Pressemitteilung

Forschungseisbrecher Polarstern kehrt nach 19 Monaten aus der Antarktis zurück

[27. April 2007] 

Bremerhaven, den 27. April 2007. Spurenstoffe, Kontinentalplatten, neue Arten am Meeresboden, beschleunigte Gletscher - nach neunzehn Monaten in antarktischen Gewässern kehrt das Forschungsschiff Polarstern am 4. Mai in seinen Heimathafen Bremerhaven zurück. Es war die 23. Antarktisexpedition des Eisbrechers, Flaggschiff des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft. 450 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen aus 24 Ländern untersuchten in 10 Etappen den südlichen Ozean. Polarstern durchkreuzte auf dieser Fahrt das Weddellmeer, die Lazarewsee, die Scottsee, die Amundsensee und die Drake-Passage. Sie gelangte in entlegene Gebiete wie die Pine-Island-Bucht, das Larsen-Schelfeis an der Antarktischen Halbinsel und die ganz im Osten der Antarktis liegende Prydz-Bucht. Die Untersuchungen erstreckten sich entlang diverser Inselketten, darunter Peter-Island, die Südlichen Orkney- und Südlichen Shetland-Inseln und die Kerguelen-Inseln.


Im neunten Teilabschnitt standen geophysikalische Arbeiten im Gebiet zwischen dem Kerguelen-Plateau und dem ostantarktischen Festland im Vordergrund. Im Rahmen des Projektes Plates & Gates, einem Beitrag zum Internationalen Polarjahr, führten Wissenschaftler umfangreiche seismische und magnetische Vermessungen durch. Dabei wurde ein unterseeisches Plateau von der Größe Deutschlands und Frankreichs genau untersucht: „Dieses Plateau ist in einem massiven vulkanischen Ereignis kurz nach dem Aufbruch zwischen Indien und der Antarktis vor ca. 120 Millionen Jahren im Indischen Ozean entstanden“, erklärt Dr. Karsten Gohl, Geophysiker am Alfred-Wegener-Institut. „Zum ersten Mal sehen wir, dass die vulkanischen Abfolgen des südlichen Kerguelen-Plateaus bis dicht an den antarktischen Kontinent heran zum großen Teil mit kontinentaler Erdkruste unterlegt sind. Unsere Messungen zeigen, dass in dieser Region ein kontinentales Fragment zwischen Indien und der Antarktis von einer bisher nicht vermuteten Größe existierte“, so Gohl, der Projektleiter von Plates & Gates ist. Diese Daten sollen in eine Computeranimation einfließen, die die früheren Meeresströmungen und die Klimaentwicklung in dieser Zeit der Erdgeschichte rekonstruiert.

Der achte Fahrtabschnitt widmete sich der antarktischen Lebensvielfalt, dem Zustand der Fischereibestände in der Antarktis und neuen Techniken zur Beobachtung von Walen. Lesen Sie mehr in dazu in den <link de aktuelles_und_presse pressemitteilungen detail item einzigartiges_oekosystem_unter_dem_ehemaligen_larsen_schelfeis>Pressemitteilungen vom 25. Februar 2007 und <link de aktuelles_und_presse pressemitteilungen detail item polarstern_auf_mission_zum_larsen_schelfeis>24. November 2006.

Die Teilabschnitte fünf bis sieben fallen in den antarktischen Winter. Den Winter in antarktischen Gewässern zu verbringen, ist nur durch die Eis brechenden Fähigkeiten von Polarstern möglich. Das nordwestliche Weddellmeer südlich der Shetlandinseln war das Untersuchungsgebiet auf dem siebten Teilabschnitt mit einem Forschungsprogramm aus verschiedenen Disziplinen. Dazu zählen Meereisphysik, Biologie, Luftchemie und die Bathymetrie zur Vermessung des Meeresbodens. Auf dem sechsten Fahrtabschnitt ging es um die Frage, was der Krill im antarktischen Winter macht, während im fünften Teilabschnitt Hotspots aus dem Erdaltertum ein zentrales Thema des Forschungsprogramms waren. Lesen Sie mehr dazu in den Wochenberichten...

Im vierten Fahrtabschnitt untersuchten die Forscher die Vereisungsgeschichte der Westantarktis. Mehr dazu in den Pressemitteilungen vom <link de aktuelles_und_presse pressemitteilungen detail item nach_drake_zu_amundsen_polarstern_expedition_in_die_amundsensee>10. Februar 2006 und <link de aktuelles_und_presse pressemitteilungen detail item beschleunigter_rueckzug_des_westantarktischen_eisschildes>19. April 2006.

Während des dritten Fahrabschnitts wurden in der Drake-Passage zwischen der Antarktis und Südamerika Strömungsmessgeräte ausgebracht, die mehrere Jahre lang Daten zum Zirkumpolarstrom aufnehmen sollen. Mehr zum <link de aktuelles_und_presse pressemitteilungen detail item deutsch_franzoesische_zusammenarbeit_im_antarktischen_zirkumpolarstrom>Forschungsprogramm dieser Expedition unter:

Bis Ende Mai wird Polarstern in der Lloyd-Werft sein. Dabei werden die nach 19 Monaten im Eis angefallenen Wartungs- und Reparaturarbeiten ausgeführt. Am 29. Mai startet Polarstern ihre 22. Arktis-Expedition.

<link de aktuelles_und_presse veranstaltungen detail item>250.000 Meilen auf See – Der Forschungseisbrecher Polarstern aus Sicht des Kapitäns.
Uwe Pahl ist seit Dezember 1995 Kapitän des Forschungsschiffes Polarstern. Auf mehr als dreißig Reisen hat er beinahe eine viertel Million Seemeilen mit Polarstern zurückgelegt. In seinem Vortrag mit einem begleitenden Film erleben Sie den Einsatz des Schiffes in arktischen wie antarktischen Regionen mit Impressionen der befahrenen Seegebiete, der Forschung und des Lebens an Bord des leistungsfähigsten Forschungseisbrechers der Welt. Kapitän Pahl legt bei seiner Darstellung besonderen Wert auf die Sicht der Schiffsführung. Am 2. Mai findet der Vortrag um 19:30 Uhr im Deutschen Schiffahrtsmuseum, Hans-Scharoun-Platz 1 in Bremerhaven statt, am 3. Mai um 19:30 Uhr im Haus der Wissenschaft, Sandstr. 4/5 in Bremen. Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei.

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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.