PS115.1 – Wochenbericht Nr. 2 | 13.08. – 19.08.2018

Geophysik im Nebel und ein spektakulärer Sedimentkern

[20. August 2018] 

In der zweiten Woche unserer insgesamt vierwöchigen Reise setzten wir die begonnenen reflexionsseismischen Arbeiten in der nördlichen Grönlandsee fort.

Die von uns getroffene Entscheidung, zur Aufzeichnung der seismischen Reflexionen des Untergrundes unseren Streamer hierfür mit Maximallänge einzusetzen, war für uns angesichts der nur mäßigen Eisbedeckung vertretbar und erwies sich im Nachhinein auch als richtig.

Dank der guten Prognosen der Wetter- und Eisverhältnisse und der vorausschauenden und sicheren Navigation der Schiffsführung konnten Kollisionen unseres 3 km langen, hinter dem Schiff geschleppten, Streamerkabels mit driftenden Eisschollen oder kleineren Eisbergen (Growlern) vermieden werden. Außer der Seismik setzen wir mit der Gravimetrie und Magnetik noch weitere geophysikalische Methoden ein, die uns Parameter über den Untergrund des hier nur ca. 150 bis 300 m tiefen Schelfbereichs liefern. Mit den so gewonnenen Daten wollen wir die über 11 km mächtige Abfolge von Sedimenten im Danmarkshavn Becken analysieren, die eine erdgeschichtliche Entwicklung in diesem küstenparallelen Sedimentbecken über mehr als 300 Millionen Jahren abbildet. Aufpressungen unterlagernder älterer Salzlagen in jüngere Schichten weisen auf Deformationen und Schwächezonen hin, die in Zusammenhang mit dem Aufbrechen des Nordatlantik vor mehr als 55 Millionen Jahren zu bringen sind. Wir wollen nicht nur die geologische Entwicklung dieser Strukturen rekonstruieren, sondern auch anhand von Sedimentproben klären helfen, in welchem Maße organisches Material über den Zeitraum der erdgeschichtlichen Entwicklung seit ihrer Ablagerung in Kohlenwasserstoffe umgewandelt wurde. Bevor wir aber die geologische Probenahme wieder aufnehmen konnten, wurden die kontinuierlichen geophysikalischen Profilarbeiten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag planmäßig unterbrochen, nachdem wir bis dahin Profile mit insgesamt knapp 1000 km Gesamtlänge vermessen hatten. Bislang war dichter Nebel unser ständiger Begleiter, aber für den Freitag war ein kurzes Wetterfenster mit klarem Himmel ankündigt, das gute Flugbedingungen erwarten ließ. Während von Bord FS Polarstern außerhalb der 12-Meilen-Zone Stationsarbeiten vorgenommen wurden, flog einer der beiden Bordhelikopter in dichter Folge Geologenteams in das Probenahmegebiet an der Küste. Die mitgebrachten Sediment- und Gesteinsproben sollen in gleicher Weise wie die marinen Sedimente zu den oben genannten Zielstellungen beitragen. Für die mitreisenden Kollegen des GEOMAR, die anhand von geschichteten Meeresbodensedimenten die Umwelt- und Klimaentwicklung über die letzten 150.000 Jahre rekonstruieren wollen, sind möglichst lange Sedimentkerne wichtig. Die geglückte Beprobung mit dem Schwerelot und Bergung eines 9.09 m - und damit bislang längsten Sedimentkerns vom Schelf Nordostgrönlands - wird als besonderer Erfolg gewertet und lieferte zusammen mit dem bislang wetterbegünstigt sehr erfolgreichen Fahrtverlauf guten Grund, am Samstagabend das Bergfest unserer Reise zu feiern.

An Bord sind alle wohlauf.

Es grüßt im Namen aller Kollegen

 

Volkmar Damm

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