PS115.1 Wochenbericht Nr. 4 | 27.08. – 02.09.2018

Abschließende Arbeiten vor Nordostgrönland in der letzten Woche der Reise

[03. September 2018] 

Nach Rückkehr in die Wandelsee vor Kronprins Christian Land, dem nordöstlichen Rand von Grönland, standen am Wochenende zunächst Stationsarbeiten auf dem Arbeitsprogramm, die neben Wärmestrommessungen insbesondere Sedimentbeprobungen mit Kastengreifer und Schwerelot umfassten.

An den küstennächsten Probenahmepunkten war geplant, mit dem Bordhelikopter die geologischen Beprobungen an Land fortzusetzen. Die hierfür vorgesehenen Areale, für die uns die grönländischen Behörden die Genehmigung erteilt hatten, lagen in einer Entfernung von etwa 120 km von unserer damaligen Position. +. Leider mussten wir unsere Absicht diesbezüglich aufgeben, eine Geologengruppe an Land zu fliegen, da der beständige Nebel keine Helikopterflüge erlaubte. Kurze Phasen, in denen der Nebel sich etwas lichtete, änderten daran nichts.

Da vor der Küste ein Schutzgebiet für Narwale liegt, konnten wir nicht weiter Richtung Land fahren, um die Flugdistanz zu verringern. Daher setzten wir unser Arbeitsprogramm mit geophysikalischen Profilmessungen fort und vertagten das Vorhaben zunächst auf den weiteren Fahrtverlauf in der Hoffnung auf besseres Wetter.

Nach Ausbringen des 3000 m langen Streamers und Wartung unserer Luftpulser nahmen wir in der Nacht von Sonntag auf Montag die reflexionsseismischen Arbeiten mit Profilen in Richtung Süden über das Danmarkshavn-Becken wieder auf. Mit seismischen Linien in Längs- und Querrichtung von dieser Beckenstruktur, die mit bis zu 15 km mächtigen Sedimenten angefüllt ist, bis in die Tiefsee erhoffen wir uns Rückschlüsse über die Öffnungsgeschichte des Nordatlantik und geologische Fakten für den Vergleich des nordostgrönländischen Schelfgebietes mit dem gegenüberliegenden Barentsschelf.

Dank der zuverlässigen Technik konnten die reflexionsseismischen Messungen über den Verlauf dieser letzten Arbeitswoche kontinuierlich fortgesetzt werden. Eisfelder mit bis zu 7/10 Eisbedeckung sowohl im küstennahen westlichen Bereich als auch östlich von unserem Profilnetz, die sich in ihrer Ausdehnung durch einzelne Eiserkundungsflüge mit dem Helikopter aufklären ließen, haben die seismischen Arbeiten nicht beeinträchtigt. Lediglich das geschleppte Magnetometer war unter diesen Bedingungen nicht ungefährdet einsetzbar und blieb daher zeitweise an Bord.  

Da sich über den Verlauf dieser letzten Woche unserer Reise leider keine ausreichend stabile Wetterlage mehr einstellte, die einen Flug an die Küste gestattete, mussten wir unsere Bemühungen für weitere geologische Beprobungen an Land und auch für die Bergung einer GPS-Station der TU Dresden ganz aufgeben.

Auch wenn wir in diesen Punkten hinter unseren Zielen zurückbleiben mussten, haben die bei Beendigung aller Arbeiten am Samstagnachmittag vorliegenden Proben und Daten unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Die Bilanz unserer Reise fällt für alle Beteiligten dank der unerwartet günstigen Eisverhältnisse und der durch hohe Einsatzbereitschaft aller Fahrtteilnehmer erzielten Ergebnisse uneingeschränkt positiv aus., Unser Dank geht an Kapitän Wunderlich und die gesamte Besatzung von FS Polarstern für die äußerst kompetente Zusammenarbeit und stets freundlichen Unterstützung bei unseren Arbeiten, was  nicht nur maßgeblich zum Erfolg dieser Reise beigetragen haben, sondern uns diese Reise und die sehr angenehme Atmosphäre an Bord in guter Erinnerung behalten lässt.

Fazit der Forschungsfahrt PS115.1:

2523 km reflexionsseismische Profile, davon 2250 km mit 3 km Streamerauslage bis                    84°20‘N,

100 km Refraktionsseismik unter Einsatz von 9 Ozeanbodenseismometern

1582 km magnetische Profile

kontinuierliche gravimetrische und bathymetrische Datenaufnahme

7 Wärmestrommessungen

21 geologische Beprobungen offshore, davon eine mit Dredge (ca. 200 kg Probenmaterial) und im übrigen Fahrtgebiet an 16 Lokationen mit Schwerelot (mit insgesamt ca. 65 m Kernlänge), sowie 12 Sedimentbeprobungen mit Kastengreifer und 6 mit Multicorer.

18 geologische Beprobungen an Land, davon 7x Festgesteinsproben mit insgesamt ca. 250 kg Material.

Vollständige Umsetzung der Arbeitsprogramme der Nebenutzergruppen an Bord

Nach eintägiger Transitfahrt wird die Reise PS115.1 am Montagmorgen mit Ankunft in Longyearbyen/Svalbard zu Ende gehen. 

 

Volkmar Damm      

Auf See,   76°7’N, 5°41‘W

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