Kooperation

Neue Wege in die Arktis für exzellente Wissenschaft

Die EU fördert ein Konsortium für Forschungseisbrecher in der Arktis, das es Wissenschaftlern leichter ermöglichen soll, auf einem Eisbrecher zu forschen.
[02. Februar 2018] 

Fünfzehn Partner aus dreizehn Ländern, darunter zwei nordamerikanische Partner aus den USA und Kanada, haben sich zusammengetan, um die Forschungskapazitäten im eisbedeckten Arktischen Ozean auszubauen. Mit dem Projekt „ARICE – Arctic Research Icebreaker Consortium“ (Konsortium für Forschungseisbrecher in der Arktis) wollen die Partner die bestehende polare Forschungsflotte besser koordinieren und Wissenschaftlern Zugang zu sechs Forschungseisbrechern bieten. Darüber hinaus wird das Konsortium eng mit Partnern aus der maritimen Wirtschaft zusammenarbeiten. Die Europäische Kommission fördert das Projekt, das vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) koordiniert wird, mit sechs Millionen Euro. Die Auftaktveranstaltung des Projekts findet vom 6. bis zum 7. Februar 2018 im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven statt.

Schwindendes Meereis und ein Anstieg der Wassertemperatur verändern den Arktischen Ozean nachhaltig. Dadurch entstehen Chancen und Risiken, die ein nie zuvor dagewesenes politisches und wirtschaftliches Interesse am hohen Norden wecken. Wie wichtig dabei wissenschaftlich fundierte Entscheidungen geworden sind, zeigt sich darin, dass Europa verstärkt in die Arktisforschung investiert. Diese Investitionen haben es europäischen Wissenschaftlern ermöglicht, wesentlich dazu beizutragen, die Auswirkungen des Klimawandels besser zu verstehen. Allerdings sind die vorhandenen Datensätze noch immer unzureichend, um effektiv und zuverlässig vorherzusagen, wie sich die Arktis und mit ihr auch unsere Breiten verändern werden.  

Ein Schwachpunkt der Arktisforschung ist die relativ kleine und alternde Flotte an Forschungseisbrechern. Diese sind wichtige Bestandteile der polaren Infrastruktur, denn nur mit ihnen können die eisbedeckten Regionen des Arktischen Ozeans erforscht werden – also jene Gebiete, die dringend erkundet werden müssen, bevor sie sich zu stark verändert haben. Der Mangel an verfügbaren Eisbrechern und die ungenügende Koordination der eisgängigen Forschungsflotte erschwert es Wissenschaftlern allerdings, diese Gebiete zu untersuchen. Der Bedarf, Wissenschaftlern einen verbesserten Zugang zu Eisbrechern zu gewähren, ist somit groß.

Das EU geförderte Konsortium für Forschungseisbrecher in der Arktis, ARICE (Arctic Research Icebreaker Consortium) hat sich zum Ziel gesetzt, genau diese Lücke an Forschungszeit auf den verfügbaren Eisbrechern zu schließen. Das ARICE Konsortium besteht aus 15 Partnern aus 13 Ländern, darunter zwei nordamerikanische Partner aus den USA und Kanada. Ihr Ziel ist es, der arktischen Wissenschaftsgemeinschaft kostenlos Zugang zu sechs Forschungseisbrechern zu geben. Zum ersten Mal können sich so europäische Wissenschaftler und internationale Partner für die wertvolle Zeit auf einem der Eisbrecher bewerben, um ihre Forschungsprojekte im Arktischen Ozean durchzuführen. „Wer mit an Bord kommt, entscheidet ausschließlich die wissenschaftliche Exzellenz des Forschungsantrags. Wir ermutigen vor allem Nachwuchswissenschaftler und Forscher aus Ländern, die keinen direkten Zugang zu einem Eisbrecher haben, sich zu bewerben“, sagt Dr. Nicole Biebow, ARICE-Projektkoordinatorin vom Alfred-Wegener-Institut.

ARICE wird Wissenschaftlern unter anderem ermöglichen, während der MOSAiC-Expedition an Bord der Polarstern zu forschen. MOSAiC ist ein Akronym für Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate. Dahinter verbirgt sich die erste ganzjährige Expedition in die zentrale Arktis, bei welcher der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern mit dem Meereis driftet. Dies bietet Forschern die einzigartige Möglichkeit, über die Jahreszeiten hinweg das komplexe Zusammenspiel von Ozean, Eis, Atmosphäre und Ökosystem zu untersuchen.

Wissenschaftlern Zeit an Bord eines Forschungseisbrechers anzubieten, ist allerdings nur ein Teil des ARICE-Arbeitsprogramms. In den nächsten vier Jahren werden die Projektpartner auch Strategien entwickeln, um die bestehende eisgängige Forschungsflotte und ihre Einsätze besser zu koordinieren – auf europäischem und internationalem Level. Langfristig soll durch ARICE ein internationales Konsortium für Forschungseisbrecher in der Arktis etabliert werden, welches gemeinschaftlich den Zugang zu den Eisbrechern verwaltet und finanziert. Dies würde eine kosteneffiziente Nutzung der Forschungsflotte ermöglichen und die Forschungsprogramme über nationale Grenzen hinweg zusammenführen.

Darüber hinaus strebt das Konsortium an, enger mit maritimen Industriepartnern zusammenzuarbeiten. So sollen beispielsweise Handels- und Tourismusschiffe, die den Arktischen Ozean befahren, ozeanische und atmosphärische Daten sammeln – eine Initiative, die sich „Programme of ships and platforms of opportunity“ nennt. Gleichzeitig wollen Wissenschaftler und Industriepartner gemeinsam neue Technologien entwickeln, welche autonome und schiffsbasierte Messungen im Arktischen Ozean verbessern können. Eines der Produkte soll dabei ein dreidimensionaler virtueller Eisbrecher sein, der jedem Interessenten Fernzugriff auf Daten und Informationen in Echtzeit bietet.

Auf Grund der strategischen Relevanz des Projekts, fördert die Europäische Kommission ARICE innerhalb ihres Horizon2020 Förderprogramms. Über die Projektlaufzeit von vier Jahren, investiert die Kommission sechs Millionen Euro in das Konsortium. Von dieser Summe werden 50 Prozent dafür aufgewandt, Wissenschaftlern zu ermöglichen an Bord einer der sechs Eisbrecher zu forschen.


Konsortiumpartner

Alfred-Wegener-Institute, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), Deutschland (Koordinator)

Association of Polar Early Career Scientists (APECS), Deutschland (am Alfred-Wegener-Institut)

Arctic Portal (AP), Island

British Antarctic Survey (NERC-BAS), UK

Finnish Meteorological Institute (FMI), Finnland

Institute of Oceanology (IOPAN), Polen

Italian National Research Council (CNR), Italien

National Center for Scientific Research (CNRS), Frankreich

Norwegian Polar Institute (NPI), Norwegen

Spanish National Research Council (CSIC), Spanien

Swedish Polar Research Secretariat (SPRS), Schweden

University of Alaska Fairbanks (UAF), USA

University of Laval (ULAVAL), Kanada

Technical University of Denmark (DTU-Aqua), Dänemark

World Ocean Council (WOC), UK

 

Forschungseisbrecher

RV Polarstern, Deutschland

IB Oden, Schweden

RV Kronprins Haakon, Norwegen (noch im Bau)

RRS Sir David Attenborough, UK (noch im Bau)

CCGS Amundsen, Kanada

RV Sikuliaq, USA

Hintergrund

ARICE (Arctic Research Icebreaker Consortium) ist ein Konsortium für Forschungseisbrecher in der Arktis, das sich zum Ziel gesetzt hat, Europas Forschungskapazitäten im eisbedeckten Arktischen Ozean auszubauen. Das Konsortium besteht aus 15 Partnern aus 13 Ländern (Deutschland, Schweden, Großbritannien, Norwegen, Island, Spanien, Frankreich, Italien, Polen, Finnland, Dänemark, Kanada und die USA). Gemeinsam arbeiten die Projektpartner daraufhin, die bestehende polare Forschungsflotte besser zu koordinieren und Wissenschaftlern Zugang zu sechs Forschungseisbrechern bieten. Darüber hinaus wird das Konsortium eng mit Partnern aus der maritimen Wirtschaft zusammenarbeiten. Die Europäische Kommission fördert das Projekt innerhalb ihres Horizon2020 Förderprogramms mit sechs Millionen Euro. Startschuss für die vierjährige Projektlaufzeit war der 1. Januar 2018. Fördernummer: 730965.

Weitere Informationen finden Sie auf der Projektwebsite: www.arice.eu