PS92 Wochenbericht Nr. 6 | 22. bis 28. Juni 2015

Spitzbergen ruft

Abschied vom Arktischen Ozean
[28. Juni 2015] 

In dieser Woche sind wir nach der Eisstation noch einmal nach Westen aufgebrochen, um auf der Sverdrup Bank Sedimentkerne für die geologischen Arbeitsgruppen zu gewinnen. Auch auf diesem Weg gab das Eis unser Vorankommen vor, so dass wir nur langsam das Plateau erreicht haben; die Westseite des Plateaus konnten wir leider nicht erreichen.

Mit Hilfe bathymetrischer Untersuchungen wurden trotzdem zwei Lokationen gefunden, an denen dann jeweils Schwerelote gezogen wurden. Auf der zweiten Position wurde mit der letzten biogeochemischen Probennahme das Forschungsprogramm mit Geräten beendet, die am Draht gefahren wurden. Nach Beendigung der Station haben uns auf direktem Wege aus dem Eis begeben, da ein von Süden drehender Wind die Schollenpakete im Bereich unseres Forschungsgebietes zusammen geschoben hatte, und wir kurz vor dem Ende der Expedition nicht mehr Gefahr laufen wollten, im Eis stecken zu bleiben. Um das geologische Programm ab zu runden, haben wir uns dann entschlossen in der dünnen Eisrandzone eine bathymetrische Kartierung vorzunehmen. In dieser Region fanden wir nur noch Reste (Abb. 1), der Eis-Formationen, die uns vorher so stark behindert hatten. Die Auswirkungen dieser fast eisfreien Region wirkte sich umgehend auf den Fahrtverlauf aus: zum ersten Mal konnten wir statt eines Zickzack-Kurses ein regelmäßiges Netz der bathymetrischen Schnitte durchführen (Abb. 2).

Schichtbetrieb für Bathymetrie-Gruppe

Während die Bathymetrie-Gruppe im Schichtbetrieb rund um die Uhr die Datenaufnahme durchgeführt hat, waren alle anderen Wissenschaftler damit beschäftigt, alles Forschungsequipment zu reinigen und wieder in den jeweiligen Kisten zu verstauen, sowie Pack- und Fracht listen zu schreiben. Auch die Gefahrstoffe, wie z.B. verdünnte Salzsäure, mussten wieder sicher verstaut, und mit den geforderten Papieren versorgt werden. Ebenso mussten Listen für die gesammelten Proben, die jetzt sicher bei 0°C, 4°C, -20°C und -80°C in den verschiedenen Truhen und Containern auf Polarstern lagern, erstellt werden. Die meisten Proben kommen Mitte Oktober nach Bremerhaven, wenn die Polarstern ihre diesjährige Arktissaison nach drei nachfolgenden Expeditionen beendet hat. Nachdem alle Listen geschrieben waren, wurden die Kisten auf dem Arbeitsdeck bzw. im Gerätegang dem Ladungsoffizier übergeben, der nun mit der Decksmannschaft dafür gesorgt hat, dass alles wieder sicher in Containern verstaut wurde. Für die Wissenschaftler stand dann nun noch ein „Großputztag“ in allen Laboren auf dem Programm, damit auch die nachfolgenden Expeditionsteilnehmer ein sauberes Schiff vorfinden. In der Nacht zum Samstag nahmen wir Kurs auf Longyearbyen (Abb. 3), wo wir Sonntag früh eintrafen, und für alle Teilnehmer die Expedition (Abb. 4)mit einer Schlauchbootfahrt an Land endete.

Das Ende einer Expedition war ein guter Zeitpunkt, Resümee zu ziehen und so leitete der Kapitän mit folgenden Zahlen die Verabschiedung unserer Expedition ein: Wir waren 39 Tage und 18 Stunden auf See, und legten dabei 6788 km zurück. Insgesamt wurden 68 Stationen durchgeführt und dabei 242 Geräteinsätze gefahren. Um diese Geräte zu fahren wurden 120.707 m Kabel zum“ fieren“ und „hieven“ der Geräte bewegt. Wir haben uns 333 Stunden auf den Eisstationen aufgehalten und die CTD war insgesamt 58 Stunden im Wasser. Die Gesamtheit der Schlauchboot Einsätze belief sich auf einen Tag und alle Netzproben zusammen wurden zwei komplette Tage eingesetzt. Insgesamt kann diese TRANSSIZ Expedition (Abb. 5; „Transitions in the Arctic Seasonal Sea Ice Zone”), als sehr erfolgreich eingestuft werden, da trotz der widrigen Eis-Bedingungen die wesentlichen Forschungsziele erreicht wurden (Prozessstudien zur Produktivität, sowie zur Dynamik des Ökosystems und biogeochemischer Stoffkreisläufe im Frühjahr vom Schelf bis in die Tiefsee). Das durchgeführte geologische Programm wird weiterhin dazu beitragen, die rezenten Veränderungen in der Produktivität, des Meereises und der Ozean-Zirkulation mit den letzten Glazialzyklen zu kombinieren.

Im Namen der wissenschaftlichen Fahrtteilnehmer (Abb. 6) danke ich Kapitän und der Besatzung sowie dem Helikopter Team und den Meteorologen sehr für die hervorragende Unterstützung und die freundliche Arbeitsatmosphäre auf der TRANSSIZ Expedition (ARK29-1/PS92) bedanken.

Mit den besten Grüßen

Ilka Peeken

Kontakt

Wissenschaft

Ilka Peeken
+49(471)4831-1626
Ilka.Peeken@awi.de

Wissenschaftliche Koordination

Rainer Knust
+49(471)4831-1709
Rainer Knust

Assistenz

Sanne Bochert
+49(471)4831-1859
Sanne Bochert