MOSAiC-Expedition

Alternativplan für Polarstern-Versorgung steht

MOSAiC-Expedition wird trotz Corona-Pandemie dank Unterstützung der deutschen Forschungsschiffe Merian und Sonne fortgesetzt. Das neue MOSAiC-Team startet im Mai von Bremerhaven aus.
[24. April 2020] 

Die MOSAiC-Expedition kann trotz der aktuellen Herausforderungen weitergehen. Nach den durch die Corona-Pandemie bedingten internationalen Grenzschließungen musste ein Team-Austausch verschoben werden. Dank neuer Alternativpläne unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Betreibern der deutschen Forschungsflotte und großem Einsatz des aktuellen Expeditionsteams an Bord kann MOSAiC fortgesetzt werden. Die Zwischenbilanz des Projekts zeigt: Die wertvollen Daten der kommenden Monate sind unverzichtbar für die Wissenschaft.

Nach einer erfolgreichen ersten Hälfte der mehr als einjährigen Drift durch das Nordpolarmeer wird die internationale MOSAiC-Expedition durch die Corona-Pandemie vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Die massiven Einschränkungen des weltweiten Verkehrs verhinderten den dritten Austausch des Expeditionsteams, der ursprünglich für Anfang April als Flugzeug-Transfer geplant war und über die von den norwegischen Behörden wegen der Pandemie gesperrte Inselgruppe Spitzbergen stattfinden sollte. Da aus diesem Grund auch für Versorgungsfahrten vorgesehene internationale Eisbrecher derzeit keinen Personaltransfer durchführen können, hat das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) zusammen mit der MOSAiC-Projektleitung, den Zuwendungsgebern und der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe der Universität Hamburg innerhalb weniger Wochen einen komplett neuen Alternativplan entwickelt:

Der kommende Austausch erfolgt mit den beiden deutschen Forschungsschiffen Sonne und Maria S. Merian von Bremerhaven aus. Die Schiffe sind in Folge der weltweiten Pandemie-Maßnahmen gerade nach Deutschland zurückgekehrt. Die Polarstern wird sich mit den beiden Schiffen in ruhigen Gewässern um Spitzbergen für einen vollständigen Teamwechsel von etwa 100 Personen sowie Austausch von Fracht und Versorgungsgütern treffen. Anschließend wird die Polarstern mit ihrem neuen Team wieder ins Eis fahren und die Expedition im Arktischen Ozean fortführen.

Expeditionsleiter Prof. Markus Rex vom AWI sagt dazu: „Die Expedition war mit zahlreichen Alternativplänen in der Schublade auf fast alle denkbaren Szenarien vorbereitet. Doch die Pandemie machte es erforderlich, ein komplexes Alternativszenario für gänzlich neue, so noch nie dagewesene und ungeahnte Bedingungen zu entwickeln. Dafür danken wir der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Bundesforschungsministerium. Es war zudem durch den immensen Einsatz des Teams und die große Bereitschaft der Expeditionsteilnehmenden möglich, auch unter den aktuellen Bedingungen zwei Monate länger als geplant Klimaforschung im arktischen Eis zu betreiben. Die Fortsetzung der Expedition konnte dadurch unter äußerst widrigen Umständen gerettet werden.“

Der neue Austauschplan wird von umfangreichen Sicherheitskonzepten in enger Abstimmung mit den zuständigen Gesundheitsbehörden begleitet. Ab Anfang Mai werden die Teilnehmer des nächsten Expeditionsabschnitts in Deutschland in eine kontrollierte Quarantäne gehen und währenddessen mehrfach auf Corona getestet. Aufgrund der Verzögerung des Austauschs werden während der Expedition insgesamt nur vier statt fünf Austausche stattfinden, was sich aber nicht auf die Gesamtdauer von MOSAiC auswirken wird. Das geplante Ende der Expedition ist weiterhin der 12. Oktober 2020.

Prof. Torsten Kanzow vom AWI ist derzeit Fahrtleiter auf Polarstern und berichtet dazu: „Viele Leute haben Familien und versuchen selbstverständlich, mit ihren Lieben zuhause per Satellitentelefon und E-Mail in möglichst engem Kontakt zu bleiben. Als Fahrtleiter sammle ich zusätzlich die Nöte und Anliegen der Menschen an Bord und trage sie weiter an die Projekt-Koordination und das AWI. So haben wir ein Stück Sicherheit in der Planung zurückgewonnen.“ Zudem konnten am 22. April sieben Teilnehmer per Twin Otter ausgeflogen werden, bei denen die persönlichen Umstände keine Wahl für eine verlängerte Teilnahme ließen. Es freue ihn zu sehen, dass trotz der aktuellen Herausforderungen und mancher Sorgen der Teilnehmenden die Forschungsaufgaben im Eis mit großem Engagement weitergingen – seit dem 31. März zudem im Dauerlicht des Polartags, so Torsten Kanzow.

Während der letzten Monate ist die Polarstern mit der Drift innerhalb des prognostizierten Korridors zügig vorangekommen, sodass sie sich bereits zwischen dem Nordpol und der Framstraße und damit relativ weit südlich befindet. Für die anstehenden Logistikoperationen ist diese Position von Vorteil. Bis zur Rückkehr der Polarstern messen nun einige Geräte autonom weiter, andere werden rückgebaut.

Je nachdem wie die Drift weiter verläuft, wird das Forschungscamp anschließend eventuell weiter in Richtung Nordpol verlegt. Ein möglicher Abbau und das Verlegen des Eiscamps waren stets Teil der Planungsszenarien für den Fall, dass die Drift schnell verläuft. Das hätte nur geringe Auswirkungen auf den Zeitplan der Expedition. „Driften wir zu weit nach Süden, wird das Eiscamp wieder nach Norden verlegt und die Messungen werden dort weitergeführt, wo die zentrale Arktis auch im Sommer mit Eis bedeckt ist“, so Rex. „Die enorme Datenfülle, die wir während der letzten sieben Monate geerntet haben, begeistert uns. Trotz der gegenwärtigen Widrigkeiten hoffen wir, die Expedition über den gesamten Zyklus eines Jahres fortzusetzen und wie geplant im Oktober zum Abschluss zu bringen.“