Tampons aus Algen
Tampons sind wichtige, millionenfach verwendete Hygieneartikel. Sie tragen jedoch auch zu einem großen Umweltproblem bei: zur Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll. Als umweltfreundlichere Alternative wurde deshalb ein biologisch abbaubarer Tampon aus Meeresalgen entwickelt. Zusammen mit einem Berliner Startup arbeiten wir nun daran, die dafür nötigen Rohstoffe nachhaltiger zu gewinnen.
Die Zahlen sprechen für sich: Allein im deutschsprachigen Raum werden jeden Tag rund 17 Millionen Hygieneprodukte benutzt, die oft zu einem guten Teil aus Plastik bestehen. Viele davon landen im Abwasser und damit letztendlich im Meer. Tampons & Co. stehen laut Europäischer Kommission auf Rang 5 der am häufigsten an europäischen Stränden gefundenen Gegenstände. Biologisch abbaubare oder wiederverwertbare Alternativen sind also gefragt.
Eine solche hat unser Projektpartner Vyld bereits entwickelt: Der „Tangpon“ ist der weltweit erste aus Algen hergestellte Tampon. Er besteht aus einem speziellen Biopolymer, das sich aus Seetang extrahieren und anschließend zu Fasern weiterverarbeiten lässt. Bisher verwendet der Hersteller dazu wildwachsenden Tang aus dem Meer. Um die natürlichen Bestände sogar noch wachsen zu lassen, sollen künftig aber Algen aus Meeresfarmen zum Einsatz kommen.
Und auch bei der Herstellung selbst gibt es noch einiges zu verbessern. Genau das ist das Ziel des Projektes „Green Hygiene“, das wir zusammen mit der Firma durchführen. Wir haben eine Methode entwickelt, mit der sich das Polymer nicht nur schneller aus den Algen extrahieren lässt. Im Vergleich zu bisher in der Industrie üblichen Verfahren spart man dabei auch Wasser und braucht deutlich weniger organische Lösungsmittel und andere Chemikalien. Derzeit testen wir, ob sich dieses Verfahren auch in großem Maßstab einsetzen lässt. Zudem wollen wir wissen, wie sich zum Beispiel der Erntezeitpunkt der Algen oder ihre Anbaubedingungen auf die Stabilität des Polymers auswirken.
Wenn sich die Rohstoffgewinnung auf diese Weise verbessern lässt, ist das nicht nur für die Produktion von umweltfreundlichen Tampons interessant. Die Firma Vyld arbeitet zum Beispiel bereits an Windeln auf Seetang-Basis. Und auch für zahlreiche andere Anwendungen werden Algen genutzt. Die Palette reicht dabei von Kosmetika über Lebensmittel bis hin zu Pharma-Produkten. Auch für solche Zwecke können wir mit unserer Methode vielseitig einsetzbare Rohstoffe liefern. Denn die Qualität und die Eigenschaften des gewonnenen Polymers lassen sich so steuern, dass es die jeweiligen Anforderungen erfüllt. Die Einsatzmöglichkeiten für den Rohstoff aus dem Meer sind also noch längst nicht ausgeschöpft.