AWI Potsdam

Generationswechsel in der AWI-Permafrostforschung

Hans-Wolfgang Hubberten übergibt nach 24-jähriger Amtszeit die Sektionsleitung an Guido Grosse
[12. September 2016] 

Am AWI Potsdam hat am Montag vergangener Woche ein Generationswechsel stattgefunden. Nach 24 Jahren an der Spitze der AWI-Permafrostforschung hat Prof. Dr. Hans-Wolfgang Hubberten im Rahmen einer Feierstunde offiziell die Leitung der Sektion Periglazialforschung an seinen Nachfolger Prof. Dr. Guido Grosse übergeben.

Damit geht einer der großen Vorreiter der deutschen Permafrostforschung in den verdienten Ruhestand.

Hans-Wolfgang Hubberten hatte am 2. Januar 1992 die Leitung der Potsdamer Außenstelle des Alfred-Wegener-Institutes übernommen. Ihr gehörten damals sieben weitere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an, deren Aufgabe zunächst einmal darin bestand, Büros zu renovieren und ein erstes provisorisches Labor in einer alten Polizei-Baracke einzurichten. Heute arbeiten am AWI Potsdam in zwei Sektionen mehr als 100 Wissenschaftler, Ingenieure und Verwaltungsangestellte. Das jüngere der beiden AWI-Institutsgebäude auf dem Potsdamer Telegrafenberg wird derzeit ausgebaut und erhält neue Büro- und Laborräume.

Die Sektion Periglazialforschung hat sich außerdem mit vielen Forschungsprojekten in Russland, Kanada, Alaska und der Mongolei den Respekt der internationalen Wissenschaftsgemeinde erarbeitet und gehört mittlerweile zu den weltweit führenden Permafrost-Kompetenzzentren. „Eine der großen Stärken Hans Hubbertens war und ist es, Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammenzubringen und für ein gemeinsames Projekt zu begeistern. Aus diesem Grund war er nicht nur die ideale Besetzung für den Aufbau der Forschungsstelle Potsdam. Sein Talent spiegelt sich auch bis heute in der Zusammensetzung unserer Sektion Periglazialforschung wider. In ihr arbeiten deutlich mehr Experten aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen als in allen anderen Permafrost-Forschungsgruppen. Das macht unsere Sektion auch so einzigartig“, sagte AWI-Direktorin Prof. Dr. Karin Lochte während der Feierstunde in Potsdam.

Der neue Sektionsleiter Guido Grosse überreichte seinem Vorgänger zum Abschied das Trennrohr eines Massenspektrometers als symbolisches Geschenk. Als gelernter Isotopen-Geochemiker hatte Hans-Wolfgang Hubberten unter anderem den Aufbau des Isotopen-Labors am AWI Potsdam vorangetrieben und gemeinsam mit Laboreiter Hanno Meyer wegweisende Analysemethoden entwickelt.

Für Guido Grosse gilt es nun, die Erfolgsbilanz der Sektion Periglazialforschung fortzusetzen. „Wir stehen zum einen vor der Herausforderung, die fachliche Diversität zu erhalten, welche unsere Sektion bisher so stark und einmalig in der Forschungswelt gemacht hat. Zum anderen stellen wir uns der Aufgabe, die Arbeitsthemen der Sektion zu fokussieren, um hier weiter Spitzenforschung liefern zu können beziehungsweise in neue wichtige Bereiche vorzustoßen“, sagte der 40-Jährige.

Eine größere Rolle sollen in Zukunft auch Satellitendaten spielen: „Die Erkenntnisse, die wir bisher vor allem bei Expeditionen in die russische, kanadische und alaskanische Arktis gewonnen haben, wollen wir verstärkt auch auf die Permafrostregion insgesamt übertragen, um regionale und globale Folgen einer sich schnell verändernden Arktis besser abschätzen zu können. Das heißt, wir werden künftig zum Beispiel verstärkt mit großflächigen Satellitendaten arbeiten, um die Veränderungen in den Permafrostlandschaften genauer zu bestimmen“, erläuterte Guido Grosse und fügte hinzu:  „Wo, wie schnell und warum werden wichtige Forschungsfragen für uns sein. Außerdem ist es unser großes Ziel, unsere Forschungergebnisse auch für Entscheidungsträger in der Klimapolitik, im Landnutzungs- und Resourcensektor sowie bei den direkt betroffenen Bewohnern in Permafrostregionen relevanter zu machen.“

Zum anderen wollen er und sein Team die Expertise in der Untersuchung von Kohlenstoff- und Stickstoff-Kreisläufen im Permafrost mit einem neuen Speziallabor am AWI Potsdam erweitern. In dem neuen Labor wollen die Forscher untersuchen, wie viele Tier- und Pflanzenreste in Permafrostproben aus verschiedenen Regionen eingeschlossen sind, welche Eigenschaften diese Einschlüsse haben und wie schnell sie im Falle eines Auftauens durch Mikroorganismen abgebaut werden können. Im Zuge dieses Abbaus werden nämlich die Treibhausgase Methan und Kohlendioxid freigesetzt, wodurch sich die Erderwärmung weiter verstärkt. „Neben all dem gilt es außerdem, unsere Langzeitmessungen von Permafrosteigenschaften im Lena-Delta und an unserer Arktis-Forschungsstation auf Spitzbergen fortzusetzen. Es gibt also weiterhin viel zu tun“, so Guido Grosse. 

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Wissenschaft

Guido Große
+49(331)-58174-5400
guido.grosse@awi.de

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