Das wertvolle Klimaarchiv am Meeresboden

Prof. Dr. Gesine Mollenhauer, Geochemikerin und wissenschaftliche Leiterin des MICADAS 14C-Labors am Alfred-Wegener-Institut und Professorin an der Universität Bremen.

C-14 Datierung

Paläoozeanographie

Sedimenttransport

Permafrost

Der Meeresboden ist ein gigantisches Endlager. Jeder Partikel, der nicht vorher gefressen wird, abgestorbene Meeresorganismen, Material, welches von den Flüssen in die Meere eingetragen wird – Schicht für Schicht lagern sich herabrieselnde Teilchen in der Tiefe ab. Am Ende entsteht ein einzigartiges Archiv, in dem wir u.a. mithilfe von chemischen Analysen an Sedimentproben lesen können. Mit den gewonnenen Informationen aus den Bestandteilen jeder einzelnen Schicht können wir im Anschluss das Klima und andere Umweltbedingungen aus der entsprechenden Zeit rekonstruieren. Entscheidend ist dabei jedoch, dass die Ablagerungen präzise datiert werden können. Hierfür kann man die sogenannte Radiokarbon- oder 14C-Methode nutzen. Ein Ziel der verschiedenen Analysen ist es, daraus abzuleiten, wie viel Kohlenstoff das Meer in der Vergangenheit der Atmosphäre entzogen und in seiner Tiefe gespeichert hat.

Die dauergefrorenen Böden der Arktis speichern riesige Mengen Kohlenstoff in Form von Tier- und Pflanzenresten. Im Zuge des Klimawandels aber tauen die Böden immer tiefer und langanhaltender auf. Mikroben zersetzen das aufgetaute Material; Regen, Bäche und Flüsse tragen seine Bestandteile davon. Ein Teil dieses Schwemmmaterials setzt sich irgendwann am Meeresboden ab. Dabei hinterlässt es jene Spuren, anhand derer AWI-Geowissenschaftler nicht nur die Klimageschichte der Arktis nacherzählen können. Sie verstehen auch, welche Rolle tauende Permafrostböden bei vergangenen Klimaveränderungen spielten und können auf Grundlage dieses Wissens genauere Vorhersagen für die Klimazukunft der Erde machen.