Welche Prozesse beeinflussen die Meereisdicke?

Prof. Dr. Christian Haas, Leiter der Sektion Meereisphysik am AWI und Professor am Institut für Umweltphysik an der Universität Bremen.

Meereis

MOSAiC

Das Meereis in der Arktis und Antarktis ist eine wichtige Komponente des globalen Klimasystems und die Veränderung seiner Dicke und Schneebedeckung sind bedeutende Indikatoren für den Klimawandel. Dabei hängt die Dicke des Eises nicht nur von thermodynamischen Faktoren wie der Wärme in der Luft und im Wasser oder der Strahlung ab. Winde und Meeresströmungen tragen ebenfalls dazu bei, indem sie das Eis permanent bewegen und deformieren, wodurch sich dicke Presseisrücken bilden. Dadurch sind die Eisdicke und Schneebedeckung sehr variabel.

Aufgrund der starken Klimaerwärmung in der Arktis ist dort das Eis weniger und dünner geworden. Allerdings ist immer noch unklar, welche der oben genannten Prozesse im Wesentlichen für das Verschwinden des Eises verantwortlich sind. In der Antarktis hat sich das Meereis dagegen nur wenig verändert und seine Dicke ist weitgehend gleichgeblieben.

Seit dreißig Jahren führen wir Eisdickenmessungen in der Arktis und Antarktis durch, die zu den genauesten und detailreichsten weltweit gehören. Dabei setzen wir Messungen am Boden, aus der Luft und von Satelliten ein und verbessern diese ständig. So können wir zwischen thermodynamischen und dynamischen Dickenänderungen unterscheiden und besser die atmosphärischen und ozeanischen Prozesse identifizieren, die zu den beobachteten Dickenänderungen beitragen. Außerdem untersuchen wir die Folgen des Meereisrückganges auf das Klima- und Ökosystem sowie die Konsequenzen für die Nutzung durch die Menschen, zum Beispiel in der Schifffahrt.