Pressemitteilung

Ein neuer Meilenstein für die Polar- und Meeresforschung

[27. März 2007] 

BMBF bewilligt technische Entwicklungsarbeiten für das Eis brechende Forschungsbohrschiff AURORA BOREALIS

Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) erhält mehr als 5 Mio. Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), um gemeinsam mit dem Fachbereich Schiffbau der Hochschule Bremen die technische Entwicklung für den neuen europäischen Forschungseisbrecher AURORA BOREALIS voranzutreiben. Gleichzeitig kann nun damit begonnen werden, internationale Partner einzuwerben, die sich an den Bau- und Betriebskosten des Schiffes beteiligen.

Bereits am 22. Mai 2006 hatte der "Wissenschaftsrat" empfohlen, das Eis brechende Forschungsbohrschiff AURORA BOREALIS unter deutscher Federführung zu entwickeln, daher allerdings zur Bedingung gestellt, dass zunächst noch einige abschließende technische Entwicklungsarbeiten durchgeführt werden. Das BMBF folgt nun der Empfehlung des Wissenschaftsrates und stellt die erforderlichen finanziellen Mittel für die hierfür notwendigen ingenieur-wissenschaftlichen Arbeiten bereit.

Der Bau des neuen Schiffes steht seit November 2006 auch im Mittelpunkt europäischen Interesses, denn AURORA BOREALIS ist eines von 35 Großforschungsprojekten, die auf die sogenannte ESFRI-Liste (ESFRI = European Strategy Forum on Research Infrastructures) der Europäischen Kommission aufgenommen wurden. ESFRI hat die großen Infrastrukturprojekte identifiziert, die für die europäische Forschungslandschaft in den nächsten Jahrzehnten von höchster Priorität sind. Zur Vorbereitung und zur Entwicklung der Managementstrukturen dieser 35 Großprojekte stellt die Europäische Kommission in ihrem 7. Forschungsrahmenprogramm ca. 200 Mio. Euro zur Verfügung. Gemeinsam mit dem European Polar Board der European Science Foundation wird das Alfred-Wegener-Institut deshalb ebenfalls einen Antrag auf Förderung in diesem Programm stellen. Erfreulicherweise wollen sich bereits 11 europäische Länder - einschließlich Russlands - an der nun bewilligten Vorbereitungsphase beteiligen.

Hintergrund
Bei AURORA BOREALIS handelt es sich um einen Schiffstyp, der weltweit bisher noch nicht gebaut wurde. Als Kombination aus Eisbrecher, Bohrschiff und Mehrzweck–Forschungsschiff wird es zu allen Jahreszeiten in polaren Gebieten und in der offenen See einsetzbar sein.
AURORA BOREALIS wird deshalb zu allen Jahreszeiten internationale und interdisziplinäre Expeditionen im zentralen arktischen Ozean ermöglichen und durch den ganzjährigen Einsatz neue Erkenntnisse über eine der letzten bisher unerforschten Regionen der Welt liefern. Sie soll dabei auch ohne zusätzlichen Begleiteisbrecher operieren können.  An Bord des Schiffes können meteorologische, biologische, ozeanographische, glaziologische, geologische und geophysikalische Untersuchungen durchgeführt werden, außerdem werden die technischen Voraussetzungen für Fernerkundung, Meerestechnik, das so genannte „Subsea Floor Engineering“ und arktische Tiefseebohrungen geschaffen. Als weltweite Besonderheit wird AURORA BOREALIS Tiefseebohrungen auch unter einer geschlossenen Meereisdecke ermöglichen. Mit ihren weit reichenden Möglichkeiten kann sie damit praktisch allen Disziplinen der Meerestechnik und marinen Polarforschung dienen.
AURORA BOREALIS wird zur Klasse der schweren Eisbrecher gehören, vergleichbar den großen russischen Eisbrechern mit mehr als 50 MW Antriebskraft. Diese enorme Antriebskraft ist nötig, um die ganzjährige Einsatzbereitschaft in fast allen Regionen der Arktis zu gewährleisten. Das Bohrgestänge der AURORA BOREALIS ermöglicht Operati-onstiefen bis zu 4.000 Metern (plus 1.000 m Bohrtiefe im Sediment), wodurch 90 Prozent der Tiefseegebiete des Nordpolarmeeres abgedeckt sind. Zu den technischen Innovationen zählen auch die modularisierten mobilen Laborsysteme, die eine aufgabenspezifische Auswahl von Forschungslaboratorien erlauben. Besondere technische Vorkehrungen im Schiffsrumpf – die AURORA BOREALIS wird über zwei so genannte „Moon Pools“ verfügen - gewährleisten darüber hinaus, dass auch während des Bohrbetriebes ferngesteuerte Tiefseefahrzeuge (ROV), autonome Wasserfahrzeuge (AUV), Meeresbodenobservatorien etc. eingesetzt werden können. Spätere wissenschaftliche Entwicklungen sind ohne großen Aufwand in das Laborsystem integrierbar.

Das AURORA BOREALIS - Projekt wurde vom Alfred-Wegener-Institut initiiert und wird außerdem im Rahmen des European Polar Board (EPB) der European Science Foundation (ESF) weiterverfolgt. Es wird zudem mit bestehenden Forschungsprogrammen, insbesondere dem „Integrated Ocean Drilling Program (IODP)“ verzahnt werden. Die technische Leitung des Projektes hat die Hochschule Bremen, Fachbereich Schiffbau, Meerestechnik und angewandte Naturwissenschaften übernommen. Die Projektleitung insgesamt liegt beim Direktor des Alfred-Wegener-Instituts, Prof. Dr. Jörn Thiede.

Bremerhaven, den 27. März 2007
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Hinweise für Redaktionen:
Ihre Ansprechpartnerin zum Projekt „Aurora Borealis“ ist Dr. Nicole Biebow (Tel.: 0471 / 4831-1011; E-Mail: Nicole.Biebow@awi.de).
Ansprechpartner für den technischen Teil des Schiffes ist Prof. Dr. Olaf Springer vom Fachbereich „Schiffbau, Meerestechnik und angewandte Naturwissenschaften“ der Hochschule Bremen (Tel.: 0421 / 5905 2713; E-Mail: springer@fbsm.hs-bremen.de)
Ihre Ansprechpartnerin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist Dr. Angelika Dummermuth (Tel. 0471 / 4831-1742; E-Mail: medien@awi.de).

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

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Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.