Antje Boetius als Direktorin des AWI wiederberufen

Ihre Ziele für die zweite Amtszeit: Exzellenz in Erdsystemforschung stärken, Polarstern II bauen und internationale Antarktis-Mission starten
[03. November 2022] 

Die Polarforscherin und Tiefseebiologin Antje Boetius steht für weitere fünf Jahre an der Spitze des Alfred-Wegener-Instituts, das sie seit November 2017 leitet. In ihrer ersten Amtszeit hat sie maßgeblich zu einer starken internationalen Vernetzung und Sichtbarkeit der deutschen Polar- und Meeresforschung beigetragen, die größte Expedition in der Institutsgeschichte betreut und das Neubauprojekt Polarstern II auf den Weg gebracht. Auch in Zeiten multipler Krisen bleiben ihre Pläne für die kommenden Jahre ambitioniert: Unter anderem will sie in internationaler Partnerschaft eine große Forschungsmission für die Antarktis entwickeln und Wissen um das Netzwerk des Lebens in den Meeren und seine Pflege sichtbarer machen. 

„Das Alfred-Wegener-Institut unter Leitung von Frau Prof. Boetius ist das deutsche Kompetenzzentrum für Polar- und Meeresforschung. Mit der Koordination der MOSAiC-Expedition, der größten Arktisexpedition aller Zeiten, hat es seine Leistungsfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Umso mehr freut es mich, dass Frau Prof. Boetius das AWI auch in den nächsten fünf Jahren führen wird. Dazu gratuliere ich ihr herzlich“, sagt Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger.

„Für das Vertrauen und die Wiederwahl zur Direktorin bedanke ich mich ganz herzlich bei dem Kuratorium des Alfred-Wegener-Instituts. Mein Dank gilt zudem allen Mitarbeitenden des AWI. Zusammen haben wir in den vergangenen fünf Jahren richtig Fahrt aufgenommen in der Polar- und Meeresforschung, obwohl wir uns im Gegenwind gleich mehrerer Krisen bewegen. Gerade jetzt kommt es darauf an, dass wir der Zukunft der Küsten, Meere und Polarregionen mit unserer Arbeit eine noch stärkere Stimme geben“, so Antje Boetius.

Unter der Leitung von Antje Boetius hat das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) deutlich an Bekanntheit gewonnen – nicht nur in der weltweiten Forschungscommunity, sondern auch weit darüber hinaus in der Gesellschaft. Dabei steht insbesondere die internationale MOSAiC-Expedition heute wie kein zweites Vorhaben für den Erfolg und die Leistungsfähigkeit der Polarforschung. Von 2019 bis 2020 driftete der deutsche Eisbrecher Polarstern eingefroren im Eis durch das Nordpolarmeer, die Beobachtungen der polaren Nacht wurden direkt per App, Foto und Film übertragen. Erst vor wenigen Wochen wurden das AWI sowie die MOSAiC-Forschungsexpedition in Island mit dem Arctic Circle Preis ausgezeichnet. Der Preis würdigt außerordentliche Beiträge zur Sicherung einer nachhaltigen Zukunft in der Arktis.

Mit Blick auf ihre erste Amtszeit freut sich Antje Boetius auch über die gestärkte Zusammenarbeit mit vielen Partnern im Land Bremen und in der Region, über die Vernetzung zwischen den Helmholtz-Zentren der Erdsystemforschung und in der Deutschen Allianz Meeresforschung. Kooperation und Wissenstransfer sind ihr gerade in diesen schwierigen Zeiten besonders wichtig. Dafür hat sie innovative Wege der Wissenschaftskommunikation unterstützt und wirkte auch selbst an Theaterinszenierungen, Konzerten, digitalen Auftritten und bei reichweitenstarken Medienproduktionen zu den Forschungsthemen des Instituts mit. 

„Wir haben gezeigt, was wir erreichen können, wenn wir in großen Forschungsmissionen denken.“

In ihrer zweiten Amtszeit möchte Antje Boetius die Erforschung der Lebensvielfalt im Ozean und an den Küsten weiterentwickeln. Am Standort Oldenburg wächst derzeit das Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität mit internationalen Berufungen. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem das Verhältnis der Menschen zum Meer sowie Möglichkeiten, gefährdete Meeresumwelten zu schützen und zurückzugewinnen.

Mit vielen internationalen Partnerinstitutionen möchte sie zudem eine Antarktis-Mission im Rahmen der UN-Ozeandekade auf den Weg bringen. Das Alfred-Wegener-Institut plant, das Klima- und Ökosystem der Antarktis und die Zukunft der antarktischen Eisschilde in der globalen Erwärmung genauer denn je zu erforschen und erstmals auch synchron rund um den Kontinent. „Die Suche nach dem Unbekannten und manchmal auch zufällige Entdeckungen in einer uns noch in weiten Teilen verborgenen Welt werden immer der Kern unserer exzellenten Grundlagenforschung bleiben. Gleichzeitig haben wir in den vergangenen Jahren gezeigt, was wir erreichen können, wenn wir in großen Forschungsmissionen denken, zu denen wir gemeinsam mit unseren Partnern aus der ganzen Welt aufbrechen. So eine Mission wollen wir in den kommenden Jahren der Antarktis widmen, bevor der Klimawandel ihr Gesicht verändert. Wissen um unseren Planeten soll dabei noch viel teilbarer werden“, sagt Antje Boetius.

Zusätzlich zu den Forschungsvorhaben werden während ihrer zweiten Amtszeit auch zahlreiche Infrastrukturprojekte umgesetzt. So wird am Hauptstandort in Bremerhaven das Technikum als Ort innovativer Entwicklungen maritimer Technologien in Betrieb genommen. Und nach dem gerade getauften Neubau des Küstenforschungsschiffs Uthörn – dem ersten Seeschiff mit nachhaltigem Methanol-Antrieb – steht mit der Polarstern II der Bau eines neuen Flaggschiffs für die deutsche Polarforschung und ihrer Partner als Großprojekt auf der Agenda. 

Nächstes Jahr wird Antje Boetius außerdem zum ersten Mal seit ihrer Übernahme der Institutsleitung auch wieder selbst eine Expedition mit der Polarstern leiten. Auf der ArcWatch-Expedition wird sie mit einem internationalen Team erforschen, wie der Rückgang des arktischen Meereises das Ökosystem des Arktischen Ozeans bis zum Tiefseeboden rund um den Nordpol im vergangenen Jahrzehnt verändert hat.
 

Antje Boetius – zur Person

Antje Boetius ist Polar- und Tiefseeforscherin und Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz- Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Als Leiterin der Brückengruppe für Tiefsee-Ökologie und -Technologie am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie und Professorin für Geomikrobiologie ist sie auch am Exzellenzcluster MARUM der Universität Bremen beteiligt. Boetius hat an fast 50 Expeditionen auf internationalen Forschungsschiffen teilgenommen. Im Mittelpunkt ihrer aktuellen Forschung stehen die Auswirkungen des Klimawandels auf den Arktischen Ozean sowie die Lebensvielfalt der Tiefsee. Sie ist Trägerin des Gottfried-Wilhelm-Leibniz- und des Communicator-Preises der DFG, des Deutschen Umweltpreises 2018 und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz im Jahr 2019 ausgezeichnet. Sie ist Mitglied der „Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften“ sowie anderen nationalen und internationalen Akademien und Fachgesellschaften und eine aktive Wissenschaftskommunikatorin.
 

Weitere Informationen über Antje Boetius und ihre Forschung:

„Die Vielfalt der Wissenschaftsarbeit“