Pressemitteilung

Grönland bald ohne Eis?

[21. Oktober 2005] 

Modellrechnungen zeigen die weltweiten Eisvorkommen sensibler für globale Klimaerwärmung als bisher angenommen.

Ein Anstieg des Meeresspiegels ist eine der wichtigsten Konsequenzen aus einer erhöhten Konzentration an Treibhausgasen in unserer Atmosphäre und der daraus resultierenden globalen Klimaerwärmung. Ein völliges Abschmelzen des grönländischen Inlandeises und der Eiskappe der Antarktis würde den Meeresspiegel um etwa 70 Meter ansteigen lassen. Bereits heute ist aufgrund der globalen Erwärmung ein zunehmendes Abschmelzen der Gletscher auf Grönland zu erkennen. Dank eines erhöhten Schneefalls in der Antarktis ist ein bedrohlicher Anstieg des Meeresspiegels bisher ausgeblieben.

In einem jetzt im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Beitrag zeigen Wissenschaftler anhand von Modellrechnungen, dass ein theoretischer Anstieg der globalen Temperatur von nur 3 °C ausreichen würde, das Grönlandeis rapide abschmelzen zu lassen. „Bleibt es bei dem derzeitigen Ausstoß von Treibhausgasen in unsere Atmosphäre, könnte bereits im Jahre 2050 dieser Prozess unwiderruflich in Gang gesetzt werden“, so Dr. Philippe Huybrechts, einer der Autoren des Artikels und Glaziologe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Der Schneefall in der Antarktis würde nach dem 21. Jahrhundert demnach dann nicht mehr ausreichen, den Beitrag Grönlands zum Anstieg des Meeresspiegels zu kompensieren.

Diese theoretische Möglichkeit, wie es in Zukunft um das Klima, die Eisverteilung und die Höhe des Meeresspiegels auf der Erde bestellt ist, macht deutlich, wie wichtig zuverlässige Daten über das gesamte Eisvorkommen auf unserem Planeten sind. Der Anfang Oktober beim Start verloren gegangene Satellit CryoSat sollte der Wissenschaft ebensolche Daten liefern, um genauere Aussagen über die klimatische Zukunft unseres Planeten treffen zu können. Die Prognosen der Glaziologen um Dr. Huybrechts machen eines besonders klar: Ein Neustart von CryoSat ist für alle Menschen wichtiger denn je.

Bremerhaven, den 21. Oktober 2005

Quelle: Science 310, 456-460 (21. Oktober 2005)

Ihr Ansprechpartner ist Dr. Philippe Huybrechts, E-Mail: phuybrechts@awi-bremerhaven.de

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Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.