Eiskern-Projekt Beyond EPICA kehrt in die Antarktis zurück

Die dritte Tiefbohrsaison hat gerade begonnen
[24. November 2023] 

Während die Sonne in der Antarktis wieder aufgeht, hat das Beyond EPICA 23/24 Team die dritte Bohrsaison in Little Dome C begonnen. Nur dreißig Kilometer von der Concordia Station entfernt, beherbergt das abgelegene Camp europäische Fachleute aus Forschung und Technik, die an der dritten Eiskernbohrkampagne des internationalen Forschungsprojekts Beyond EPICA beteiligt sind, das vom Institut für Polarwissenschaften des CNR (Nationaler Forschungsrat Italiens) koordiniert wird. Durch die Analyse von Eiskernen, die aus dem tiefen Eis der Antarktis entnommen wurden, sollen bis zu 1,5 Millionen Jahre zurückreichende Informationen über die Entwicklung der Temperatur, der Zusammensetzung der Atmosphäre und den Kohlenstoffkreislauf gewonnen werden. Ein Team von 16 Personen, vier davon vom Alfred-Wegener-Institut, wird zwei Monate lang mitten auf dem antarktischen Plateau arbeiten und dabei extreme Temperaturbedingungen in Kauf nehmen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Im abgelegenen Feldlager von Little Dome C in der Antarktis, nur dreißig Kilometer von der Concordia Station entfernt, hat ein internationales Team aus 16 Forscherinnen und Forschern, sowie Logistikfachleuten die dritte Tiefbohrkampagne für das europäische Projekt Beyond EPICA – Oldest Ice begonnen. Sie werden über zwei Monate lang auf dem antarktischen Plateau in 3.200 Metern Höhe arbeiten, wo die durchschnittliche Sommertemperatur –35°C beträgt. In den nächsten Jahren wird die Analyse eines Eiskerns, der von der Oberfläche bis in eine Tiefe von 2,7 km entnommen wurde, die Rekonstruktion der Klimageschichte der Welt ermöglichen, die 1,5 Millionen Jahre zurückreicht, um Informationen über die Temperatur und die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu erhalten.

„Dieser Eiskern wird uns Informationen über das Klima der Vergangenheit und über die Treibhausgase in der Atmosphäre während des mittelpleistozänen Übergangs (Mid-Pleistocene Transition, MPT) geben, der vor 900.000 bis 1,2 Millionen Jahren stattfand“, sagt Carlo Barbante, Koordinator des Projekts, Direktor des Instituts für Polarwissenschaften des Nationalen Forschungsrats Italiens (CNR-ISP) und Professor an der Universität Ca' Foscari in Venedig. „Während dieses Übergangs änderte sich die Periodizität des Klimas zwischen den Eiszeiten von 41.000 auf 100.000 Jahre: Der Grund dafür ist das Rätsel, das wir zu lösen hoffen.“

Das Projekt wurde von der Europäischen Kommission mit 11 Millionen Euro finanziert, wird vom CNR-ISP koordiniert und umfasst zwölf europäische Forschungsinstitute. Neben dem CNR und der Universität Ca' Foscari in Venedig ist die italienische Nationale Agentur für neue Technologien, Energie und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung (ENEA) zusammen mit dem französischen Polarinstitut (IPEV) für die Logistik verantwortlich. Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) bringt seine langjährige Expertise zum Bohren und Analysieren von Eiskernen ein.

„In der letzten Kampagne hat das Team trotz der widrigen Wetterbedingungen und einiger Probleme mit der Bohrausrüstung sehr hart gearbeitet und eine Tiefe von 808 Metern erreicht“, sagt Barbante. „In diesem Jahr wird ein Laserspektrometer, das in der Concordia-Station eingesetzt wird, fast in Echtzeit die Sauerstoff- und Wasserstoff-Isotopenzusammensetzung des frisch entnommenen Eises aus Little Dome C analysieren; dies wird es ermöglichen, die Klimazyklen sofort zu erkennen und eine vorläufige Datierung des Kerns vorzunehmen.“

Little Dome C ist ein 10 Quadratkilometer großes Gebiet, das 35 Kilometer von der italienisch-französischen Concordia-Station entfernt liegt - einer der extremsten Orte der Erde. Das an der Bohrsaison beteiligte Personal wird dort von Mitte November 2023 bis Ende Januar 2024 arbeiten.

„Wie ein altes Buch hat das Eisschild der Antarktis die Umweltgeschichte unseres Planeten aufgezeichnet und konserviert,“ erklärt Frank Wilhelms, Professor für Glaziologie und Geophysik und Leiter der Arbeitspakets für die Bohroperation von Beyond EPICA. „Wenn wir etwa 2400 Meter erbohrt haben, werden wir in der Lage sein, den Gehalt an Treibhausgasen wie Methan und Kohlendioxid in der Atmosphäre der Vergangenheit zu bestimmen, diese Erkenntnisse mit der Temperaturentwicklung in Verbindung zu bringen und erwarten Informationen über das Klima der letzten 1,5 Millionen Jahre zu erhalten.“

Das Beyond EPICA Projekt befindet sich jetzt in der dritten Bohrsaison und wird bis 2026 fortgesetzt: eine europäische wissenschaftliche und logistische Anstrengung, die auf Zusammenarbeit und Innovation beruht.

 

Die Mitglieder des Teams 2023/2024:

Olivier Alemany und Philippe Possenti vom Centre national de la recherche scientifique, Rémi Dallmayr, Matthias Hüther, Gunther Lawer, Johannes Lemburg vom Alfred-Wegener-Institut, Saverio Panichi und Andrea Ceinini von der ENEA, Ines Gay vom IPEV, James Veale vom British Antarctic Survey, Federico Scoto vom CNR Institute for Atmospheric and Climate Science, Michaela Mühl und Fortunat Joos von der Universität Bern, Julien Westhoff, Iben Koldtoft, Tamara Gerber von der Universität Kopenhagen.

 

Weitere Informationen:
Beyond EPICA Oldest Ice: www.linktr.ee/BeyondEpica_OldestIce

Fotos:
Beyond EPICA Field Seasons Galerie: www.beyondepica.eu/en/gallery/field-seasons/

Videos:
www.beyondepica.eu/en/outreach-communication/beyond-epica-on-youtube/

 

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