Klimaforschung

CO2 Emissionen gesunken – CO2 Gehalt in der Atmosphäre gestiegen

Neuester Bericht des Global Carbon Projekts vorgestellt
[11. Dezember 2020] 

Seit 2006 ziehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Global Carbon Projektes (GCP) jedes Jahr Bilanz. Sie analysieren, welche Mengen an Treibhausgasen jährlich freigesetzt oder der Atmosphäre durch Aufnahme in Landvegetation und Ozeane entzogen werden. Seit 2018 ist AWI-Klimawissenschaftlerin Judith Hauck maßgeblich daran beteiligt.

Dieses Jahr ist die Bilanz gemischt. Zwar sind im Jahr 2020 die fossilen CO2-Emissionen um 7 % im globalen Schnitt (EU: -11 %, USA: -12 %) gesunken. Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre ist jedoch weiter angestiegen. Im Jahresmittel wird er voraussichtlich einen neuen Rekordwert von 412 ppm (parts per million) erreichen.

Die Corona-Pandemie hat zu einem deutlichen Rückgang der globalen Kohlendioxid-Emissionen geführt.

Im Jahr 2020 sanken die weltweiten fossilen Emissionen aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie um den Rekordwert von 7 Prozent oder umgerechnet etwa 2,4 Milliarden Tonnen CO2 auf 34 Milliarden Tonnen CO2. Dieser Rückgang ist erheblich größer als frühere signifikante Rückgänge von 0,5 (1981 und 2009), 0,7 (1992) und 0,9 (1945) Milliarden Tonnen CO2. Um die Pariser Klimaziele nicht zu überschreiten, müssen zwischen 2020 und 2030 im Durchschnitt jährlich 1 – 2 Milliarden Tonnen CO2eingespart werden.

Transportsektor bringt die größten Einsparungen

Für den größten Teil des Rückgangs der Emissionen im Jahr 2020 war der Transportsektor verantwortlich. Auch im Dezember 2020 lagen die Emissionen aus dem Straßen- und Luftverkehr aufgrund der anhaltenden Beschränkungen immer noch um etwa 10 % oder 40 % unter den Werten von 2019. Ob der 2020 Corona-bedingte Rückgang der Emissionen sich in der Zukunft fortsetzen wird, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden, warnen die Forscher. Nach dem Rückgang der Emissionen aufgrund der globalen Finanzkrise 2008/09, stiegen die Emissionen im Jahr 2010 sprungartig um 5 % an, als sich die Wirtschaft erholte. Es besteht die Befürchtung, dass ein sprunghafter Anstieg der CO2-Emissionen auch 2021 passiert.

CO2-Gehalt in der Atmosphäre weiter angestiegen

Die CO2-Emissionen insgesamt - aus fossilem CO2 und aus Landnutzung - liegen 2020 bei etwa 39 Gt CO2, trotz des Rückgangs also immer noch auf einem Niveau wie etwa 2012. Dies ließ den CO2-Gehalt in der Atmosphäre weiter ansteigen. Im Jahresmittel wird er voraussichtlich einen neuen Rekordwert von 412 ppm (parts per million) erreichen. Das entspricht einer Zunahme von 48 Prozent gegenüber dem vorindustriellen Wert. Stabilisieren wird sich der atmosphärische CO2-Gehalt und damit das Weltklima erst, wenn die globalen CO2-Emissionen sehr nahe bei Null liegen, so die Forscher.

Landvegetation und Ozeane nehmen anthropogene CO2-Emissionen auf

„Ozean und Landbiosphäre erweisen uns weiterhin einen großen Dienst, in dem sie etwa die Hälfte der menschgemachten CO2-Emissionen aufnehmen. Wenn man sich die Summe der CO2-Emissionen und der Senken seit 1850 ansieht, stellt man fest, dass der Ozean etwa so viel CO2 aufgenommen hat, wie allein durch die Nutzung von Öl als fossilem Energieträger freigesetzt wurde (75 ppm). Ohne die CO2-Senken an Land und im Ozean, wären wir heute schon bei knapp 600 ppm CO2 in der Atmosphäre. Das entspräche etwa einer Erwärmung von 3-4 °C,“ kommentiert Judith Hauck Klimawissenschaftlerin am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) die Rolle von Landvegetation und Ozeanen im Kohlenstoffbudget.

Das Team von 86 Klimaforschern aus aller Welt veröffentlicht die CO2-Bilanz 2020 in der Fachzeitschrift Earth System Science Data. Das Global Carbon Budget 2020 ist die 15. Ausgabe der jährlichen Gutachten. Aus Deutschland sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LMU (München), des Alfred-Wegener-Instituts (Bremerhaven), des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (Hamburg), des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie (Jena), des Karlsruhe Institute of Technology, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung (Kiel) und des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung (Warnemünde) beteiligt.

Publikation:

Pierre Friedlingstein et al.: Global Carbon Budget 2020. Earth System Science Data 2020. DOI: 10.5194/essd-12-3269-2020

Kontakt

Wissenschaft

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