Die Vielfalt des Lebens auf, im und unter dem Meereis

Dr. Hauke Flores, Meeresbiologe am Alfred-Wegener-Institut.

Biodiversität

Arktischer Ozean

Leben im Polarmeer

Die Meereisgebiete der Arktis und der Antarktis gehören zu den sich am stärksten wandelnden Lebensräumen auf der Erde. Die Ursache für diese rasanten Veränderungen ist der Klimawandel, der insbesondere in der Arktis einen rapiden Rückgang der Meereisbedeckung herbeiführt. Da das Meereis selbst eine zentrale Funktion in den polaren Ökosystemen erfüllt, sind erhebliche Auswirkungen auf die Funktionen und Leistungen zu erwarten, die polare Lebensgemeinschaften erfüllen. Dazu gehören zum Beispiel die Aufnahme und Bindung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre oder die Produktion großer Mengen Krill und Fisch.

Leider schreiten die Veränderungen in den Polarregionen schneller voran als unser Verständnis der Meereis-Ökosysteme. Das Meereis spielt eine entscheidende Rolle für den Lebenszyklus polarer Schlüsselarten in beiden Hemisphären. Die bekanntesten Beispiele sind der arktische Polardorsch und der Antarktische Krill. Die im Meereis lebenden Mikroalgen (Eisalgen) tragen wesentlich zur Nahrungsversorgung polarer Lebensgemeinschaften bei. Sie dienen nicht nur vom Menschen genutzten Arten wie Fischen und Krill als Futter, sondern ernähren indirekt auch Eisbären und Pinguine.

Aus diesem Grund erforschen wir am AWI die Artenvielfalt der Meereis-assoziierten Fauna und deren Rolle für das Funktionieren polarer Ökosysteme, Stoffkreisläufe und Fischbestände. Die Wechselwirkungen zwischen dem Meereis, seinen Bewohnern und vielen Nutznießern sowie deren Funktionen und Leistungen sind bisher nur unzureichend quantifiziert und kaum in regionalen und globalen Modellen repräsentiert. Ein fundiertes Verständnis der ökologischen Bedeutung von Meereis-Lebensgemeinschaften ist notwendig, um die Folgen des Klimawandels für polare Ökosysteme, lebende Schutzgüter und biologische Ressourcen abschätzen und Schutzmaßnahmen zielgenau entwickeln zu können.