven (Krebs)Arten in ihrer Bestandsentwicklung kontrolliert und ihre Ausbreitung verhindert werden soll. Wie, das soll das EU- Projekt Clancy herausfinden. Dafür wird an unterschiedlichen Standorten ein Fallen-konzept getestet. Mit den Ergebnissen wird dann eine europäische Strategie zu effektiven Bekämpfung invasiver Krebsarten erarbeitet. Der Fokus liegt dabei auf der Wollhandkrabbe.
Was hat das Grolland damit zu tun?
Im Grollander Grabensystem gibt es derzeit drei invasive Krebsarten. Die Wollhandkrabbe und der Kamberkrebs sind schon lange hier. Neu hinzugekommen ist der Rote Amerikanische Sumpfkrebs, der dafür bekannt ist, sich besonders schnell auszubreiten. Damit ist auch das Naturschutzgebiet an der Ochtum gefährdet.
Woher kommen die Krebse?
Kamberkrebs stammt ursprünglich aus den USA und wurde 1890 gezielt eingeführt. Die Wollhandkrabbe stammt aus Ostasien und ist wahrscheinlich im Ballastwasser von Schiffen um 1912 hierher gekommen. Beide Arten sind in unseren Entwässerungsgräben weit verbreitet. Nach Grolland wandern sie hauptsächlich aus der Weser aus ein.
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs wurde hier 2018 zum ersten mal nachgewiesen. Im Jahr 2023 gab es erstmals Berichte von Krebsen, die durch Gärten wandern. Vermutlich stammen sie aus einem Gartenteich, da sie noch vor einigen Jahren als Teichkrebse verkauft wurden. In Grolland ist das bisher einzige bekannt Vorkommen in Bremen.
Was passiert in Grolland?
Es werden an vier besonders geeigneten Standorten Fallen aufgestellt. Diese befinden sich an den Durchlässen zur Grollander Ochtum und an der Unterrohrung der Oldenburger Straße.
Die Fallen
Im Prinzip bestehen die Falle aus einer Rinne die den Graben quert. Die Krebse die abends auf Nahrungssuche umherwandern, kommen an dem Hindernis nicht weiter und versuchen es zu umgehen. Dabei werden sie in ein Steigrohr geleitet und fallen an dessen Ende schließlich in eine Fangbox. Da die Krebse dabei kurz das Wasser verlassen müssen, gelangt kaum Beifang in die Fangboxen. Fische überschwimmen das Hindernis einfach.
Was machen wir mit den Krebsen?
Die Fangboxen werden in der Regel alle ein bis zwei Tage geleert. Sollte sich jedoch herausstellen, dass nur wenige Krebse in die Fallen wandern (gerade im Herbst sind sie weniger aktiv), können es weniger Leerungen sein. Die Fangkörbe sind so konstruiert und platziert, dass die Krebse immer ausreichend kühles Wasser und Sauerstoff bekommen.
Die gefangenen Krebsen werden gezählt, die Art und das Geschlecht bestimmt und dann vermessen. Anschließend werden sie tierwohlgerecht in kochendem Wasser getötet und dann in der Tierkörperbeseitigung entsorgt. Eine Nutzung als Speisekrebse, wie es in Berlin (Berlin Hummer) gemacht wird, ist bei uns aufgrund der Belastung mit Perfluoroktansulfonsäure nicht möglich.
Wie geht’s weiter?
Die Fallen werden im Juli ausgebracht und bleiben bis voraussichtlich Oktober vor Ort. Dann werden die erhobenen Daten im Rahmen einer Bachelorarbeit ausgewertet. Die Erkenntnisse aus der Arbeit werden die Grundlage für das weitere Vorgehen in Grolland bilden.
Ist das Problem damit gelöst?
Nein! Die Bekämpfung invasiver Arten ist langwierig und aufwendig. Zudem reicht auch die Anzahl an Fallen nicht aus, um genügend Krebse zu entfernen. Weitere Maßnahmen müssen hierfür umgesetzt werden. Aber mit diesem Projekt machen wir einen ersten Schritt.
Kann ich mich beteiligen?
Jeder der möchte, kann sich in dieses Projekt mit einbringen. Beispielsweise kann man
- Krebssichtungen melden. Wir nutzen dazu die Webseite observation.org oder die dazugehörige App ObsIndetify. Allerdings ist hierfür eine Anmeldung notwendig. Wer das nicht möchte kann auch den genauen Fundort (Adresse oder Beschreibung) und am Besten mit einem Foto an clancy.grolland@awi.de schicken. Wir fügen dann ihre Beobachtung mit ein.
- Unterstützung beim Einsammeln der Krebse/ Krabben
In diesem Jahr (2025) fand wieder eine Befischung statt, diesmal gemeinsam mit der Hochschule Bremen. Dabei wurde die Fängigkeit der umgebauten Wollhandkrabbenfallen mit der von Standardkrebsreusen verglichen. Insgesamt wurden von April bis Juni 1347 Krebse aus dem Grabensystem gefangen, getötet und der botanika zur Verfütterung an die Fischotter zur Verfügung gestellt. Dabei gingen in die umgebauten Wollhandkrabbenfallen nur 53 Tiere plus weitere 80 Krebse von August bis Oktober. In dieser Zeit wurden nur mit den Fallen gefischt.
Warum wurden dieses Jahr mit den Fallen viel weniger Krebse gefangen als letztes Jahr?
Dies liegt daran, dass die Köder in den Reusen die Krebse aktiv anlocken. Insbesondere große Krebse werden hiermit abgefischt, da kleinere Tiere aus den Reusen entkommen können. Die Fallen fangen nur die (ab)wandernden Krebse, dafür aber in allen Größen. Da bereits durch die Reusen viele große Krebse entfernt wurden, gab es für die kleineren Jungtiere weniger Druck sich neue Lebensräume zu erschließen. Dadurch wurden dieses Jahr deutlich weniger Krebse mit den Fallen gefangen.
Wie geht’s weiter?
Um den Bestand langfristig unter Kontrolle zu halten und eine Abwanderung in die angrenzenden Schutzgebiete zu verzögern, müsste das Grabensystem dauerhaft befischt werden. Leider fehlt dafür der Stadt Bremen das Geld. Derzeit suchen wir gemeinsam mit der Hochschule nach Möglichkeiten, die Befischung im Rahmen von kleineren Studentenprojekten weiterzuführen. Dies wird aber nicht ausreichen, um den Bestand an Sumpfkrebsen einzudämmen. Derzeit prüfen wir auch, ob mit Hilfe von Freiwilligen sich der Fang fortsetzen lässt. Die Fallen stehen für den weiteren Einsatz zur Verfügung.
Fangdaten August bis Oktober:
Rote Amerikanische Sumpfkrebse: 412
Wollhandkrabben: 15
Kamberkrebse: 3
Beifang; 1 Aal (lebend),
2 Steinbeißer (lebend)
Dies Projekt ist Teil des EU-Projekts Clancy und wird mit Mitteln der Europäischen Union im Rahmen des Interreg North Sea Programms gefördert. Fördernummer: 41-2-51-22
Projektleitung: Oliver Hauck
Bachelor: Kacper Siemiatkowski
Kontakt:
(0)471 4831 2813
Förderung: EU-Interreg North Sea Region