Klimawandel

Neue Herangehensweise an Klimawandelprognosen könnte regionale Kalkulationen präzisieren

Computermodelle überschätzen Erwärmung in einigen Regionen der Welt und unterschätzen sie in anderen
[15. Mai 2018] 

Eine neue Methode zur Berechnung des menschlichen Einflusses auf Temperaturänderungen bestätigt derzeitige Prognosen einer erheblichen Klimaerwärmung noch in diesem Jahrhundert – allerdings deutet sie auch darauf hin, dass die individuellen Erwärmungsmuster in vielen Regionen deutlich von denen abweichen, die auf Schätzungen derzeit gängiger Computermodelle beruhen.

Die neue Methode, die Forscher der McGill University im Fachjournal Geophysical Research Letters beschreiben, basiert auf historischen Temperaturerhöhungen als Folge von einem Anstieg an Treibhausgaskonzentrationen und anderen klimatischen Einflussfaktoren. Diese Herangehensweise könnte komplexe Modelle des globalen Klimas ergänzen, da sie den Bedarf nach verlässlicheren Klimaprognosen auf regionaler Ebene befriedigen, so die Forscher.

„Indem ein historischer Zusammenhang hergestellt wird, erstellt die neue Methode ein effektives Modell, das eine Vielzahl an interagierenden Kräften und Strukturen berücksichtigt, die von Wolken über Wettersysteme bis hin zu Meeresströmungen reichen“, erklärt Shaun Lovejoy, Professor für Physik an der McGill University und Hauptautor der Studie. 

„Unsere Herangehensweise bestätigt das Fazit des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), dass drastische Reduktionen von Treibhausgasemissionen vonnöten sind, um eine katastrophale Erwärmung zu verhindern“, fügt er hinzu. „Aber sie zeigt auch wichtige Nuancen auf und verdeutlicht, dass es nötig ist, historische Methoden für regionale Prognosen zu entwickeln, um Einflüsse der Klimaveränderungen beurteilen und entsprechende Strategien entwickeln zu können.“ 

Die neue Methode zeigt insbesondere auf, dass in mehr als 39% der Regionen weltweit die gängigen Modelle die Geschwindigkeit der globalen Erwärmung entweder deutlich über- oder unterschätzen, so Lovejoy und sein Co-Autor, Doktorand Raphaël Hébert, der nun am Alfred-Wegener-Institut tätig ist.

„Globale Klimamodelle sind bedeutend für die Forschung, aber ihre regionalen Hochrechnungen sind noch nicht zuverlässig genug, als dass ihre Werte zweifelsfrei akzeptiert werden könnten“, stellen Hébert und Lovejoy fest. „Für regionale Hochrechnungen sollten historische Methoden neben den traditionellen globalen Klimamodellen entwickelt werden. Eine spannende Möglichkeit zur weiteren Verbesserung der Methoden stellen hybride Modelle dar, die die Stärken sowohl der historischen als auch der traditionellen Herangehensweisen vereinen.“