Treibhausgas aus der Tiefsee
Methan vom Meeresgrund trägt stärker zur globalen          Erwärmung bei als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler          des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung nach          Untersuchungen an einem Schlammvulkan in der Tiefsee zwischen Norwegen          und Spitzbergen.
         
         Methan          20-mal wirkungsvoller als Kohlendioxyd
         Ein wichtiger Faktor für den derzeitigen globalen Klimawandel ist          der Treibhauseffekt. Verantwortlich dafür sind unter anderem die          beiden Gase Kohlendioxyd und Methan. Sie verhindern, dass überschüssige          Wärme von der Erde ins Weltall abgestrahlt wird. Ein Methanmolekül          ist hierbei über 20-mal wirkungsvoller als Kohlendioxyd und leistet          damit einen deutlichen Beitrag zur Erderwärmung.
         
         Während man die meisten Methanquellen an Land kennt, sind ozeanische          Methanquellen weit weniger erforscht. Fraglich ist vor allem der Anteil          an Methan, der aus dem Ozean in die Atmosphäre gelangt, also klimarelevant          ist. Bis vor kurzem wurde angenommen, dass vom Meeresboden freigesetztes          Methan sofort von Mikroben zersetzt und unschädlich gemacht wird.          Methan aus der Tiefsee hätte damit praktisch keine Auswirkungen auf          unser Klima.
         
Schlammvulkane          geben Methan an Atmospäre ab
         Forschungen eines deutsch-französisch-russischen Teams unter Leitung          des Alfred-Wegener Instituts zeigen jedoch, dass erhebliche Mengen an          Methan aus untermeerischen Quellen in die Atmosphäre gelangen. Bei          Untersuchungen am aktiven Håkon Mosby Schlammvulkan zwischen Norwegen          und Spitzbergen entdeckten die Forscher eine Wolke aus Methanblasen, die          sich 800 Meter über dem Tiefseeboden in 1250 Metern Tiefe ausbreitet.          Optische und akustische Beobachtungen zeigten, dass das umgebende Wasser          vom Auftrieb der Bläschen nach oben gerissen wird und das Methan          auch oberhalb der Blasenauflösung weiter zur Meeresoberfläche          trägt. Allein im Bereich des Håkon Mosby Schlammvulkans fördern          die Bläschen nach Berechnungen der Wissenschaftler einige hundert          Tonnen Methan pro Jahr in die obere Wassersäule. „Weltweit          wird die Zahl der untermeerischen Schlammvulkane auf mehrere tausend geschätzt“,          erklärt Eberhard Sauter, Geochemiker am Alfred-Wegener-Institut.          „Ihr Beitrag zum globalen Methanhaushalt kann also durchaus wichtig          sein.“
         
         Derzeit wird versucht, eine akustische Methode zur Bestimmung der Methanmenge          zu entwickeln. Damit sollen Methanquellen künftig leichter gefunden          und charakterisiert werden können. Man erhofft sich so genauere Zahlen          zur Unterstützung von Modellrechnungen zur Klimaentwicklung.
         
Die          Ergebnisse wurden in Kooperation des Alfred-Wegener-Instituts mit seinem          französischen Partnerinstitut Ifremer unter Beteiligung des Bremer          Max-Planck-Insituts für Marine Mikrobiologie und des Institutes für          Angewandte Physik der Russischen Akademie der Wissenschaften Nizhny Novgorod          erarbeitet.
         
         Der Originalartikel ist in Earth and Planetary Science Letters veröffentlicht.        
Kontakt: Dr. Eberhard Sauter (E-Mail: esauter@awi-bremerhaven.de,          Tel: +49 (0)471 4831 1517)
         
         Bremerhaven, den 1. März 2006