Pressemitteilung

Eine Skulptur in der Antarktis

[17. November 2004] 

Nach zehnjähriger Vorbereitungszeit ist es nun soweit: Am 24. November 2004 wird der Kölner Künstler Lutz Fritsch aufbrechen, um sein Kunstwerk, die Bibliothek im Eis an der Neumayer-Station des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Antarktis einzurichten.

In der Weite des Naturraums, etwa 200 Meter von der deutschen Forschungsstation entfernt, wird die Bibliothek im Eis als Gegenpol zur funktional unter dem Eis errichteten Station auf dem Eis stehen. Ein Orientierungspunkt, eine Landmarke in der unendlichen Weite der Antarktis. Rot lackiert ist das Dach des Spezialcontainers, schon von weitem daher in Eis zu sehen, in vier verschiedenen Grüntönen, maigrün, smaragdgrün, gelbgrün, laubgrün sind die Seitenwände lackiert: Grün, die Sehnsuchtsfarbe in der Antarktis. Ein Fenster öffnet den Blick in die Weite. Von innen ein wohnlicher Raum, ausgestattet mit warmtönigen Kirschholzregalen, einem Schreibtisch mit Sessel, einem Ledersofa und individuellem Leselicht.

Das Kunstwerk ist gleichzeitig eine real benutzbare Bibliothek. Künstler und Wissenschaftler haben für diese Bibliothek und die Wissenschaftler, die 15 Monate im ewigen Eis überwintern, jeweils ein Buch mit Widmung gestiftet, in der sie erläutern warum sie gerade dieses Buch ausgewählt haben.

Während des Neujahrsempfangs am 19. Januar 2005 in Bremen wird telefonisch mit Lutz Fritsch in der Antarktis die „Bibliothek im Eis“offiziell eingeweiht. Gleichzeitig werden aktuelle Filmaufnahmen aus der Antarktis gezeigt. Die Einweihung der Bibliothek ist das erste feierliche Ereignis zum Jubiläumsjahr 25 Jahre Alfred-Wegener-Institut.

Als Bildhauer beschäftigt sich Lutz Fritsch seit je her mit dem Raum, dem Umgang mit und der Beschaffenheit von Räumen. Bekannt sind seine Großskulpturen im urbanen Raum. Vom eigenen Formenspiel zerberstender Eisschollen über die abstrakten Formationen der großen Eisberge bis hin zur verlorenen Existenz des Einzelnen in der Eiswüste: Das Kunstprojekt steht im Kontext seiner langen, intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Eis und (Ant-)Arktis. In Filmen, Zeichnungen und Skulpturen hat Fritsch sich bereits seit vielen Jahren damit beschäftigt. Ihn fasziniert die Weite, die Maßstabslosigkeit des Naturraums sowie die eigene Ästhetik der dem Eis innewohnenden Kräfte ebenso wie die Möglichkeiten menschlichen (Zusammen-) Lebens unter den extremen Bedingungen.

Bereits im Winter 1994/95 nahm der Bildhauer Lutz Fritsch an der Expedition des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (Bremerhaven) in die Antarktis teil. 1997 folgte die Expedition in die Arktis und jetzt 2004/05 wird er auf seiner dritten Expedition mit dem Alfred-Wegener-Institut das vor zehn Jahren begonnene Kunstprojekt aufbauen.

Das Projekt wird gefördert und unterstützt durch das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven, die Kunststiftung NRW und private Sponsoren.
Bremerhaven, den 17. November 2004

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Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.