Wenn Engel reisen… sagt man. Danach müsste hier an Bord eine ganze Menge Engel unterwegs sein bei so viel gutem Wetter um diese Jahreszeit. Selbst in der Biskaya hat es nicht geweht und so konnten wir unsere geplanten Stationen ohne Abstriche abarbeiten.

Querab Portugal trafen wir auf das deutsche Segelschulschiff Gorch Fock aus Süden kommend. Eine kleine Kursänderung beider Schiffe und wir fuhren nahe aneinander vorbei. Typhon und ein Flaggendip zur Begrüßung und auf beiden Seiten standen die Menschen und haben sich freudig zugewinkt. Eine Begegnung auf See ist schon immer etwas ganz Besonderes (Abb.1).
Zurzeit sind wir am Ampère Seamount, ein mächtiger Seeberg, der sich aus fast 5000m Wassertiefe bis zu 100m unter der Wasseroberfläche erhebt. Er liegt ungefähr 430sm westlich von Gibraltar und gehört einer Gruppe von 9 inaktiven Vulkanen in dieser Gegend an. Er ist auch für die Biologen interessant, weil solche Unterwasserberge oft eine "Oase" für die marine Lebenswelt darstellen und so sind die Studenten fleißig am Proben nehmen und Messen. In den letzten Tagen haben sie wenig Schlaf bekommen und so waren die Labore auch nachts bevölkert (Abb. 2). Wasserproben filtrieren, Plankton bestimmen und zählen sowie Proben konservieren für spätere Untersuchungen. Es ist schön zu sehen, wie engagiert die Studenten und Studentinnen an die Sache rangehen und wie sie die Chance nutzen ordentlich etwas zu lernen, was ihnen in der "grauen Theorie" an der Uni so nicht geboten werden kann.
Der Unterwasserberg ist aber nicht nur für die Studenten interessant, sondern auch für Ralf, Catalina und Sebastian, die zusammen mit den Elektronikern hier an Bord unsere hydroakustischen Messanlagen überprüfen und kalibrieren, damit sie für die kommenden Antarktis-Saison benutzt werden können. Diese Aufgabe wäre gar nicht so schwierig, wenn da nicht die Sache mit dem Motion Sensor wäre. Eine fundamentale Grundlage um sich auf See zu orientieren ist natürlich zu wissen, wo man sich befindet. Das war zu Anfang der Seefahrt durchaus nicht so trivial. Heute haben wir es natürlich viel einfacher. Dank GPS (Global Positioning System) und Kompass wissen wir den Ort und die Richtung, so dass wir sagen können, wo genau wir unsere Messungen gemacht haben und sie so georeferenzieren können. Aber wenn wir die genaue Wassertiefe bestimmen wollen, oder die Topographie des Meeresbodens erkunden wollen, oder welche Sedimente am Boden vorkommen, dann benutzen wir dazu hydroakustische Messverfahren. Wir schicken also ein akustisches Signal vom Boden des Schiffes aus in Richtung Meeresboden, der wird dort reflektiert und am Boden des Schiffes wieder empfangen. Durch die Laufzeit des Signals können wir dann die Wassertiefe errechnen. Theoretisch, praktisch ist es aber natürlich so, dass sich das Schiff im Wasser immer bewegt, es rollt von steuerbord nach backbord, Wellen drücken den Bug nach oben. Damit wird dieses akustische Signal natürlich nicht immer senkrecht nach unten abgestrahlt und es ergeben sich falsche Berechnungen aufgrund der längeren Laufzeit. Hier kommt nun der Motion Sensor ins Spiel, der sagt uns nämlich wie die Lage des Schiffes ist. Mit diesen Informationen wird dann dieser Fehler herausgerechnet. Dazu müssen Motion Sensor und die Messgeräte mit einander kommunizieren. Kommt z.B. das Signal vom Motion Sensor zu spät, dann sind die Messdaten nicht in einer Qualität, wie wir sie erwarten. Aber die Gruppe um Ralf hat seit Bremerhaven viel Arbeit investiert und dafür gesorgt, dass die Daten vom Fächersonar (Topographie des Meeresbodens) (Abb.3) und Parasound (Sedimentbeschaffenheit des Meeresbodens) in einer so hohen Qualität sind, dass die Wissenschaft damit arbeiten kann. Damit ist die Arbeit getan und die drei können zufrieden in Las Palmas aussteigen und nach Hause fliegen.


Ein Problem gelöst, ein anderes noch nicht ganz. Unsere Satelliten-Antennen funktionieren nicht hundertprozentig, obwohl sie in Bremerhaven gewartet wurden. Vielleicht hat der eine oder andere Leser es schon gemerkt. In der letzten Woche kam es zu kurzen Unterbrechungen im E-Mail-Verkehr. Nichts dramatisches, aber auch an dieser Stelle muss das Schiff für die Antarktis hundertprozentig funktionieren. Wir werden also in Las Palmas zwei Spezialisten an Bord nehmen, die das Problem lösen werden.
Wir sind gerade dabei, die letzte Station am Ampère Seamount abzuarbeiten. Am frühen Nachmittag werden wir dann Richtung Las Palmas dampfen und das bei bestem Sonnenschein und einer spiegelglatten See. Ideale Voraussetzung zum Testen unseres Octocopters, den wir nächste Woche vorstellen werden.
Mit besten Wünschen
Rainer Knust