Internationale Zusammenarbeit

Deutschland und Großbritannien engagieren sich erstmalig gemeinsam für die Arktisforschung

Zwölf deutsch-britische Forschungsprojekte zum Wandel in der Arktis nehmen ihre Arbeit auf
[03. Juli 2018] 

Kaum eine Region hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so stark erwärmt wie die Arktis. Ziel der Projekte ist es, den Einfluss dieser Erwärmung auf das globale Klima und auf die Lebensgemeinschaften in den Polarregionen zu untersuchen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das britische Natural Environment Research Council (NERC) investieren mehr als 9 Millionen Euro und tragen damit entscheidend dazu bei, eine der unwirtlichsten Regionen unseres Planeten besser zu verstehen.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betont besonders die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit für die Arktisforschung: „Was in der Arktis geschieht, beeinflusst stark das weltweite Klima und damit auch uns in Europa. Angesichts der schnellen und tiefgreifenden Veränderungen des Klimas in der Arktis ist Forschung notwendig – denn dieser Wandel betrifft uns alle. Deshalb starten wir gemeinsam mit  Großbritannien diese wichtige Zusammenarbeit in der Arktisforschung und werden im Oktober dieses Jahres das ‘2nd Arctic Science Ministerial‘ in Berlin ausrichten. Gemeinsam mit Wissenschaftsministern aus aller Welt und mit Vertreterinnen und Vertretern der indigenen Völker der Arktis werden wir die großen gesellschaftlichen Herausforderungen in der Arktis diskutieren.“

Im Herbst 2019 wird zudem unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) das deutsche Forschungsschiff Polarstern zur MOSAiC Expedition aufbrechen, um sich für ein ganzes Jahr im nördlichen Eis einfrieren zu lassen und mit der Drift die zentrale Arktis zu durchqueren. An dieser einmaligen Expedition werden auch Wissenschaftler der deutsch-britischen Initiative teilnehmen. Insgesamt übernimmt das AWI bei sieben Projekten die Leitung und ist an einem weiteren Projekt beteiligt.

Professor David Thomas von der Universität Bangor ist Vorsitzender des Programmbeirats und erklärt die wichtige Rolle der internationalen Arktisforschung: „Internationale Zusammenarbeit ist von zentraler Bedeutung, wenn wir verstehen wollen, wie sich der Klimawandel auf den Arktischen Ozean auswirkt. Diese gemeinsame Initiative Großbritanniens und Deutschlands in Zusammenarbeit mit anderen internationalen Partnern wie Norwegen, Kanada und Südkorea bündelt Ressourcen, indem beispielsweise die Polarforschungsschiffe beider Länder eingesetzt und das Wissen und die Expertise von Wissenschaftlern aus beiden Ländern zusammengeführt werden. Angesichts der noch nie gekannten Erwärmung der Arktis wird diese grundlegende Forschungsarbeit aufzeigen, wie sich der Klimawandel auf das marine Leben in der Region auswirkt, und uns dabei helfen zu verstehen, welche Auswirkungen dies auch für uns hier haben könnte.“

Durch das Abschmelzen von Gletschern und Meereis sind die Polarregionen besonders schwerwiegend vom Klimawandel betroffen. Zudem schreitet die Erwärmung in der Arktis doppelt so schnell voran wie in anderen Regionen der Erde. Der Einfluss auf das sensible Ökosystem ist damit nur schwer vorhersagbar. Sicher ist aber: Der fortschreitende Verlust dieses Lebensraums bedroht sowohl die dort lebenden Tiere als auch Pflanzen und Mikroorganismen.

Jegliche Verringerung der Eisbedeckung beeinflusst das gesamte Nahrungsnetz und damit auch die Arktisfischerei. Das ganze Ausmaß dieser Veränderung ist bisher nicht verstanden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen daher auf eine bessere Datengrundlage, um Computermodelle zu optimieren und belastbare Vorhersagen erstellen zu können. Mit den heute startenden Projekten der 32 beteiligten britischen und deutschen Forschungseinrichtungen wird das Changing Arctic Ocean (CAO) Programm dazu beitragen, diese Herausforderungen anzugehen.

Die zwölf Forschungsprojekte werden viele der entscheidenden Effekte des Klimawandels auf das Arktische Ökosystem untersuchen. Das Abschmelzen des Meereises nimmt hier eine zentrale Rolle ein, da dies wiederum massive Änderungen für das Ökosystem nach sich zieht. So führt der Rückgang des Meereises zu einem veränderten Lichtklima (Projekt Eco-Light), setzt verschiedene Schadstoffe und Plastikpartikel frei (Projekt EISPAC) und erzeugt eine größere Meeresoberfläche, über die dann verstärkt Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen können (Projekt PETRA).

Der Rückgang der Eisbedeckung hat außerdem einen entscheidenden Einfluss auf die Ozeanströmungen, sodass sich Nährstoffe im Atlantik, Pazifik und im Arktischen Tiefenwasser verändern werden (Projekte APEAR und PEANUTS, beide unter AWI-Leitung). Dies wiederum bestimmt, wie erfolgreich sich Mikroorganismen, die die Grundlage des Arktischen Nahrungsnetzes bilden, an der sonnendurchfluteten Oberfläche (Projekt Micro-ARC mit AWI-Beteiligung) und an der Unterseite des Meereises (Projekt Diatom-ARCTIC unter AWI-Leitung) an den Klimawandel anpassen können. Wann, wo und wie diese Mikroorganismen verfügbar sind hat einen entscheidenden Einfluss auf die sensiblen Nahrungsnetze und damit weitreichende Konsequenzen auch für die hochproduktiven Fischereigründe des Ökosystems (Projekte Coldfish unter AWI-Leitung und MiMeMo).

Auch die an Land stattfindenden Änderungen haben einen enormen Einfluss auf das marine Ökosystem. Die Erwärmung der Arktis hat bereits ein massives Auftauen der Permafrost-Böden und einen erhöhten Frischwasser Eintrag in den Ozean zur Folge. Die zusätzlich eingetragenen Nährstoffe, Spurengase und Toxine beeinflussen wiederum sowohl die Primärproduktion als auch die Ozeanversauerung (Projekt CACOON unter AWI-Leitung). Die steigenden Temperaturen begünstigen die Einwanderung neuer Arten aus subpolaren Gebieten (Projekte CHASE unter AWI-Leitung und LOMVIA).

Die vollständige Pressemitteilung und mehr Informationen finden Sie auf der Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

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