Fischbesatz in Edelkrebsgewässern - eine gute Idee?

In den meisten Fällen ist ein Fischbesatz in naturnahen Gewässern unnötig, da sich der Fischbestand innerhalb weniger Jahre an die verfügbare Menge an Nahrung, Lebensraum oder bei Krebsen auch an Versteckmöglichkeiten angepasst hat. Daher bedeutetet mehr Fische einzusetzen, meist nicht mehr Fische zu fangen. Oft hungern dann alle Fische und wachsen schlecht oder die Vermehrungsrate sinkt. Zu viele Fische in einem Gewässer können dieses kurzfristig auch stark verändern oder locken Jäger wie Kormorane und Fischotter erst an. Hinzu kommt das Risiko, durch den Besatz Krankheiten, Parasiten, unerwünschte und invasive Fisch- und Krebsarten (Blaubandbärbling, Sonnenbarsch und Signalkrebs), Muscheln und Pflanzen (Wasserpest) einzuschleppen, die das Gewässer ebenfalls stark verändern und schädigen können.

Wenn man den Fischbestand erhöhen möchte, ist es daher immer besser, das Gewässer so zu gestalten, dass die Zielarten optimale Bedingungen vorfinden. Das bedeutet aber auch, dass man sich vorher entscheiden muss, welche Arten man haben will. Denn das EINE ideale Gewässer für die beliebten Arten Forelle, Zander, Hecht, Karpfen, Aal und Edelkrebs gibt es nicht. Die Einrichtung von Schonzonen und das Einbringen von Strukturen, wie Totholz oder Reisigbündel als Laich- und Versteckplätze, hat sich langfristig als besser für den Fischbestand erwiesen als jeder Besatz.

Ein Besatz ist eigentlich nur als Initialbesatz bei neu angelegten Gewässern oder zur Etablierung von neuen Arten, beispielsweise in Artenschutzprojekten sinnvoll. In allen anderen Fällen sollte die Lebensraumaufwertung im Vordergrund stehen. Dies gilt noch einmal mehr für Edelkrebsgewässer.

Was man unbedingt beim Fischbesatz beachten sollte!

Entscheidet man sich trotz der Anwesenheit von Edelkrebsen für einen Fischbesatz gibt es einige Vorsichtsmaßnahmen, die man unbedingt beachten sollte.

  •  Kein Mischbesatz

Mischbesatz stammt in der Regel aus Seeabfischung und dabei findet oft keine Sortierung statt. Folglich erhält man alles Gute und auch Schlechte aus dem abgefischten Gewässer.

  • Besucht und sprecht mit eurer Fischzucht

Verschafft euch einen Einblick in die Arbeitsweise der Fischzucht. Schaut, ob auf Hygiene geachtet wird und ob die Fische in den Becken und Teichen gesund sind. Fragt auch nach, ob die Fische nach Art und Größe sortiert und gegebenenfalls zwischengehältert werden können.

  • Gut sortierten Fisch kaufen

Kauft gut sortierte Fische wie Forellen, Saiblinge, Zander oder Aale, die meist aus sortenreinen Zuchtbecken ohne andere Fischarten stammen. Andere Weißfischarten stammen oft aus Seeabfischungen und lassen sich schlecht sortieren und zwischenhältern.

  • Größere Fische kaufen

Denn je größer die Fische sind, desto einfacher und besser lassen sie sich sortieren! Außerdem sind sie meist weniger empfindlich gegenüber dem Sortiervorgang selbst. Achtet aber auch auf die fischereigesetzlichen Größenvorgaben für Besatzfische.

  • 48 Stunden Zwischenhälterung bei größeren Fischen

Krebspestsporen können in gefressenen Krebsen den Magen-Darm-Trakt der Fische unbeschädigt passieren und über den Kot neue Krebse infizieren. Dies trifft besonders auf größere Flussbarsche, Zander und Hechte zu, aber auch Karpfen und Schleien fressen gelegentlich Flusskrebse. Welse und Aale, die Hauptfressfeinde der Flusskrebse, sollten nie in ein Edelkrebsgewässer besetzt werden. Eine Zwischenhälterung über 48 Stunden stellt sicher, dass über diesen Weg keine Sporen eingetragen werden. Allerdings bedeutet die Zwischenhälterung immer zusätzlichen Stress für die Tiere, der aber im Falle von Edelkrebsgewässern nötig ist.

  • Transportwasser aus sporenfreien Quellen nutzen

Brunnen und Quellwasser ist nicht mit Sporen belastet. Falls eure Zucht keine sporenfreie Wasserquelle hat, reicht eine Filterung des See- oder Flusswassers beim Füllen der Transporttanks mit einem 5 µm-Filter, wie beispielsweise einer günstigen Filtersocke. Der Mehraufwand dafür ist gering.

  • Fisch ohne Transportwasser einsetzen

Dadurch kann man verhindern, dass Sporen aus dem Kot der Fische sowie zuvor an den Fischen anhaftende Sporen in größerer Zahl mit ins Besatzgewässer gelangen. Am einfachsten ist es, die Fische direkt mit dem Kescher einzusetzen. Bei längeren Strecken werden die Fische in wassergefüllten, fahrbaren Eimern oder in Bottichen transportiert. Hierfür sollte man das benötigte Wasser vom Besatzgewässer mit zum Transportbehälter bringen, bevor man die Fische darin ebenfalls mit dem Kescher einsetzt.

Mit diesen Maßnahmen kann das Risiko, sich Krebspestsporen und invasive Flusskrebse, aber auch andere Krankheitserreger, Parasiten und invasive Tier- und Pflanzenarten ins Angelgewässer zu holen deutlich reduziert werden. Wer jedoch wirklich sicher sein will, sollte ganz auf einen Fischbesatz verzichten.

Flusskrebse bestimmen

Krebspest

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Was tun wenn schon Krebse da sind?

Mehr Informationen und Hilfe zu Edelkrebsen

Die Förderung des Vorhabens erfolgte aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgte über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen: 2820BM001.