Pressemitteilung

Ein Ozonloch entsteht

[05. Juni 2003] 

Start einer internationalen Messkampagne in der Antarktis
Am 14. Juni beginnt eine von Wissenschaftlern der Forschungsstelle Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) geleitete internationale Messkampagne in der Antarktis, mit der bisher ungeklärte Fragen zur Zerstörung des Ozons gelöst werden sollen. Neun antarktische Messstationen, darunter die deutsche Neumayer-Station des AWI, werden über vier Monate hunderte von Ozonsonden starten, und dabei ein genaues Bild zeichnen, wann, wo, und mit welcher Geschwindigkeit das Ozon zerstört wird.

Beobachtung von Luftmassen
Die Besetzung der Neumayer Station wurde eigens für die Kampagne um eine Person aufgestockt: Ina Weber befindet sich seit Dezember 2002 als zehnte Überwinterin an der Station, und in den nächsten Monaten wird ihre Hauptaufgabe das zeitgenaue Starten der Ozonsonden sein. Die Sonden steigen an mit Helium gefüllten Ballons bis zu einer Höhe von etwa 35 Kilometern, und messen dabei permanent die Ozonkonzentration. Die genauen Startzeiten der Sonden an Neumayer und acht weiteren internationalen Messstationen werden jeweils kurzfristig mit dem Ziel festgelegt, den Ozongehalt einer einmal vermessenen Luftmasse ein zweites Mal zu erfassen. So lässt sich die Zerstörung des Ozons in einer bestimmten Luftmasse direkt verfolgen. Dr. Peter von der Gathen, Leiter des Projektes: „Dass das Ozon in der Antarktis abgebaut wird, ist bekannt. Was uns jetzt interessiert, ist der exakte Zeitablauf der Zerstörung, um ihn mit Modellrechnungen zu vergleichen.“

Lernen vom Süden für den Norden
Dieses Messverfahren wurde entwickelt, um die schwächere und damit schwieriger zu messende Ozonzerstörung in der Arktis nachzuweisen, und wird nun zum ersten Mal auch in der Antarktis eingesetzt. Die jetzige Kampagne ist Teil des von der EU geförderten Forschungsprojektes QUOBI (Quantitative Understanding of Ozone losses by Bipolar Investigations), und wird von mehreren außereuropäischen Ländern unterstützt. Sie wird die Möglichkeit bieten, die Geschwindigkeit der Ozonzerstörung in der Arktis direkt mit der Antarktis zu vergleichen. Dies soll Aufschluss über bisher noch nicht geklärte Prozesse während der Dämmerung geben: Messungen der vergangenen Jahre in der Arktis hatten bei niedrigen Sonnenständen eine schnellere Ozonzerstörung gezeigt, als es sie nach dem bisherigen Kenntnisstand geben sollte. Auch die gesamte Menge des Ozonverlustes im Frühjahr ließ sich bei diesen Messungen nicht immer erklären. Die Daten aus der Antarktis sollen helfen, den Mechanismus für diese zusätzliche Ozonzerstörung zu finden. Um die zukünftige Entwicklung der Ozonschicht abzuschätzen, müssen alle beteiligten Prozesse genau verstanden sein.

Alle Jahre wieder
Spätestens in der zweiten Septemberhälfte rechnen die Forscher mit einer vollständigen Zerstörung des antarktischen Ozons in einer Höhenschicht zwischen 15 und 20 Kilometern, wie sie seit Jahren beobachtet wird. Mit Beginn des antarktischen Sommers im Dezember endet die alljährliche Ozonzerstörung, und das Ozonloch schließt sich durch Vermischung mit ozonreicher Luft aus der Umgebung.
Seit etwa zwanzig Jahren bildet sich alljährlich zwischen August und September das Ozonloch über der Antarktis. Für einen Großteil der Ozonzerstörung sind Chlorradikale verantwortlich, die aus industriell hergestellten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und anderen Halogenverbindungen freigesetzt werden. Obwohl deren Produktion durch internationale Abkommen mittlerweile stark eingeschränkt ist, wird es noch Jahrzehnte dauern, bis sie aus der Atmosphäre entfernt sind.


Bremerhaven, den 5. Juni 2003

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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.