Pressemitteilung

Tod im ewigen Eis

[21. Oktober 2005] 

Alfred-Wegener-Institut ehrt seinen Namensgeber

Zum 125. Geburtstag und 75. Todestag erinnert das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung an den deutschen Polarforscher und Geowissenschaftler Alfred Wegener. Anlässlich dieses Jubiläums veranstaltet das Alfred-Wegener-Institut ein wissenschaftliches Symposium vom 30. Oktober bis 2. November. Mit der Filmreihe „Forschung und Abenteuer im Eis - Alfred Wegener im Film“ werden Originalauf-nahmen der Expeditionen von 1929 und 1930 am 30. Oktober im Kino Atlantis in Bremerhaven und am 1. November im Kino 46 in Bremen gezeigt.

Wegeners Werk
Alfred Wegener verfasste rund 70 Schriften zur Astronomie, Meteorologie, Klimatologie und Geologie. Er gilt als Begründer der Theorie der Kontinentalverschiebung und veröffentlichte 1915 die „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“. Erst die in mehreren Sprachen übersetzte 3. Auflage von 1922 wurde international zur Kenntnis genommen, stieß aber überwiegend auf Ablehnung. Mitte der sechziger Jahre, rund 30 Jahre nach Wegeners Tod, fanden seine Ideen im erweiterten Modell der Plattentektonik uneingeschränkte Anerkennung in der Wissenschaft. Die vielseitigen Interessen und der interdisziplinäre Ansatz Wegeners sind bis heute Vorbild in der Wissenschaft. Im Vorwort zur 4. Auflage seiner „Entstehung der Kontinente und Ozeane“ schreibt er: „Nur durch Zusammenfassung aller Geo-Wissenschaften dürfen wir hoffen, die Wahrheit zu ermitteln, d. h. dasjenige Bild zu finden, das die Gesamtheit der bekannten Tatsachen in der besten Ordnung darstellt und deshalb den Anspruch auf größte Wahrscheinlichkeit hat“. Eine vom Alfred-Wegener-Institut initiierte und mit zusätzlichen Registern versehene Neuauflage der ersten und vierten Auflage des Buches „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“ erscheint demnächst im Buchhandel.

Drama im Eis
Wegeners Hauptinteresse galt der Meteorologie. Mittels Drachen- und Ballonaufstiegen leistete er Pionierarbeit auf dem Gebiet der meteorologischen Forschung, insbesondere auf seinen Expeditionen ins grönländische Eis. Unter seiner Leitung sollte 1930 auf der vierten Expedition mit Hilfe von drei Stationen eine ganzjährige Aufzeichnung von Wetter und Eisverhältnissen quer über das grönländische Inlandeis erfolgen. Doch die Expedition stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Zuerst verzögerte Eisgang die Entladung der 98 Tonnen Ausrüstung bis zum 17. Juni 1930. Auch die erstmals eingesetzten Motorpropellerschlitten erfüllten nicht die Erwartungen, die im Inlandeis gelegene Station „Eismitte“ konnte nicht ausreichend versorgt werden.

Am 21. September 1930 führt Alfred Wegener selbst eine Rettungsaktion mit 15 Hundeschlitten an, die aufgrund der schlechten Wetterbedingungen bei Kilometer 151 auf drei Schlitten reduziert wird. Er schreibt in einem Brief, „daß es nun ums Leben geht“ für seine Freunde in „Eismitte“. Mit nur zwei Begleitern setzt er seinen Weg fort und erreicht die Station „Eismitte“ am 30. Oktober 1930. Am 1. November feiert die Gruppe in „Eismitte“ noch den 50. Geburtstag von Alfred Wegener, dann machen sich Wegener und sein Begleiter Rasmus Villumsen auf den Rückweg zur Weststation. Keiner der beiden erreicht lebend das Ziel. „Er war ein Charakter von makelloser Reinheit, schlichter Einfachheit und seltener Bescheidenheit. Dabei war er ein Mann der Tat, der mit eisernem Willen und zäher Energie unter Einsatz seines Lebens in Verfolgung eines idealen Zieles Ungewöhnliches geleistet hat“, schreibt Hans Benndorf in einem Nachruf über Alfred Wegener.

Wegeners Erbe
Nach Alfred Wegener sind die 1980 ins Leben gerufene Alfred-Wegener-Stiftung zur Förderung der Geowissenschaften (heute GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung) sowie das im gleichen Jahr in Bremerhaven gegründete Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Mee-resforschung benannt. Dort erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Polargebiete und die Meere unserer Erde. Dabei sind Wegeners Erkenntnisse und sein interdisziplinäres Denken noch heute wegweisend. Auf den Spuren Wegeners treffen sich vom 30. Oktober bis 2. November 140 Wissenschaftler zum zweiten Internationalen Alfred Wegener Symposium.

Die Bibliothek des Alfred-Wegener-Institutes betreut das „Alfred Wegener Archiv“ der gleichnamigen Stiftung. Es enthält seine Werke und Wegener-Biografien. Die Familie Wegener überließ dem Alfred-Wegener-Institut außerdem Urkunden und Dokumente zur Lebensgeschichte Alfred Wegeners. Den Hauptteil des Archivs machen die Nachlässe zweier Teilnehmer der Grönlandexpedition aus: Johannes Georgi, Leiter der Station „Eismitte“ und Fritz Loewe, der Wegener auf dem Hinweg nach „Eismitte“ begleitete. Das Archiv wird durch Ankäufe und Schenkungen ständig erweitert.

Alfred-Wegener-Filmfestival

In Kooperation mit dem Kommunalen Kino Bremerhaven e.V., Stadtkultur im DLZ Grünhöfe und Kino 46 in Bremen zeigt das Alfred-Wegener-Institut eine Filmreihe mit Produktionen über Alfred Wegener und seine Expeditionen in die bis dahin wenig bekannten Polargebiete. Die Vorstellung findet am 30. Oktober im Kino Atlantis, Hafenstr. 144 in Bremerhaven statt, sowie am 1. November im Kino 46, Waller Heerstr. 46 in Bremen. Das Alfred-Wegener-Filmfestival ist eine Veranstaltung im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des Alfred-Wegener-Institutes und Stadt der Wissenschaft 2005.

Programm am 30.10. 05 im Kino Atlantis
11:00-12:20 Das große Eis (78 min.)
13:00-13:35 Deutsche Grönlandexpedition Alfred Wegener Teil I-III (35 min. Stummfilm mit Guido Solarek live am Klavier)
14:00-14:25 Die Deutsche Grönlandexpedition Alfred Wegener (22 min. FWU)
15:00-16:30 SOS Eisberg (90 min.)

Programm am 01.11.05 im Kino 46 Bremen:
18:00-18:35 Deutsche Grönlandexpedition Alfred Wegener Teil I-III (35 min. Stummfilm mit Guido Solarek live am Klavier)
19:00-20:20 Das große Eis (78 min.)
20:30-20:50 Die Deutsche Grönlandexpedition Alfred Wegener (22 min. FWU)
21:00-22:30 SOS Eisberg (90 min.)

Bremerhaven, den 21. Oktober 2005

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Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.