Antarktis-Expedition

Larsen-C-Schelfeis wahrt sein Geheimnis

Meereissituation verhindert Vorstoß des Forschungseisbrechers Polarstern zum Larsen-C-Eisschelf und dem Abbruchgebiet des Eisbergs A68
[08. März 2019] 

Vor wenigen Tagen haben Kapitän und wissenschaftlicher Fahrtleiter der aktuellen Polarstern-Expedition entschieden, den Versuch abzubrechen, zum Larsen-C-Schelfeisgebiet vorzudringen. Dickes Meereis mit Presseisrücken behinderten die Weiterfahrt, so dass das Schiff jetzt alternative Untersuchungsgebiete weiter nördlich ansteuert.

Gemeinsam haben Kapitän und Expeditionsleiter die Entscheidung getroffen, es aufzugeben ins tief im Süden liegende Larsen-C-Schelfeisgebiet vordringen zu wollen. „Dichtes Meereis hat sich zu bis zu zehn Meter dicken Presseisrücken übereinandergeschoben“, sagt Polarstern-Kapitän Thomas Wunderlich. „Wir haben sieben Tage versucht, uns einen Weg durch das Eis zu brechen, mussten aber einsehen, dass die Eisbedingungen keine andere Entscheidung zuließen, als weiter im Norden bessere Meereis- und Arbeitsbedingungen zu suchen“, so Wunderlich weiter.

Zwar erreicht die Meereisausdehung in der Antarktis Ende Dezember mit 4,94 Millionen Quadratkilometern den für diesen Monat niedrigsten Wert seit Beginn der kontinuierlichen Satellitenmessungen (zur Meldung im Meereisportal). Tief im Süden des westlichen Weddellmeeres jedoch profitierte die Expedition nicht von der geringen Meereisbedeckung, die dieses Jahr im Südozean auftrat.

„Die vorab definierten alternativen Arbeitsregionen Larsen A- und Larsen-B-Schelfeisgebiet kamen nicht in Frage, denn dort hätten wir genauso in der Mausefalle gesteckt wie im eigentlichen Zielgebiet Larsen-C“, sagt Dr. Boris Dorschel vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), der die Expedition leitet. Stattdessen hat er - nach ausführlichen Gesprächen mit allen Forschungsteams an Bord - festgelegt, dass sich die wissenschaftlichen Arbeiten jetzt auf eine Region im nordwestlichen Weddellmeer konzentrieren sollen. Entlang eines sogenannten Transekts aus Beprobungsstationen wollen die Wissenschaftler untersuchen, wie sich unterschiedliche Umweltbedingungen, beispielsweise die Meereisbedeckung und die biologische Produktivität in den oberen Wasserschichten, auf die Ökosystemen am Meeresboden und in der Wassersäule auswirken. Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden unter anderem dazu beitragen, die Reaktionen des antarktische Ökosystem auf den Klimawandel besser zu verstehen. „Mittlerweile konnten wir etliche Probennahmegeräte in der Wassersäule und am Meeresboden einsetzen, so dass die Labore voller Wissenschaftler sind, die eifrig die Mikroalgen sowie die am Boden und in der Wassersäule lebenden Tiere untersuchen“, sagt Boris Dorschel.

Außerdem wird das Expeditionsteam, wenn irgend möglich, entstehende Kanäle im Meereis nutzen, um nach Osten weiter in das Weddellmeer vorzustoßen. Jenseits des Kontinentalschelfs fällt der Meeresboden rasch von etwa 400 Meter auf runde 3000 Meter ab. „Wenn sich ein Fenster ergibt, wollen wir Gebiete ansteuern, da dort der Meeresboden wie in vielen anderen Bereichen des Südozeans noch weitgehend unkartiert ist“, erläutert Boris Dorschel. Neben diesen bathymetrischen Arbeiten sind auch die Ozeanographen daran interessiert, in diesem Meeresbereich Wassermassen und Strömungsverhältnisse zu untersuchen, denn die hier stattfinden Umwälzprozesse treiben die globalen Ozeanströmungen an. Auch wenn das Larsen-C-Schelfeisgebiet außer Reichweite bleibt, werden durch die Expedition PS118 viele spannende Forschungsfragen beantwortet. „Trotz der schwierigen Eisbedingungen ist die Stimmung an Bord gut und wir haben viel zu tun“, resümiert der Fahrtleiter.

 

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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.