Ehrung

Ralf-Dahrendorf-Preis für Potsdamer Forschungsteam

Erforschung des tauenden Dauerfrostbodens und seine Auswirkungen auf den Klimawandel
[14. Mai 2019] 

Heute darf sich das PETA-CARB-Team am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Potsdam ganz besonders freuen, denn es bekommt einen völlig neuen Preis verliehen: Der Ralf-Dahrendorf-Preis für den Europäischen Forschungsraum zeichnet herausragendes Engagement in wichtigen EU-Forschungsprojekten aus und darüber hinaus auch die Motivation, die Projektergebnisse mit der Öffentlichkeit zu teilen. Hierfür vergibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Summe von bis zu 50.000 Euro an insgesamt sechs Preisträger.

„Für die wichtigen Beiträge von Wissenschaft und Forschung zu einer guten Zukunft brauchen wir mehr öffentliches Bewusstsein. Wissenschaftskommunikation hat dabei eine Schlüsselrolle: Sie trägt wissenschaftliche Erkenntnis in die Gesellschaft und fördert ein Klima der geistigen Offenheit“, würdigte Bundesministerin Anja Karliczek die Preisträgerinnen und Preisträger in ihrer Ansprache in Berlin.

Mit dem neuen Preis ausgestattet kann die Forschungsgruppe um Professor Guido Grosse und Dr. Josefine Lenz mit ihren wichtigen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit treten und die Wirkung des Dauerfrostbodens (Permafrost) auf unsere Umwelt publik machen.

Abtauender Permafrost hat Auswirkungen auf den Klimawandel

Wir Menschen sind es, die die Erderwärmung verursachen. Infolge dessen taut der Permafrost in der Arktis immer schneller und in größeren Tiefen auf. Dabei werden große Mengen an Kohlenstoff freigesetzt, der dem Kreislauf auf der Erde für Jahrtausende entzogen war. Diese eigentlich klimaregulierende Funktion als großer Kohlenstoffspeicher wird dem Permafrost aber durch das Tauen genommen und die Freisetzung des Kohlenstoffs verstärkt die Erderwärmung deutlich.

Etwa ein Viertel der gesamten Landoberfläche der Nordhalbkugel ist von den Entwicklungen des Permafrost beeinflusst. Trotzdem ist nur den wenigsten bekannt, was die Tauprozesse im fernen Sibirien oder Alaska für den Klimawandel – und damit für uns alle – bedeuten. Fakt ist, dass die schrumpfenden Permafrostböden die Zeit für helfende Klimamaßnahmen erheblich verkürzen. Je besser also die Entwicklungen des Permafrosts erforscht sind, umso besser lassen sich die Folgen für den Klimawandel einschätzen und umso konkreter können nötige Handlungsmöglichkeiten gegen die Erderwärmung auf gesellschaftlicher und politischer Ebene diskutiert werden.

Dieser bedeutenden Aufgabe haben sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im PETA-CARB-Projekt gewidmet. Während ihrer Forschungsarbeit konnten sie neue Erkenntnisse über die durch den Klimawandel hervorgerufenen Tauprozesse und über die möglichen Folgen für den globalen Kohlenstoffkreislauf gewinnen. Durch Feldstudien, Fernerkundungen und Modellierungen haben sie systematische Messungen des schnellen Permafrost-Tauens vorgenommen und Kohlenstoffmengen im tiefen Permafrost bestimmt.

Gute Forschung wird bekannt gemacht und diskutiert

Für die meisten Menschen ist der Permafrost ein fernes, kaum persönlich erfahrbares und damit schwer greifbares Phänomen. Diese Distanz möchte das Potsdamer Forschungsteam mit Hilfe des Ralf-Dahrendorf-Preises abbauen. Es will allen Interessierten den großen Flächenanteil von Dauerfrostboden und die riesige Menge an im Permafrost gespeicherten Kohlenstoff veranschaulichen. Das geschieht über ein temporäres Ausstellungsformat, bei dem eine virtuelle Permafrost-Welt mit 3D-Brillen erfahrbar wird. Außerdem soll Permafrost sichtbar, hörbar, tastbar und riechbar werden. Dafür werden Originalzeugnisse aus der Eiszeit und Permafrost-Experimentierkästen zum Anfassen vorbereitet. Darüber hinaus veranschaulichen „Vorher/Nachher-Wackelbilder“ sowie Video- und Tonaufnahmen von Expeditionen aus der Arktis das Tauen und die Erforschung des Permafrost.

 

Das EU-Projekt PETA-CARB wurde gefördert durch:

7. EU Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, Spezifisches Programm „Ideen“, Programm des Europäischer Forschungsrats (ERC starting grant)


Weitere Informationen gibt es auf dieser Seite des BMBF.

Kontakt

Wissenschaft

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guido.grosse@awi.de

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Folke.Mehrtens@awi.de