PS112 - Wochenbericht Nr. 2 | 28.03.2018 – 06.04.2018

Umrundung der südlichen Shetland-Inseln

[09. April 2018] 

Die Tage nach Verlassen der Admiralty Bay waren wie bereits erwähnt stark durch das stürmische Wetter geprägt.

Zunächst mussten wir im Schatten der Halbmond-Insel einen Sturm mit Windstärken bis zu 12 Beaufort abwettern, dann machten wir uns daran, im Schutz von Deception (Abb. 1) Island lebenden Krill und Salpen für die Experimente an Bord zu sammeln. Nach fast zwei Wochen auf See wurde die Anspannung der Wissenschaftler schon spürbar, die jetzt endlich ihre geliebten Tiere haben wollten.

Da hatten es wir, Magnus Lucassen, Chiara Papetti und Nils Koschnick, schon deutlich besser. Schon gleich zu Anfang der Expedition konnten wir unsere Lebend-Fischfallen in der Admiralty Bay aussetzen (Abb. 2). Zwei Tage mussten wir dann bangen und hoffen, dass unsere Prognosen über unsere Zielart, der antarktischen Aalmutter, auch zutreffen, vor allem, da wir vor neun Jahren das letzte Mal hier zum Fischen waren. Nach Auslösen der Fallen mittels Fernsteuerung dauerte es dann noch jeweils fast zehn nervenaufreibende Minuten, bis die Fallen aus über 400 Meter Wasser aufstiegen. Die Freude war natürlich riesig, als wir die Fallen endlich wieder geborgen hatten und mehr als 500 Aalmuttern lebend an Bord nehmen konnten. Diese haben jetzt ein neues Zuhause in unserem Aquariencontainer gefunden (Abb. 3), mit dem wir in der Lage sind, antarktische Tiere selbst über den Äquator bei tropischen Temperaturen zu transportieren. Dort werden sie nun reichlich umsorgt, bis unsere Kollegen sie dann auf dem nächsten Fahrtabschnitt sicher nach Bremerhaven begleiten. Dort untersuchen wir als Mitglieder der Sektion Integrative Ökophysiologie am AWI Fische und andere marine Tiere hinsichtlich ihres Vermögens, sich an die extremen Temperaturbedingungen der Antarktis angepasst zu haben. Dabei stellt sich natürlich auch die Frage, wie diese Spezialisten auf den Klimawandel reagieren, der sich gerade hier, an der antarktischen Halbinsel, besonders dramatisch darstellt. Die antarktische Aalmutter hat sich dabei für uns als ein ideales Modell herauskristallisiert, an dem wir bereits einige grundlegende Prinzipien aufzeigen konnten. Die Fischfauna der Antarktis ist aber vielfältig, und so bildet ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit, die Fischfauna an der Halbinsel zu charakterisieren und Proben für genetische Untersuchungen zu gewinnen. Dies ist das Hauptarbeitsgebiet unserer Kollegin Chiara Papetti von der Universität Padua. Zusammen mit ihr möchten wir auch mehr über den schwarzen Seehecht erfahren, der auf Grund seiner Größe und seines enormen Markpreises Begehrlichkeiten weckt. Als eines der langlebigsten Fische der Antarktis gilt er dabei als besonders gefährdet, wenn kommerzielle Fischerei zugelassen wird.

Zurück zu Deception Island. Hier waren dann endlich auch unsere Kollegen erfolgreich und konnten sowohl lebenden Krill als auch die sehr empfindlichen Salpen für ihre Experimente an Bord gewinnen. Aber darüber wird sicherlich noch in den nächsten Wochen mehr zu berichten sein. Nachdem wir ein schönes Osterfest dank der hervorragenden Küche, aber ohne Ostereier-Suchen bei Deception Island verbringen durften, umrundeten wir dann am Ostermontag den Südzipfel der südlichen Shetlandinseln und wagten den Sprung zurück in die Drake Passage. Von da aus arbeiteten wir uns dann im steten Zickzack entlang der Nord-Westseite der Inseln gen Nordosten vor, um die CCAMLR-Transekte (“Convention for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources”) abzuarbeiten. Unterbrochen wurden diese Arbeiten nur durch unsere Grundschleppnetze zum Fangen von Fischen auf dem Schelf. Begünstigt durch ungewöhnlich ruhiges Wetter in der Drake Passage kamen wir gut voran und so werden wir an diesem Wochenende bereits Elephant Island erreichen, wo im Schutz der Insel weitere Prozessstudien an Krill und Salpen im Mittelpunkt der Forschung stehen werden. Aber davon in Kürze mehr.

 

Es grüßt Sie von der Polarstern im Namen der Fahrtleiterin, Bettina Meyer und aller Teilnehmer,

 

Magnus Lucassen

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