22. Oktober 2025
Online-Meldung

Fünf Jahre für ein pan-arktisches Umweltbeobachtungssystem

Abschlusssymposium in Potsdam präsentiert Ergebnisse des EU-Projektes Arctic PASSION
Eindrücke vom Abschlusssymposium des EU-Projekts Arctic PASSION (Foto: Olivia Rempel)

Die Arktis erwärmt sich schneller als der Rest der Erde. Um die Folgen besser zu verstehen, haben mehr als 35 internationale Partnerorganisationen und acht indigene Gemeinschaften in den vergangenen fünf Jahren im EU-Projekt Arctic PASSION unter der Leitung von Michael Karcher vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), an einem Umweltbeobachtungssystem gearbeitet. Beim Abschlusssymposium in Potsdam präsentierten die Projektbeteiligten ihre Ergebnisse und diskutierten, wie Wissenschaft, Politik und lokale Gemeinschaften das arktische Beobachtungssystem künftig gemeinsam weiterentwickeln können, um gegenüber den kommenden Veränderungen in der Arktis besser gewappnet zu sein.

Arctic PASSION hat sich zum Ziel gesetzt, bestehende Lücken im arktischen Beobachtungssystem zu schließen und wissenschaftliche Daten, lokale Beobachtungen und indigenes Wissen stärker zu verknüpfen. In einer sich so schnell verändernden Region ist es entscheidend, über die notwendigen Informationen zu verfügen, um auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene fundierte Entscheidungen treffen zu können. „Die Basis für die Arbeit in den letzten fünf Jahren war die Etablierung eines internationalen Netzwerkes, das Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Verwaltung mit den Menschen in der Arktis verbindet“, sagt Michael Karcher, Koordinator von Arctic PASSION. „Es hat uns ermöglicht, Messkampagnen besser zu koordinieren, Methoden zu vereinheitlichen und Informationsdienste zu entwickeln, die direkt auf die Bedürfnisse der Menschen in der Arktis zugeschnitten sind.“

Neben vermehrten wissenschaftlichen Messungen an Land, im Ozean und in der Atmosphäre sowie einem verbessertem Datenaustausch lag ein Schwerpunkt des Projekts auf der engen Zusammenarbeit mit acht Indigenen Gemeinschaften aus verschiedenen Regionen der Arktis. Gemeinsam wurde unter anderem die Datenbank „Event Database“ erstellt, in der indigenes Wissen und wissenschaftliche Beobachtungen zu lokalen Umweltveränderungen zusammengeführt werden. „Diese Datenbank ist äußerst wertvoll, und beinhaltet zum Beispiel mündlich überlieferte Beobachtungen, die weiter in der Zeit zurückreichen, als uns wissenschaftliche Daten vorliegen“, so Karcher. „Sie unterstützt die lokale Bevölkerung bei ihren Entscheidungen und liefert gleichzeitig neue Erkenntnisse über regionale Prozesse.“ Darüber hinaus entwickelten die Projektteams weitere sieben arktische Informationsdienste, die konkrete Anwendungen für Forschung, Politik und Gesellschaft bieten (Arctic Services). Diese reichen von Frühwarnsystemen für Waldbrände (INFRA) und Luftverschmutzung (AURORAE) über Analysen zu tauendem Permafrost (ALEX) und Risiken für die Infrastruktur bis hin zu verbesserten Informationen für die Schifffahrt und die Fischerei (POLARIS).

Die Arbeiten für Arctic PASSION fanden in einer Zeit globaler Herausforderungen statt. So fiel der Projektstart in die Corona-Pandemie und infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mussten Kooperationen mit russischen Partnern und indigenen Gemeinschaften eingestellt werden. „Das war ein herber Verlust für ein Projekt mit einem pan-arktischen Anspruch“, sagt der Projektkoordinator. „Doch es ist uns gelungen, die Zusammenarbeit aller anderen Partner zu intensivieren und die gemeinsame Arbeit fortzuführen.“

Beim Symposium in Potsdam kamen Ende September Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik und indigenen Gemeinschaften zusammen (LINK). In Vorträgen, Diskussionsrunden und einer interaktiven Ausstellung wurden die wichtigsten Ergebnisse präsentiert. Im Fokus standen dabei wissenschaftliche und Indigene Beobachtungen und Messungen, die Verbesserung des arktischen Datensystems, der Bedarf und der potenzielle Nutzen eines Beobachtungssystems für die Menschen, um eine bessere Koordination und Governance zu erreichen, sowie ein Ausblick auf das 5. Internationale Polarjahr, das zu Beginn des nächsten Jahrzehnts stattfinden wird. „Das Symposium war ein wichtiger Meilenstein, um die Ergebnisse von Arctic PASSION zu bündeln und den Blick in die Zukunft zu richten“, sagt Karcher.

Auch nach Projektende werden viele Aktivitäten fortgesetzt. Die erhobenen Daten und entwickelten Informationsdienste bleiben verfügbar und werden von den beteiligten Institutionen weitergeführt. Gleichzeitig bleibt die langfristige Finanzierung arktischer Beobachtungssysteme eine Herausforderung. „Für eine nachhaltige Fortführung braucht es stabile Strukturen und eine gemeinsame finanzielle Basis“, betont der AWI-Forscher. „Hier sind die Nationen und die Europäische Union gefragt, Modelle zu entwickeln, die ein dauerhaftes arktisches Umweltbeobachtungsnetzwerk ermöglichen.“ Das Team von Arctic PASSION hat bereits einen Folgeantrag eingereicht, um insbesondere die Koordination und die Einbindung Indigener Organisationen in das Beobachtungssystem weiter auszubauen. Damit sollen die Grundlagen dafür gelegt werden, auch künftig verlässliche und frei zugängliche Umweltbeobachtungen aus der Arktis bereitzustellen und so eine sichere und nachhaltige Zukunft der Region zu unterstützen.

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