PS121 - Wochenbericht Nr. 2 | 18.08. – 25.08.2019

Arbeiten im Hausgarten

[04. September 2019] 

Ein Großteil der geplanten Arbeiten und Projekte, die wir Wissenschaftler für diese Expedition geplant haben, stehen im engen Zusammenhang mit der Fortsetzung des vor 20 Jahren durch die Tiefseegruppe des AWIs etablierten Langzeitobservatoriums HAUSGARTEN und der Umsetzung der Helmholtz Infrastruktur Initiative FRAM (Frontiers in Arctic Marine Monitoring). Das Langzeitobservatorium Hausgarten ist ein Netzwerk von zwanzig Stationen in der Fram Straße, deren Koordinaten jedes Jahr wiederkehrend in den Sommermonaten von uns besucht werden.

Wir sind ein multidisziplinäres Team aus Biologen, Physikern, Chemikern, Ingenieuren und Technikern, die gemeinsam das Ziel haben, die marine Biodiversität und klimarelevante Prozesse im arktischen Ozean besser erfassen und verstehen zu können. Unsere Forschung im Bereich des Langzeitobservatoriums HAUSGARTEN deckt fast alle Teile des marinen Ökosystems ab. Sie reicht von der Wassersäule bis zum Meeresboden, von den relativ flachen Gebieten des Spitzbergen Schelfs bis hin zur tiefsten Stelle der Arktis, dem Molloy Deep, sowie von den kleinsten Bakterien, über Mikroalgen, bis hin zu größeren Planktonorganismen. Die Ergebnisse unserer Forschung sollen dazu beitragen, die Bedeutung des Meereises und die Auswirkungen des Klimawandels für marine Ökosysteme in der Arktis besser identifizieren und quantifizieren zu können. Die Fram Straße ist dafür sehr gut als Forschungsgebiet geeignet, da hier relativ warme eisfreie Gebiete mit Wassermassen atlantischen Ursprungs, sowie kalte eisbedeckte Gebiete mit Wassermassen polaren Ursprungs relativ nah beieinanderliegen und vergleichend untersucht werden können.

An den Stationen des Langzeitobservatoriums werden jedes Jahr eine ganze Reihe von komplementären standardisierten Untersuchungen durchgeführt, die in der Summe ein möglichst komplettes Bild des jeweils aktuellen Zustandes des marinen Ökosystems und seiner Funktionalität in der Fram Straße geben sollen. Dies umfasst in diesem Jahr wieder den Einsatz von Probennehmern und optischen Beobachtungssystemen für Studien in der Wassersäule und am Meeresboden, sowie zusätzlich den Einsatz eines AUVs (Autonomes Unterwasserfahrzeugs) und eines ROVs (Remotely Operated Vehicle). Die jährlich wiederkehrenden Untersuchungen im Sommer werden seit einigen Jahren unter dem Dach der Helmholtz Infrastruktur Initiative FRAM durch die Installation von verankerten Sensoren, Probennehmern und automatischen Messsystemen ergänzt, die ganzjährig Informationen zu wichtigen Ökosystemparametern liefern. Diese ganzjährigen Messungen sind für eine möglichst umfassende Einschätzung des Zustandes des arktischen Ökosystems unerlässlich, da seine Funktionen starken saisonalen Veränderungen unterworfen sind.

Die Arbeiten der vergangenen Woche standen ganz im Zeichen der Fortsetzung des Langzeitobservatoriums HAUSGARTEN und der Umsetzung der Nebennutzerprojekte IMMIPLANS (Universität Bremen) und CarCASS (GEOMAR), deren Forschungsziele komplementär zu den Fragestellungen des Hausgarten-Teams sind. Die Wetterbedingungen waren in der vergangenen Woche optimal und so konnten die verschiedensten Geräte nach Plan eingesetzt und ausgetauscht werden. Bei meist ruhiger See wurden Verankerungen ausgetauscht, verschiedene Landersystem eingesetzt und wiederaufgenommen, sowie die Wassersäule und der Tiefseeboden beprobt. Die Höhepunkte der Woche waren sicher die beiden Einsätze des ROVs. So konnten die Aktionen eines autonomen Kettenfahrzeugs, das mit Kameras und Sensoren bestückt ist, am Meeresboden gefilmt und Experimente zu den Auswirkungen der Ozeanversauerung auf die Organismen am Meeresboden durchgeführt werden. Das ROV lieferte uns darüber hinaus beeindruckende Live-Bilder der Reaktion von Schlangensternen und Amphipoden auf das Angebot von Tintenfisch als Nahrung, der mit dem ROV ausgebracht wurde.

Die Stimmung an Bord ist weiterhin gut. Wir werden in der kommenden Woche über den Fortgang unserer Arbeiten in der westlichen Fram Straße berichten.

Mit den besten Grüßen der Expeditionsteilnehmer

Katja Metfies

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