Pressemitteilung

Bessere Vorhersagen für katastrophale Auswirkungen von Klimaschwankungen vor Südamerika

[03. November 2004] 

Deutsche Meeresbiologen leiten internationales Projekt
Unter Federführung des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven haben Wissenschaftler von 14 Instituten aus sechs Nationen in Paracas, Peru, auf einer Tagung vom 18. bis zum 24. Oktober das EU-Projekt Censor implementiert. Ziel des Projekts ist es die Auswirkungen von Klimaschwankungen auf das küstennahe Ökosystem und die Fischerei im Humboldtstrom vor Südamerika zu analysieren. In dem interdisziplinären Projekt sind Institute aus Deutschland (neben dem Alfred-Wegener-Institut das Zentrum für Marine Tropenökologie in Bremen und das GeoForschungszentrum in Potsdam), Frankreich und Spanien sowie Partner aus Chile, Peru und Argentinien beteiligt.

Censor steht für „Klimavariabilität und El Niño-Luftdruckoszillation der Südhalbkugel: Auswirkungen auf natürliche Küstenresourcen und Management“ (Climate variability and El Niño Southern Oscillation: Implications for natural coastal Resources and management). Das Phänomen der El Niño Luftdruckoszillation ist die stärkste, immer wiederkehrende natürliche Klimaschwankungen innerhalb einer Periode von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren. Über Nah- und Fernwirkungen hat es einen großen Effekt auf das tropische und globale Wettergeschehen, auf marine und terrestrische Ökosysteme und auf ganze Volkswirtschaften.

Eine Kombination von Daten aus der Geschichte und aktuellen Ergebnissen soll als biologisches Vorhersageinstrument für El Niño genutzt werden, um die lokalen Fischer vor Südamerika frühzeitig vor den katastrophalen Auswirkungen zu warnen und den negativen Effekt zu mildern. Zudem sollen positive Auswirkungen auf marine Ressourcn in Zukunft besser genutzt und Alternativen zur herkömmlichen Fischerei entwickelt werden. Im Rahmen des Censor Projekts soll die vorhandene Information über das küstennahe Ökosystem vor Südamerika zusammengetragen, in Datenbanken erfasst und der Wissenschaft, dem Fischereimanagement, politischen Entscheidungsträgern sowie der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig sollen Arbeiten auf See und im Labor an verschiedenen Orten entlang der Pazifikküste durchgeführt werden.

Letztendlich zielt das Projekt auf die Entwicklung neuer Managementstrukturen für die marinen Ressourcen eines Küstenökosystems unter dem Einfluss häufiger und starker Klimaschwankung ab. In die zu entwickelnden Modelle gehen neben der Ökologie von Organismen und Umweltfaktoren auch sozioökonomische Parameter ein. Das Projekt Censor hat am 1. Oktober begonnen und wird eine Laufzeit von vier Jahren haben.

Bremerhaven, den 3. November 2004

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Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.