18. September 2025
Online-Meldung

Eine Pionierin auf vielen Feldern

Zum Tod der Biologin Irmtraut Hempel
Besuch bei Herrn und Frau Hempel (Foto: Esther Horvath)

Bis weit ins 20. Jahrhundert war die Forschungsschifffahrt eine Domäne der Männer. In der jungen Bundesrepublik noch waren Sprüche zu hören wie „Frau an Bord bringt Unglück“. Die Rollen waren damals klar verteilt zwischen den Geschlechtern. Es war eine Zeit, in der es für Frauen nicht einfach war, aus ihnen auszubrechen und  eigene Wünsche umzusetzen. Dazu brauchte es Pionierinnen, die das wagten, mit Mut und Hartnäckigkeit und Leidenschaft. Starke und durchsetzungsfähige Frauen. Eine von ihnen, die dabei voranging, war Irmtraut Hempel.

Die 1924 geborene, promovierte Biologin arbeitete in den 70ern an Krill-Larven. Der Haken dabei: Die Proben erhielt sie immer erst im Labor. Die Männer brachten sie von ihren Expeditionen mit. Das schränkte die Erkenntnismöglichkeiten der jungen Forscherin natürlich ein. Und so wuchs der Wunsch, selbst vor Ort zu sein, die Fang- und Lebensgebiete mit eigenen Augen zu sehen und die Larven direkt auf dem Schiff zu untersuchen. 

Und dann war es soweit. Frauen erkämpften sich die ersten Plätze auf Schiffen, fuhren, wie es Männer taten, zur See. So auch Irmtraut Hempel, die ihre ersten Ausfahrten an der Seite ihres Ehemannes Gotthilf Hempel, dem Gründungsdirektor des AWI, unternahm. Er unterstützte sie dabei, ihren Traum von der wissenschaftlichen Arbeit auf See wahr werden zu lassen. Auch wenn sie anfangs noch nicht genau wusste, wie sich der Alltag in dieser männerdominierten Welt gestalten würde, stellte sie doch bald fest wie respektvoll das Miteinander auf den langen Schiffstouren war – und vor allem wie erkenntnisreich die Fahrten zu unzähligen Zielen zwischen Arktis und Antarktis.

Neben diesen Expeditionen wirkte sie auch in der wissenschaftlichen Redaktion vieler Fachpublikationen mit. Sie war unter anderem Mitherausgeberin der Biologie der Polarmeere, der Berichte der Deutschen Wissenschaftlichen Kommission für Meeresforschung und der Fachzeitschrift Polar Biology.

Darüber hinaus engagierte Irmtraut Hempel sich viele Jahre für internationale Studierende und deren Familien an der Universität Kiel. Für diesen ehrenamtlichen Einsatz wurde sie 1999 mit der Silbernen Ehrennadel der Universität geehrt.

Sie war eine Pionierin auf vielen Feldern. Nun hat sie ihre letzte Reise angetreten. Anfang September ist sie in Molfsee bei Kiel in ihrem Zuhause kurz vor ihrem 101. Geburtstag verstorben.

Mit ihrem Tod verlieren wir eine Frau, die couragiert Zeichen gesetzt hat - als Biologin und Kollegin, die Menschen aus aller Welt zusammenbrachte.

Wir werden ihr Andenken in Dankbarkeit bewahren.

Alfred-Wegener-Institut,
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Einen ausführlichen Artikel über das Leben von Irmtraut und Gotthilf Hempel lesen Sie hier: https://www.awi.de/im-fokus/eine-ehe-fuer-die-wissenschaft.html

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