Pressemitteilung

Spätfolgen der Elbeflut

[21. Juli 2003] 

Insektizide in Muscheln und Flundern nachgewiesen
Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven stellten bei Untersuchungen an Flundern und Miesmuscheln in der Elbmündung und im nördlichen Wattenmeer krankhafte Veränderungen in den Zellen der Tiere fest. Diese sind auf Pestizide zurückzuführen, die mit dem Elbehochwasser des letzten Jahres auch in die Nordsee gelangt sind und sich in Muscheln und Fischen angereichert haben.

Biomarker zeigen Leberschäden
Mit dem Eintreffen der Hochwasserwelle der Elbe waren vom Bundesamt für Seeschifffahrt sowie vom Institut für Küstenforschung im Forschungszentrum Geesthacht GmbH (GKSS) erhöhte Schadstoffkonzentrationen im Mündungsbereich der Elbe gemessen worden. In einer schnell und unbürokratisch vom AWI organisierten Aktion wurden Muscheln und Flundern auf mögliche Folgen des Schadstoffeintrags untersucht. In den Organismen wurden stark erhöhte Konzentrationen wasserlöslicher Pestizide wie Hexachlorcyclohexan (HCH) und Dichlordiphenyldichlorethan (DDD) gemessen. „Mit Hilfe von Biomarkern konnten wir bereits kurz nach Eintreffen der Flutwelle im Oktober 2002 krankhafte Veränderungen in den Lebern der Tiere feststellen“, erklärt Dr. Angela Köhler-Günther vom AWI. „Diese international anerkannten Zelltests signalisieren, dass die Zellen der zentralen Entgiftungsorgane überfordert sind. Schwere Leberschäden und möglicherweise Krebs können die Folgen sein.“

Regeneration ist möglich
Mit dem Rückgang der Schadstoffbelastung in der Mündungsregion der Elbe und in den Wattenmeergebieten in den folgenden fünf Monaten konnte Sonja Einsporn vom AWI auch eine Regeneration der krankhaften Zellen bei den untersuchten Tieren beobachten. Eine hohe Schadstoffbelastung und krankhafte Zellschädigungen zeigten dagegen noch im Januar Flundern aus der Helgoländer Tiefen Rinne. Hier waren die Zellveränderungen noch immer zu beobachten. Die Wissenschaftler vermuten, dass das Ausbleiben einer Erholung der Bestände in der Helgoländer Tiefen Rinne auf die Anreicherung von Schadstoffen an dieser tiefen Stelle der Nordsee zurückzuführen ist.

Bremerhaven, 21. Juli 2003

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Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.