Studie in Marine Ecology Progress Series

Seeelefanten sind wählerische Esser

[08. Januar 2024] 

Als eines der größten Raubtiere in der Antarktis haben die riesigen Südlichen Seeelefanten eine große Auswahl auf dem Speiseplan. Aber es stellt sich heraus, dass sie nicht einfach alles essen wollen. Das berichtet ein internationales Forschungsteam unter Leitung der australischen University of New South Wales Sydney und mit Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts jetzt in der Fachzeitschrift Marine Ecology Progress Series. Die männlichen Südlichen Seeelefanten haben demnach eigenen Lieblingsspeisen, und sie bleiben gerne dabei. Mit anderen Worten: Sie sind sehr wählerische Esser.

Es kann schwierig sein, nahe genug heranzukommen, um die Ernährung der männlichen Seeelefanten in freier Wildbahn zu untersuchen, denn sie sind groß, schwer, kräftig und gerade in der Paarungszeit sehr aggressiv. Sie können bis zu vier Tonnen wiegen und stellen damit ihre ruhigeren, kleineren weiblichen Artgenossen in den Schatten. Daher analysieren Forscherinnen und Forscher im Labor die Zusammensetzung kleinerer Hartgewebe, um Rückschlüsse auf die Ernährung zu ziehen. In diesem Fall nutzten sie die Tasthaare oder auch Schnurrhaare, die detailliertere Aufzeichnungen über die Aktivität der Tiere beinhalten. Die Proben hatte Dr. Horst Bornemann vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) auf der Antarktischen Halbinsel zusammen mit argentinischen Partnern genommen.

Für die Studie hat das Forschungsteam die Ernährungsgewohnheiten von 31 männlichen Südlichen Seeelefanten von der Westlichen Antarktischen Halbinsel analysiert, indem sie eine Schnurrhaarprobe von jeder Robbe analysierten, die stabile Isotope enthält - chemische Hinweise auf die Nahrung, die Tiere in der Vergangenheit gefressen haben. Jede in der Studie analysierte Schnurrhaarprobe enthielt bis zu einem Jahr lang Daten über die kulinarischen Vorlieben der einzelnen Robben, so dass das Team ein umfangreiches Bild der Ernährung der männlichen südlichen Seeelefanten zusammenstellen konnte. Das Ergebnis: Fast alle untersuchten Tiere sind Spezialisten, d.h. sie fressen im Laufe der Zeit immer wieder dieselbe Nahrung und variieren kaum. Die meisten von ihnen können als extreme Spezialisten betrachtet werden, die weniger als 20 Prozent der Nahrungspalette ihrer Population fressen. Nur eine Robbe in der Stichprobe war ein Generalist und entschied sich für eine breit gefächerte Ernährung mit verschiedenen Nahrungsquellen.

Die Forscherinnen und Forscher kennen die genaue Ursache für die wählerischen Fressgewohnheiten der Männchen nicht, vermuten aber, dass es viele Gründe dafür geben könnte, darunter die Größe des Mauls, die die ideale Größe der Beute und die Fresstechnik diktieren könnte, sowie Schwankungen in der saisonalen und jährlichen Verfügbarkeit der Nahrung. Die Spezialisierung könnte außerdem verschiedene Auswirkungen haben. Die Konzentration auf ganz bestimmte Nahrungsarten, beispielsweise leicht zu erreichende könnte - selbst bei minderwertiger Qualität - dazu beitragen, dass die männlichen Robben bei der Nahrungssuche erfolgreicher sind und die nötige Größe erreichen, um mit anderen Männchen um das Fortpflanzungsrecht zu konkurrieren.

Weitere Informationen gibt es in dieser englischsprachigen Pressemitteilung der University of New South Wales Sydney: newsroom.unsw.edu.au/news/science-tech/male-southern-elephant-seals-are-picky-eaters-study-suggests

Originalpublikation:

Andrea Cormack, Eve Slavich, Javier Negrete, Horst Bornemann, Gustavo A. Daneri, Tracey L. Rogers: Extreme dietary specialisation in adult male southern elephant seals: determining variation between individual trophic diets, Marine Ecology Progress Series (2023). DOI: https://doi.org/10.3354/meps14472

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