Küstenforschung: Klimawandel und Arteninvasion

Dr. Christian Buschbaum, Meeresökologe am Alfred-Wegener-Institut.

Küstenforschung

Wattenmeer

Invasive Arten

Weltweit verändern sich derzeit Küsten und ihre Lebensgemeinschaften in einer Geschwindigkeit, wie es sie in der Erdgeschichte bislang nur selten gab. Grund sind menschengemachte Faktoren, die zum einen jeder für sich allein wirken; die sich zum anderen aber auch gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken. Der globale Klimawandel führt dazu, dass Arten ihre Verbreitungsareale verändern, sodass kälteliebende Organismen zunehmend in die polaren Gebiete gedrängt werden und sich in den gemäßigten Breiten wärmeangepasste Arten ausdehnen. Damit einhergehend verändern sich Arteninteraktionen: Ganze Ökosysteme funktionieren heute auf andere Weise als sie das vor einigen Jahrzehnten getan haben. Veränderungen von Ökosystemen sind natürlich. Das enorme Tempo aber, mit dem sie gerade ablaufen, erschwert es den Organsimen Anpassungsstrategien zu entwickeln und sich erfolgreich auf die sich verändernden Umweltparameter einzustellen.

Dazu kommt die Globalisierung, die auch unter Wasser nicht Halt macht. Schiffe transportieren Waren von Kontinent zu Kontinent. Dieser Transport führt zu einer Verschleppung von Arten, die im Ballastwasser oder angeheftet an den Rümpfen aus ihrem Ursprungsgebiet an neue Küsten transportiert werden. Hier etablieren sich die Neuankömmlinge erfolgreich, wenn sie geeignete Lebensbedingungen vorfinden.

An der Nordseeküste werden derzeit bis zu zwei neu eingewanderte Arten pro Jahr entdeckt. Diese stammen häufig aus pazifischen Gewässern – Regionen, die wärmer sind und mit deren Küstenstaaten wir regen Handel betreiben. Die Kombination aus Klimawandel und Globalisierung ist somit ein bedeutender Treiber der sich verändernden heimischen Küste. Wir untersuchen, wie sich die heimischen Lebensgemeinschaften auf beides einstellen, zu welchen Anpassungen sie fähig sind und inwiefern neue Wechselwirkungen entstehen – angefangen bei einzelnen Arten bis hin zum gesamten Küstenökosystem.