Machbarkeitsstudie I: Aquakultur in offshore Windparks

Die vorliegende Machbarkeitsstudie prüft auf theoretischer Basis eine mögliche multifunktionale Nutzung der geplanten Offshore-Windparks mit kommerzieller mariner Aquakultur (Open Ocean Aquaculture) im Raum Nordsee. Hierzu wurden ausschließlich Daten aus der bestehenden internationalen Literatur gesichtet und eine Vielzahl von Gesprächen mit Experten geführt.

Zunächst spiegelt die Studie die aktuellen Forschungsergebnisse der Open Ocean Aquaculture wieder. Datengrundlage waren bisherig durchgeführte Projekte auf internationaler Basis, die sich sowohl mit Zuchtorganismen, als auch mit Offshore-Technologien, Pflege, sowie Standortwahl und der benötigten Infrastruktur befassten. In diesem Themenblock wurde deutlich, dass Deutschland gegenüber vielen anderen maritimen Staaten bislang kaum in den Bereich der kommerziellen marinen Aquakultur vorgestoßen ist und in Bezug auf Offshore Aquakultur lediglich ein Projekt bei Helgoland vorzuweisen hat. Als eine der wesentlichen Gründe wird hier die derzeitige komplizierte und z.T. konkurrierende nationale Rechtslage identifiziert. Ferner erschweren die ausgewiesenen zahlreichen Schutzflächen und Nationalparks, sowie die urbanen Abwässer und vor allem die Hydrodynamik der Nordsee eine Etablierung einer kommerziellen marinen Aquakultur in Deutschlands Küstengewässern.

Ein zweiter Schwerpunkt dieser Studie liegt in der Selektierung der Parameter, welche bei der Standortwahl vor der Errichtung einer Offshore Aquakutluranlage erfüllt werden müssen. Neben den geo-physikalischen Größen, wie Wellenparameter und Strömungsprofilen, wurden auch andere abiotische Parameter, wie Verunreinigungsgrad durch urbane Abwässer geprüft. Weiterhin wurden bestimme biotische Faktoren, wie Planktonfracht und Chlorophyllgehalt, für die möglichen Standorte aus bestehenden Datensätzen ermittelt. Aus der Synthese dieser Parameter konnten geeignete Kandidaten für eine kommerziell arbeitende Offshore-Aquakultur bestimmt werden. Es wird hier vorgeschlagen, die Miesmuschel (Mytilus edulis) und die Pazifische Auster (Crassostrea gigas) als Kandidaten zu nutzen, da eine solche Kultur extensiv Machbarkeitsstudie Zusammenfassung 8 betrieben werden kann und einen minimalen Arbeitseinsatz in Offshore Gebieten erfordern. Ähnliches gilt für die Kultur der Braunalge Laminaria saccharina und der Rotalge Palmaria palmata. Ein weiterer Schwerpunkt der Machbarkeitsstudie zielt in der Abschätzung der potentiellen Marktfähigkeit der Aquakulturanlage und deren Besatz in Bezug auf herkömmlich betriebenen, küstennahen Aquakulturanlagen ab. Hierbei wurden besonders auf bestehende Erfahrungen im europäischen Raum zurückgegriffen. So besteht für die Braunalge wie auch für die hier vorgeschlagene Rotalge eine hohe Nachfrage in der Industrie, welche noch weiteres wirtschaftliches Wachstumspotential verspricht. Letztere Art kann außerdem direkt als Nahrungsmittel vermarktet werden. Neben den unmittelbaren lokalen Umweltfaktoren an den Windparks wird hier aufgezeigt, dass die schnelle Erreichbarkeit aufgrund der kürzeren Entfernung von Land und die erforderliche Infrastruktur durch nahe gelegene Häfen mit Verkehrsanbindung und weiterverarbeitende Industrien ein weiterer wichtiger Standortfaktor ist und Wettbewerbsvorteile birgt. So sind einige der Parks, die nahe der Grenze des Küstenmeeres geplant sind gegenüber denjenigen, die weit in der ausschließlichen Wirtschaftszone liegen, wettbewerbsfähiger. Diese Parameter schlagen sich unmittelbar, neben einem guten Management der Anlage, in dem wirtschaftlichen Erfolg nieder. Die Studie endet mit einer abschließenden Beurteilung sämtlicher Faktoren, die für den Aufbau einer kommerziellen Offshore-Aquakultur in Kombination mit den geplanten Windparks im Nordsee Raum entscheidend sind.

Kontakt

Prof. Dr. Bela H. Buck