PS100 – Wochenbericht Nr. 2 | 25. Juli - 31. Juli 2016

Turbulente Querzirkulation

[01. August 2016] 

FS Polarstern hat mittlerweile den nördlichsten auf dieser Expedition geplanten Punkt bei 80°50’N erreicht. Die vergangenen Woche war von intensiver Stationsarbeit sowohl im Westspitzbergenstrom als auch in der zentralen Framstraße gekennzeichnet.

Hierbei wechselten sich schiffsgebundene hydrographische Messungen kombiniert mit Wasserprobennahmen zwecks Spurenstoffbestimmungen, biologische Probennahme mittels Fangnetzen und das Bergen sowie Auslegen von ortsfesten autonomen Dauermessstationen – den sogenannten Verankerungen – ab.

In diesem Wochenbericht möchte ich näher auf die Verankerungsarbeiten eingehen. Der Westspitzbergenstrom führt als Verlängerung der Systems Golfstrom – Nordatlantikstrom warmes, salzhaltiges Wasser entlang des Kontinentalabhangs von Spitzbergen gen Norden. Die Wärme dieser Strömung sorgt unter anderem dafür, dass der östliche Rand der Framstraße ganzjährig frei von Meereis bleibt.

Während ein Teil des Wassers als Teil des Randstroms in das Nordpolarmeer einströmt, verlässt ein erheblicher Teil den Randstrom und strömt in der Framstraße nach Westen, um dann auf der Westseite dieser Meeresenge seine Rückreise gen Süden anzutreten. Diese Querzirkulation ist hochgradig turbulent und bislang wenig erforscht. Letztendlich entscheidet die Stärke der Querzirkulation über die Menge an ozeanischer Wärme, die ins Nordpolarmeer vordringen kann.

Auf unser Expedition stehen sowohl der nordwärtige Warmwassertransport des Westspitzbergenstroms als auch die Querzirkulation im Fokus der Forschung. So betreibt das Alfred-Wegener Institut ein Kette von Verankerungen im Westspitzbergenstrom, die über das Jahr hinweg Strömungsgeschwindigkeiten, Wassertemperaturen, Salzgehalte und Unterwassergeräusche in den verschiedenen Wasserschichten zwischen der Meeresoberfläche bis zum Meeresboden registrieren. Die längsten dieser Verankerungen erreichen eine Länge von über 2000 Metern.

Perfektes Zusammenspiel

Durch das perfekte Zusammenspiel zwischen dem Brückenpersonal, der Decksmannschaft, den Verankerungstechnikern und Wissenschaftlern konnten wir die Verankerungen, die im vergangenen Jahr ausgelegt wurden, erfolgreich und sicher bergen, und haben sie im Gegenzug durch die Auslegung einer neuen Kette von Verankerungen ersetzt. Letztere wollen wir dann in zwei Jahren wieder bergen. Messungen dieser Art werden nun schon seit fast 20 Jahren aufrecht erhalten und stellen eine mittlerweile wichtige Zeitserie im Tor zum Nordpolarmeer dar. 

Nachdem die Arbeiten im Westspitzbergenstrom abgeschlossen werden konnten, überquerten wir bei 79°N den Greenwich Meridian, auf dessen Westseite wir das erste Mal auf dieser Expedition Meereis in Augenschein nehmen konnten. Mittlerweile haben wir uns entlang des Greenwich Meridians durch das Meereis in nördlicher Richtung vorgearbeitet. Vier weitere Verankerungen wurden entlang dieser Nord-Südachse ausgelegt, die in den nächsten zwei Jahren die oben beschriebene Warmwasser-Querzirkulation in der Framstraße zum ersten Mal kontinuierlich vermessen sollen.

Nachdem dieses für die Expedition wichtige Zwischenziel erreicht wurde, zauberte das Küchenpersonal ein reichhaltiges Barbecue, das keine Wünsche offen ließ. Bei guten Wetter mit Blick auf die Eisschollen war uns diese Abwechslung hochwillkommen.

Herzliche Grüße von Bord im Namen aller Beteiligten sendet

Torsten Kanzow

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