Vibrationen eines Eisbergs registrierten Wissenschaftler          des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung und der          Firma Fielax mit Seismographen an der Neumayer Station in der Antarktis.          Die aufgezeichneten Schwingungen bilden harmonische Klänge mit bis          zu 30 Obertönen, die jedoch aufgrund der Tontiefe für das menschliche          Ohr nicht hörbar sind. Die Daten könnten zu einem besseren Verständnis          der Vorgänge in Vulkanen verhelfen, da dort ähnliche Schwingungsmuster          auftreten.
         
         Ergebnisse könnten auch Vulkanologen helfen
         Die          Ergebnisse ihrer Messungen analysieren die Forscher jetzt in einer im          Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Studie. Anfänglich          wurde vulkanische Aktivität als Ursache der als Tremore bezeichneten          niederfrequenten Schwingungen angenommen. Durch den Vergleich von seismischen          Peilungen stellte sich allerdings heraus, dass die Quelle der Schwingungen          wanderte. Mit Hilfe von Satellitenaufnahmen konnte schließlich ein          gigantischer Eisberg mit einer Fläche von 30 mal 50 Kilometern als          Ursache identifiziert werden.
         
         Die Forscher vermuten, dass innerhalb der Spalten- und Tunnelsysteme des          Eisbergs strömendes Wasser elastische Schwingungen anregt, ähnlich          den Schwingungen einer Orgelpfeife. „Das Verständnis dieser,          vulkanischen Tremoren sehr ähnlichen Aufzeichnungen könnte umgekehrt          auch den Vulkanologen helfen, die Ursachen vulkanischen Tremors besser          zu erklären“, vermutet Christian Müller von der Firma          Fielax GmbH. „Eisberge besitzen im Gegensatz zu komplexen Vulkansystemen          eine einfachere Aufbaustruktur.“ 
         
         13 Stunden Tremor
         Das          spektakulärste der insgesamt elf Ereignisse wurde am 22. Juli 2000          aufgezeichnet und hielt 16 Stunden an. Auslöser waren zwei kurzzeitige          Erdbeben, die lokalisiert werden konnten und durch die Kollision des Eisbergs          mit der Kennung B-09A mit dem Kontinentalhang erzeugt wurden. Anschließend          wurden seismische Signale in einer zweistündigen Sequenz mit stark          variierenden Frequenzen registriert, die von einer einstündigen seismischen          Ruhephase abgelöst wurde. Darauf folgte dann harmonischer Tremor          von 13 Stunden Dauer. Die seismischen Geräusche entstanden durch          die Fortsetzung der Kollision des Eisbergs, der am Kontinentalhang entlangschrammte          oder durch Einbrüche innerhalb des Eisbergs. 
         
         Bereits 1987 war der Eisberg vom Ross-Schelfeis losgebrochen und zweimal          auf seinem Weg um die Antarktis für mehrere Jahre gestrandet, bis          er im Jahr 2000 an der Neumayer-Station des Alfred-Wegener-Instituts in          Richtung Westen vorüber trieb. Neben dem harmonischen Charakter war          besonders die von B-09A erzeugte Intensität der Tremore auffällig.          Sie wurden auf einer Entfernung bis über 800 Kilometern seismisch          wahrgenommen und sind in ihrer Stärke mit vulkanischen Tremoren wie          vom Mount St. Helens oder den Vulkanen auf Hawaii vergleichbar.
         
         Der Artikel „Singing icebergs“ wird am 25. November in “Science”          (Vol. 310, Issue 5752) veröffentlicht. 
         
         Ansprechpartner ist Dr. Christian          Müller. 
Bremerhaven, den 24. November 2005
         
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