Pressemitteilung

Weihnachtsgrüße aus Koldewey

[19. Dezember 2003] 

Eine Woche vor Weihnachten hat für uns zwei Überwinterer an der Koldewey-Station, Stationsingenieurin Konstanze Piel und Stationsleiter Jens Kube, die Einsamkeit begonnen. Was heißt jedoch Einsamkeit hier im Ort? Zunächst mal bedeutet es, das wir an der Station allein sind. Der Ort Ny-Ålesund jedoch, der während des Winters unsere vornehmlich norwegische Heimat ist, hat noch weitere dreißig Einwohner, Norweger, Schweden und Chinesen, sodass wir nicht wirklich auf uns selbst gestellt sind. Auch die modernen Kommunikationsmittel E-Mail und Telefon erlauben uns fortwährend den Kontakt zur Heimat und zu unseren Kolleginnen und Kollegen in Deutschland und auf der anderen Seite des Globus.

Erforschung des Ozonabbaus
Der Winter steht an der Koldewey-Station ganz im Zeichen der Atmosphärenforschung. Unsere optischen Geräte können in der Dunkelheit bei wenig Hintergrund- und Streulicht besonders gut messen. Dazu kommt, dass einige der für uns interessanten Prozesse in der Stratosphäre im frühen Winter ihren Anfang nehmen. So erwarten wir jederzeit die ersten polaren Stratospärenwolken, die beim chemischen Ozonabbau eine entscheidende Rolle spielen, und verfolgen seit Anfang November die Entwicklung einer Wolke in der Stratosphäre, der sogenannten "Mystery Cloud".
Gemeinsam mit Marion Müller vom AWI Potsdam und drei japanischen Kollegen konnten wir einen Plastikballon mit einer beinahe 10kg schweren Wasserdampfsonde starten. Ein weiterer Start mit einer 20kg schweren Lasergestützen Aerosolsonde der Japaner ist leider fehlgeschlagen. Bis Anfang Januar werden noch zwei weitere Großballonstarts für die japanische Gruppe durchgeführt werden, dann folgen bis März noch drei Starts der Wasserdampfsonde.

Neujahrsrakete
Eine große Rakete der NASA wird nicht ganz als Silvesterrakete aber doch dicht an Neujahr im Januar gestartet werden. Sie soll elektrische Felder und Plasmen in 600–800 km Höhe messen. So erwarten wir mit dem ersten Flugzeug nach Weihnachten die erste Gruppe der NASA-Techniker und einige norwegische Mitarbeiter der Andøya Rocket Range, die den Startplatz in Ny-Ålesund betreibt.

Tierische Einheimische
Als ständige Bewohner haben sich acht Polarfüchse in Ny-Ålesund etabliert. Sie sind vor allem aus der Kantine gut zu beobachten. Die in diesem Sommer geborenen Jungtiere haben schon volle Größe erreicht. Doch an ihrem Verhalten merkt man ihre Jugendlichkeit: Sie graben Tunnel in Schneewehen und verstecken sich darin, während ihre Geschwister von oben versuchen, die Tunnel aufzugraben und den verborgenen Bruder ausfindig zu machen. Dabei springen und tollen sie energiegeladen herum.

Polarnacht - und Polarlichter
Beinahe alltäglich ist hier das Phänomen der Aurora, der Nordlichter. Kleine und mittelstarke grüne Polarlichter sind hier praktisch immer zu sehen – auch den Kurzzeitgästen fallen sie nach einigen Tagen nur noch am Rande auf. Doch manchmal gibt es ganz große, helle, weißlich-rote wabernde Lichtwälle, die sich in Vorhängen und Schleifen über den Himmel winden. Dieses Leuchten und das Licht des Vollmondes sind es, die uns helfen, die verbleibenden sechs bis acht Wochen bis wieder Dämmerung die Landschaft erhellt, gut zu überstehen in der Gewissheit, dass die Sonne wieder aufgehen wird.

Herzliche Weihnachtsgrüße und die besten Wünsche zum neuen Jahr von der Koldewey-Station!

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Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.