PS98 Wochenbericht Nr. 1 | 10. - 17. April 2016

Beginn der Rückreise

[19. April 2016] 

Der letzte Fahrtabschnitt der Polarstern in der Antarktissaison 2015/16 begann am 10. April 2016 in Punta Arenas und wird am 12. Mai in Bremerhaven enden. Auf der Teilstrecke bis Las Palmas sind 14 Wissenschaftler an Bord, die sich hauptsächlich mit atmosphärischen Messungen sowie dem Transport von Krabben beschäftigen. Weitere 25 Personen werden in Las Palmas für einen Trainingskurs zu Echosound-Geräten zusteigen.

Nachdem Polarstern von der letzten Expedition (PS97) am 8. April in Punta Arenas ankam, konnte sie jedoch nicht an der geplanten Pier anlegen, da diese noch mit einem anderen Schiff belegt war. Daher wurde zunächst in Cabo Negro Treibstoff gebunkert, anschließend lag Polarstern noch für einen Tag vor Punta Arenas vor Anker. Am 10. April morgens schließlich war die Mardones Pier frei. Alle nötigen Be- und Entladungsarbeiten sowie das Einschiffen der Wissenschaftler konnte rasch erledigt werden, sodass wir wie geplant um 18 Uhr Ortszeit ausliefen.

Nach raschem Durchfahren der östlichen Magellanstraße (mit kräftiger achterlicher Strömung) kam Polarstern schnell voran und wir  fahren nun mit einem Nordostkurs auf dem südlichen Atlantik. Die ersten Tage waren noch von kaltem Wasser des Falklandstromes – und dementsprechend tiefen Temperaturen – geprägt. In diesem Gebiet bekamen wir auch noch den Einfluss der südlichen Frontalzone mit entsprechenden Windgeschwindigkeiten zu spüren: Windstärke 8 und entsprechender Seegang von gut 3 Metern hat die Seefestigkeit der Wissenschaftler sowie der Geräte auf Probe gestellt, doch waren keine größeren Ausfälle zu verzeichnen. Nun sind wir schon in den Einfluss des Brasilienstroms mit Wassertemperaturen um 23°C gekommen und am Rande eines Gewittertiefs über Uruguay führte unsere Fahrtroute auch durch einige Schauer und Gewitter. Die weitere Strecke wird auf direktem Weg ohne Aufenthalt zu den Kanarischen Inseln verlaufen, wir werden Las Palmas voraussichtlich am 3. Mai erreichen.

Dank der hervorragenden Mannschaft gestaltet sich das Leben an Bord sehr angenehm. Wir konnten bereits in der ersten Woche die Annehmlichkeiten der reichhaltigen Küche sowie der Freizeitmöglichkeiten erfahren - Fitnessraum, Schwimmbad und Tischtennis sind hier die Highlights. Die zunehmend höheren Temperaturen wurden gestern auch für einen Grillabend auf dem Arbeitsdeck genutzt.

Auch alle Forschungsarbeiten haben planmäßig begonnen. Die einzelnen wissenschaftlichen Themen dieser Fahrt werden in weiterer Folge in den Wochenberichten detailliert vorgestellt.

Es folgt nun der Bericht der Gruppe Biologie  (Corina Peter, Marcel Machnik und Rodrigo Lorenzo):

Am Samstag vor Auslaufen aus Punta Arenas bekommt die Polarstern ganz besondere Passagiere an Bord. Große Aquarien sind bereits auf dem F Deck in den auf 5°C heruntergekühlten Biolabor Containern mit Seewasser der richtigen Temperatur befüllt und sind bezugsfertig. Sie sollen sich wohlfühlen auf der Überfahrt: Die ungewöhnlichen Passagiere sind Steinkrabben, im Volksmund auch Königskrabben genannt. Zwei verschiedene Arten der Steinkrabben, Lithodes santolla und Paralomis granulosa, die in den Gewässern um Punta Arenas heimisch sind, haben ihre Aquarien bezogen. Die Krabben wurden in der Magellanstraße gefangen, dort hat das Wasser eine Temperatur von etwa 5°C und eine Salinität von 28 ppm. Insgesamt kommen über 60 Steinkrabben der beiden Arten an Bord.  Nachdem die eiertragenden Weibchen und Männchen getrennt in ihre Tanks sortiert wurden, wurden sie vermessen, markiert und ihre Vitalparameter vermerkt. Für die Hälterung der Tiere muss das Wasser täglich durch frisches Seewasser ausgewechselt werden, damit die Wasserqualität optimal bleibt. Hierfür steht ein Kühlertank zur Verfügung, der das zum Äquator hin stetig wärmer werdende Seewasser auf 5°C herunterkühlt. Außerdem muss die Salinität kontrolliert werden, da Krabben maximal 33 ppm tolerieren können, die Salinität in tropischen Gegenden allerdings auf bis zu 39 ppm steigen kann. Die Männchen befinden sich in ihrer jährlichen Häutungsphase (zwischen März und April) und die Weibchen sind eiertragend, weswegen sie sehr sensibel auf Schwankungen in Temperatur und Salinität reagieren.

In Bremerhaven angekommen werden die Tiere in verschiedenen Projekten eingesetzt, um herauszubekommen wie die Tiere im Klimawandel auf wärmere Temperaturen und sinkende Sauerstoffgehalte im Meer, sowie die Ozeanversauerung reagieren. Es wird angenommen, dass gerade die Weibchen und ihre Eier besonders sensibel auf Veränderungen reagieren. Ziel ist es, unter anderem das Brutverhalten der Weibchen sowie die Entwicklung und den Sauerstoffverbrauch der Eier unter sich verändernden Umweltbedingungen zu untersuchen.

 

Mit besten Grüßen im Namen aller Fahrtteilnehmer

Bernhard Pospichal

17. 04. 2016, 31°S, 42°W

Kontakt

Wissenschaft / Fahrtleitung

Bernhard Pospichal

bernhard.pospichal@uni-leipzig.de

 

Wissenschaftliche Koordination

Rainer Knust
+49(471)4831-1709
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Assistenz

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+49(471)4831-1859
Sanne Bochert