Auszeichnung

Leibniz-Preis 2024 für AWI-Forscherin Ulrike Herzschuh

[07. Dezember 2023] 

Der renommierte Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wurde heute an die Polarbiologin Prof. Dr. Ulrike Herzschuh verliehen. Sie leitet am Standort Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, die Abteilung für Polare Terrestrische Umweltsysteme und gilt als eine der führenden Forscherinnen an der Schnittstelle zwischen Erdsystemwissenschaften und Biodiversitätsforschung.

„Wir freuen uns riesig, dass Ulrike Herzschuh heute mit dem bedeutendsten deutschen Forschungspreis, dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG, ausgezeichnet wurde“, sagt Prof. Dr. Antje Boetius, die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). „Seit vielen Jahren macht ihre interdisziplinäre Forschung zur Vegetation in Polar- und Bergregionen von sich reden. Ulrike Herzschuh untersucht die Interaktion zwischen Klimawandel und der Veränderung von Landschaften, besonders auch der Besiedlung durch Pflanzen. Mit ihrer innovativen Forschung zur Rekonstruktion von Ökosystemen anhand von alter DNA und Pollen aus Seesedimenten, kann sie das Vergangene zum Leben erwecken und aufzeigen, welche Landschaftsveränderungen wir zu erwarten haben.“

„Die Auszeichnung mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ist eine große Ehre“, freut sich Prof. Dr. Ulrike Herzschuh. „Wissenschaft ist Teamarbeit. Mein Dank geht an alle Studierenden, die Techniker:innen, Promovierenden, Wissenschaftler:innen und die unterstützenden Dienste am AWI. Und wir freuen uns, dass die Verletzlichkeit von Ökosystemen, insbesondere den polaren, somit etwas mehr Aufmerksamkeit erhält. Der menschenverursachte Klimawandel, der auch in der Arktis unweigerlich zu Biodiversitätsverlust führt, hat unser Hinsehen und Handeln sehr nötig. Diese wichtige Arbeit wäre aber auch ohne die großartige Unterstützung meiner Familie nicht möglich.“

Neben ihren Untersuchungen zu Biodiversitätsänderungen konnte sie insbesondere auch Erkenntnisse zum Klimawandel beitragen. So konnte sie beispielsweise erstmals zeigen, dass sich die weltweiten Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse über die letzten Jahrtausende sehr unterschiedlich entwickelten und dass diese regionalen Muster auch für künftige Entwicklungen angenommen werden müssen.

Auch international ist die Geobiologin bestens vernetzt. Das zeigt unter anderem ihre Wahl zur deutschen Vertreterin in den internationalen Expertengremien „International Arctic Science Committee“. Derzeit engagiert sie sich in der Steuerungsgruppe „Paläoklima-Modellierungsinitiative“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und leitet ein BMBF Verbund zu den Stressoren der Tundra. Ihre Forschung wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Bernd-Rendel-Preis der DFG (2003), dem Nachwuchspreis des Landes Brandenburg (2008), dem Albert-Maucher-Preis der DFG (2010). Sie erhielt den ERC Consolidator Prize in 2018.

Die Polar- und Gebirgsforschung bringt Ulrike Herzschuh und ihr Team auf spannende Feldexpeditionen unter extremen Bedingungen, darunter Nordsibirien, die Antarktis, das Tibet-Plateau und, wie in diesem Jahr, nach Alaska. Sie ist damit ein Vorbild für viele junge Forscherinnen und Forscher, die sie auch durch ihre engagierte Lehrtätigkeit an der Universität Potsdam inspiriert.

„Ulrike Herzschuh vereint in ihrer Forscherpersönlichkeit eine einzigartige Kombination von Fähigkeiten, nämlich die des rigorosen analytischen Denkens sowie der interdisziplinären und innovativen Feldforschung unter extremen Bedingungen. Ich schätze auch ihr Engagement, die anspruchsvolle wissenschaftliche Kommunikation zum Thema Klima- und Polarwandel zu unterstützen“, sagt Antje Boetius.

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gilt als der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Er ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotiert und soll es herausragenden Spitzenforscherinnen und -forschern ermöglichen, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern sowie besonders qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen zu beschäftigen.

Weitere Informationen zum Preis: https://www.dfg.de/gefoerderte_projekte/wissenschaftliche_preise/leibniz-preis/

 

Glückwünsche zur Auszeichnung


Prof. Dr. Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft

„Ich gratuliere Ulrike Herzschuh ganz herzlich zu dieser fantastischen Auszeichnung. Die DFG würdigt mit dem Leibniz-Preis eine herausragende Helmholtz-Forscherin“, sagt Helmholtz-Präsident Otmar D. Wiestler. „Mit ihrer Forschungsgruppe widmet sich Ulrike Herzschuh den komplexen, langfristigen Wechselwirkungen zwischen Klima, Mensch und Ökosystemen in polaren Kontinentalgebieten. Sie schaut tief in die Klimaarchive unserer Erde, etwa aus Permafrostböden, und legt damit wichtige Grundsteine, damit wir aus der Vergangenheit für unsere Zukunft lernen können. Die Konferenz in Dubai führt uns erneut vor Augen, wie entscheidend dieses Gebiet für die Gestaltung unserer Zukunft ist.“
 

Brandenburgs Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle

„Schöne Geschenke gibt’s zu Weihnachten, exzellente Auszeichnungen schon jetzt: Herzlichen Glückwunsch an Prof. Dr. Ulrike Herzschuh zum Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis! Das Alfred-Wegener-Institut in Potsdam nimmt eine Spitzenposition in der internationalen Wissenschafts-Gemeinschaft ein, insbesondere im Hinblick auf Erkenntnisse im Zusammenspiel von Klima und Umweltveränderungen. Ulrike Herzschuhs Forschung zur Rekonstruktion von Ökosystemen anhand von fossiler DNA und Pollen aus Seesedimenten hat die DFG bei der Preisvergabe überzeugt. Wir wissen schon lange, dass Ulrike Herzschuh spitze ist – deswegen haben wir sie bereits 2007 mit dem Postdoc-Preis des Landes Brandenburg ausgezeichnet.“

 

Prof. Oliver Günther, Ph.D., Präsident der Die Universität Potsdam:

„Die Universität Potsdam freut sich mit ihrer gemeinsam mit dem AWI berufenen Professorin Ulrike Herzschuh über diese so wichtige Auszeichnung. Mit Frau Herzschuhs Arbeitsgebiet, der Geoökologie, wird auch ein Bereich in den Vordergrund gestellt, der an der UP seit vielen Jahren einen zentralen Arbeitsschwerpunkt darstellt. Dies zeigt sich auch in dem gemeinsam mit AWI, PIK und UFS betriebenen internationalen Masterstudiengang ‚Climate, Earth, Water, Sustainability (CLEWS)‘, in dem Frau Kollegin Herzschuh eine wichtige Rolle spielt.“

Kontakt

Wissenschaft

Ulrike Herzschuh
+49 331 58174-5601
Ulrike.Herzschuh@awi.de

Pressestelle

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2006, 0151 70 68 03 55
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