PS114 - Wochenbericht Nr. 1 | 10. - 15. Juli 2018

Auf in die Arktis

[16. Juli 2018] 

Ein Rundgang durch das Schiff zeigt, nun kann es los gehen! Noch vor wenigen Tagen gab es an allen Ecken halbausgepackte Transportkisten unterschiedlichster Größe (vom ganzen Container bis zu kleinen Pappkisten).

Am Dienstag morgen gingen wir, 47 Wissenschaftler, in Bremerhaven an Bord von Polarstern. Am Ende einer Werftzeit sind immer viele hektische Dinge noch zu erledigen. Aber trotzdem wurden die Leinen pünktlich um 10:00 losgemacht. In der Nordschleuse und auf der Weser waren noch zusätzliche Personen an Bord, die in der Werft neu eingebaute Geräte einstellten. Dann begann unser langer Transit nach Norden in das Arbeitsgebiet. Jetzt sind wir fast in der Framstraße, zwischen Spitzbergen und Grönland, am Übergang des europäischen Nordmeeres und des Arktischen Ozeans.

Die ersten drei Tage hatten wir strahlendes Wetter, absolut ruhige See und nachts war es noch dunkel. Gestern zog dann Nebel auf und die Temperaturen sanken auf unter 10°C. Der allgemeine Kommentar war, dass es sich schon wie jedes Jahr in unserem Arbeitsgebiet anfühlt. Und in der Nacht wird es nun nicht mehr dunkel.

Der lange Transit ermöglichte uns ein ruhiges Vorbereiten. Da wir aber in insgesamt sieben Containern (je 20 Fuß) Material hatten, das sortiert werden musste, ist diese Zeit sehr hilfreich. Auch der Platz an Bord musste erstmal verteilt werden, da das ganze Material irgendwo unterkommen muss. Und jeder möchte natürlich einen bequemen Arbeitsplatz haben. Aber auch das konnte geklärt werden.

Diese Reise wird viele Verankerungsarbeiten umfassen. Verankerungen sind Leinen, die für 1 bis 2 Jahre vertikal in der Wassersäule stehen und an denen in verschiedenen Tiefen unterschiedliche Geräte angebracht werden. Diese Geräte können Eigenschaften des Wassers, wie Temperatur, Geschwindigkeit oder Nitrat und Licht, über mehrere Jahre kontinuierlich messen. Außerdem haben wir Geräte, die Wasserproben und Proben von Partikeln in der Wassersäule nehmen, die dann später im Labor analysiert werden. Da in der FRAM Infrastruktur Initiative seit 2016 viele unterschiedliche und teils neuartige Geräte in unseren Verankerungen hängen, beschäftigt die Vorbereitung von mehr als 10 Gerätetypen (Fotos 1 und 2) fast ein Drittel unserer Fahrtteilnehmer.

Unzählige Datentypen können aber von Verankerungen (noch) nicht gemessen werden. Deshalb sammeln viele unserer Fahrtteilnehmer während der Reise ihre Proben und führen Messungen hier an Bord durch. Auf der Transitstrecke werden nun schon seit einigen Tagen Luft- und Wasserproben genommen. Daraus soll z.B. die Verteilung von langlebigen organischen Verbindungen bestimmt werden - wie auch die Artenverteilung von kleinem Phytoplankton. Stickstoff Isotope sollen Aufschlüsse über den Fluss von Energie durch das Nahrungsnetz aufzeigen. Für diese Messungen wurden viele Geräte aufgebaut (Foto 3).

Im Arbeitsgebiet werden wir auch Videoaufnahmen von und Proben aus der Wassersäule und vom Meeresboden nehmen. Zahlreiche Filtrationsanlagen sind vorbereitet, um Partikel aus dem Wasser zu ziehen für unterschiedliche Laboranalysen. Auch zahlreiche Gase aus dem Wasser werden hier direkt auf dem Schiff gemessen (Foto 4).

Wir haben sowohl viele alte Hasen an Bord, aber auch mehrere neue Kollegen. Deshalb gab es auch in diesen Tagen der Vorbereitung und Vorfreude viele Einweisungen und Erklärungen. Schließlich wollen wir neue Dinge erforschen, die komplexe Gerätschaften und Arbeitsabläufe erfordern! Und darauf sind wir nun gut vorbereitet und freuen uns auf die erste Verankerungsaufnahme am Montag morgen.

 

Mit freundlichen Grüßen in die sommerliche Heimat,

 

Fahrtleiter Wilken-Jon von Appen im Namen der Wissenschaftler an Bord von Polarstern

 

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