Die Suche nach der Nordostpassage mündete im          Internationalen Polarjahr
         Am 29. März jährt sich zum 125. Mal der Todestag Carl Weyprechts.          Der Marineoffizier mit wissenschaftlicher Ausbildung leitete im Jahre          1872 die Nordpolexpedition, deren Ziel die Erforschung der Nordostpassage          war. Nach dem Verlust seines Schiffes und dem Scheitern der Expedition          plädierte er vehement für feste Forschungsstationen in den Polargebieten.          „Die arktische Forschung ist für die Kenntnis von den Naturgesetzen          von höchster Bedeutung“, schrieb er in seinem Aufsatz zu den          „Grundprinzipien der arktischen Forschung“. Seine Thesen führten          zur Ausrichtung des ersten Internationalen Polarjahres 1882/1883, dem          1932-1933 und 1957-1958 zwei weitere wissenschaftliche Großveranstaltungen          an den Polen folgten. Zur Zeit laufen die Vorbereitungen für das          im März 2007 beginnende vierte Internationale Polarjahr.
         
         Ganz aktuell: Eismassenbilanzen
Der am          8. September 1838 in Darmstadt geborene Carl Weyprecht war Marineoffizier,          Arktisforscher und Geophysiker in österreichisch-ungarischen Diensten.          Vor der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften stellte Weyprecht in          Wien im Dezember 1871 eine Bilanzbetrachtung zur Eisbedeckung des arktischen          Beckens an. Die Betrachtung der Quellen und Senken als Ursache der saisonalen          Schwankungen bilden den eigentlichen Gegenstand seiner Ausführungen.          Da er die Eisbildungsrate während der sechs Monate des Sommerhalbjahres          als vernachlässigbar annahm, den Abfluss der Eismassen als kontinuierlich          voraussetzte, kam er zu der Folgerung, dass im Herbst ein schiffbares          zentralarktisches Becken existieren müsste. Aufgrund dieser These          forderte Weyprecht Schiffsexpeditionen zur Aufsuchung der Zentralarktis          und zur Verfolgung der sibirischen Küste.
         
         Auf Suche nach der Nordostpassage
         Im Jahr 1871 erfolgte zusammen mit Julius Payer eine erste Expedition          in die Barentssee. Die Österreich-Ungarische Nordpolexpedition zur          Erforschung der Nordostpassage startete 1872 in Bremerhaven unter der          Leitung von Carl Weyprecht und Julius Payer mit der eisgängigen „Admiral          Tegetthoff“. Im Laufe dieser Expedition wurde zwar der Franz-Josef-Inseln          entdeckt, aber nicht eines der geographischen Ziele erreicht. Nach zwei          Überwinterungen musste das Schiff aufgegeben werden. Über das          Eis gelang unter Weyprechts Führung die glückliche Rückkehr          mit Schlitten und Booten. Wegen des nach Norden driftenden Treibeises          dauerte es 90 Tage bis sie die Eisgrenze erreichten. Von dort an konnten          die vier mitgeführten Boote genutzt werden.
         
         Grundprinzipien der arktischen Forschung
Ab 1875          setzt er sich unnachgiebig dafür ein, zirkumpolare Forschungsstationen          einzurichten. Diese sollten die klassischen Polarexpeditionen ablösen.          In seiner Schrift „Die Grundprinzipien der Arktischen Forschung“          macht er sich stark für ein systematisches Erforschen der Polargebiete          in internationaler Zusammenarbeit. In seinen Thesen vertrat er die starke          Bedeutung der Polargebiete für die naturwissenschaftliche Forschung          und wies auf die Notwendigkeit koordinierter Beobachtungsreihen hin.
         
         Der Weg zum Internationalen Polarjahr
Die          Bemühungen Weyprechts fanden erste große Resonanz auf der zweiten          internationalen Meteorologen-Konferenz in Rom 1879. Als Folge wurde am          5. Oktober 1879 die Internationale Polarkommission in der Deutschen Seewarte          in Hamburg gegründet. Georg von Neumayer, zu der Zeit Direktor der          Deutschen Seewarte, wurde Vorsitzender der Kommission. In nur drei Jahren          bereitete er den Weg für das erste internationale Polarjahr. Neumayer          vertrat erfolgreich die Idee, die Antarktis in das Programm einzubeziehen.          Im Jahr nach dem Tod Weyprechts am 29. März 1881 in Michelstadt fand          das erste Internationale Polarjahr mit Beteiligung von zwölf Nationen          statt. Das bis dahin größte wissenschaftliche Projekt umfasste          15 aufeinander abgestimmte Expeditionen in Arktis und Antarktis.
         
         Im zweiten Polarjahr 50 Jahre später stieg die Anzahl teilnehmender          Nationen von 12 auf 67. Im Internationalen Geophysikalischen Jahr 1957          – 1958, der dritten wissenschaftlichen Großveranstaltung in          den Polargebieten, waren rund 80.000 Wissenschaftler aus vielen Ländern          der Welt vertreten. Ein Resultat war der 1959 abgeschlossene Antarktisvertrag,          dem seit 1979 auch die Bundesrepublik Deutschland angehört. 
         
         Die deutsche Gesellschaft für Polarforschung verleiht seit 1967 an          verdiente Forscher die Carl-Weyprecht-Medaille. 
         
         Vom 29. März bis 6. August zeigt das Odenwaldmuseum Michelstadt anlässlich          des 125. Todestages von Carl Weyprecht eine von der deutschen Gesellschaft          für Polarforschung und der Volkshochschule Odenwald ausgerichtete          Sonderausstellung unter dem Motto "Polarforschung gestern - heute          - morgen". Am 29. März findet ebenfalls in Michelstadt eine          Gedenkveranstaltung mit Vorträgen statt.
         
         Bremerhaven, den 27. März 2006
         
         
         Ansprechpartner: Dr. Reinhard A. Krause (Tel.: 471 4831-1924, E-Mail:          rkrause@awi-bremerhaven.de)
Carl Weyprecht (1838-1881) und das Internationale Polarjahr