Arbeiten und Leben in der Antarktis

Das Alfred-Wegener-Institut betreibt trotz beschwerlicher Bedingungen in der Antarktis eine Forschungsstation, in der ganzjährig Wissenschaftler leben und arbeiten: die Neumayer-Station III. Die Station auf dem Ekström-Schelfeis im atlantischen Sektor der Antarktis wurde 2009 in Betrieb genommen und ist die Basis für die deutsche Antarktisforschung.

Auf Stelzen

Die Neumayer-Station III ist ein Gebäude auf einer Plattform oberhalb der Schneeoberfläche. Die Station wird von 16 Stelzen getragen. Regelmäßig heben Techniker die Station mit einer hydraulischen Hebevorrichtung an. So kann die Station mit der Schneedecke mitwachsen und die Plattform liegt immer circa sechs Meter über dem Eis. Damit entgeht sie dem Schicksal der Vorgängerstationen in Röhrenbauweise, welche dazu verdammt waren im Laufe der Zeit von den Schneemassen deformiert zu werden.

Innerhalb einer Schutzhülle stehen auf dieser Plattform insgesamt hundert Container in zwei Ebenen übereinander mit unterschiedlichen Funktionen: Wohn- und Schlafräume, Hospital, Küche, Messe, Funkraum und Sanitärräume. Die Energiezentrale ist in eigenen Containern über zwei Stockwerke hinweg untergebracht. Unterhalb der Station befindet sich eine Tiefgarage im Eis. Hier parken unter anderem die Pistenbullys und Motorschlitten – das sind spezielle Fahrzeuge zum Einsatz in Polargebieten.

Im antarktischen Sommer leben und arbeiten bis zu 50 Menschen an der Station – im Winter wird es leerer: Dann sind nur noch ein Koch, drei Ingenieure, ein Arzt und vier Wissenschaftler vor Ort. Sie bilden das sogenannte Überwinterungsteam.

In der Station arbeiten die Wissenschaftler in Büros und Laboren – besonders wichtig ist jedoch die Feldarbeit auf dem Eis. In der Umgebung der Neumayer-Station III sind Observatorien für geophysikalische, hydroakustische und meteorologische Forschungsarbeit installiert. Außerdem gibt es ein Spurenstoff-Observatorium – Wissenschaftler messen hier kontinuierlich welche und wie viele klimarelevante Gase sich in der antarktischen Luft befinden.

Moderne Technik

Um nachhaltig zu forschen und in der sensiblen Umgebung der Antarktis möglichst wenige Spuren zu hinterlassen, hat das AWI beim Errichten der Infrastruktur auf moderne und robuste Technik gesetzt.

Eine Windkraftanlage unterstützt das Blockheizkraftwerk mit regenerativer Energie. Sie kann bis zu 30 Kilowatt Leistung erzeugen. Damit die Emissionen der Dieselgeneratoren auf ein Minimum reduziert werden können, sind weitere Windkraftanlagen an der Neumayer-Station III geplant. Die Dieselgeneratoren des Heizkraftwerks sind mit Katalysatoren ausgestattet.

Trinkwasser aus Schnee

Ihr Trinkwasser gewinnen die Menschen an der Station über eine Schneeschmelze - diese nutzt die Abwärme der Generatoren zur Trinkwassergewinnung. Sie hat ein Fassungsvermögen von bis zu acht Kubikmetern.

Müllentsorgung

Damit die Antarktis für kommende Generationen sauber bleibt und das Forschungsgebiet nicht verunreinigt wird, landet der gesamte Hausmüll in großen Containern. Diese Container bringt der Forschungseisbrecher Polarstern in den nächsten erreichbaren Hafen - meist Kapstadt oder Punta Arenas - wo die Abfälle fachgerecht entsorgt werden. Sondermüll wie Leuchtstoffröhren und Elektroschrott wird zur fachgerechten Entsorgung nach Bremerhaven transportiert.

Polarnacht – Polartag

Vom geografischen Südpol ist die Station über 2000 Kilometer entfernt. Die Sonne geht vom 15.11. bis 27.1. an der Station nicht unter und es ist Polartag. In der Zeit vom 21.5. bis 22.7. kommt die Sonne nicht über den Horizont - es herrscht Polarnacht.

Bisheriger Kälterekord

Der bisherige Kälterekord an der Neumayer-Station III beträgt minus 50,2 Grad Celsius. Sie wurde von unserem Meteorologen am 8. Juli 2010 gemessen.