Das Vermessen und Bewerten von Sohlformen, Sedimentverteilungen und biogenen Oberflächenstrukturen ist der erste Schritt für das Verständnis von dynamischen Vorgängen in marinen, benthischen Ökosystemen. Die Erkenntnisse über energetische und sedimentdynamische Prozesse (insbesondere Nettotransport und beteiligte Sohlformen) sind für die Früherkennung von großräumigen hydrographischen (und somit auch klimatischen) Entwicklungen notwendig. Um flächenbezogene Aussagen über sedimentologische Eigenschaften des Meeresbodens treffen zu können haben sich in den letzten Jahren neue Ansätze und Klassifizierungsverfahren entwickelt, die die akustische Rückstreueigenschaft des Meeresbodens nutzen.
Da die Ergebnisse von kommerziellen Messgeräten nur bedingt vergleichbar und übertragbar auf andere Gebiete sind, müssen akustische Kataloge, sowie Prozessierungs-, Mosaikierungs- und Datenverschneidungsroutinen entwickelt werden, die zeitgleich auf eine effiziente Ausnutzung von Schiffzeiten ausgelegt sind. Durch das Projekt "WIMO" liegen für den küstennahe, Flachwasserbereich in der deutschen Nordsee bereits umfangreiche Datensätze vor. In dem Projekt „AMIN“ und dem übergeordneten Projekt "Entwicklung eines standardisierten Verfahrens zur flächendeckenden Erfassung der Sedimentverteilung in der ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee" des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) werden entsprechende Kriterien für die tieferen, küstenfernen Gebiete erarbeitet. Im Mai 2016 wurde unter der Schirmherrschaft des BSHs zusammen mit dem AWI, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Institut für Geowissenschaften), dem Senckenberg-Institut am Meer Wilhelmshaven (Marine Sedimentologie) und dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (Sektion Marine Geologie) die erste Version einer „Anleitung zur Kartierung des Meeresbodens“ veröffentlicht. Die Produkte einer solchen hydroakustisch basierten Kartierung (flächendeckende Sedimentverteilungskarten und Vorkommen von Steinen) gewährleisten eine wesentlich höhere Detailgenauigkeit als bestehende Kartenwerke (z.B. Figge 1981) und dienen als Entscheidungsgrundlage für Aktivitäten im Offshore-Bereich (z.B. Fischereimanagement oder Meeresingenieurwesen) als auch für den Schutz der marine Umwelt (z.B. Biotopkartierungen oder Meeresumweltüberwachungen). Die Sedimentverteilungskarten sind über das GeoSeaPortal des BSH erhältlich.
Kontakt: Dr. Rune Michaelis, Dr. Christian Hass
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Daten fischen in der Nordsee (S. 66)
Fachartikel zum Thema:
Michaelis, R., Hass, H.C., Mielck, F., Papenmeier, S., Sander, L., Ebbe, B., Gutow, L., Wiltshire, K.H. (2019). Hard-substrate habitats in the German Bight (South-Eastern North Sea) observed using drift videos. Journal of Sea Research 144, 78-84. DOI: 10.1016/j.seares.2018.11.009.
Michaelis, R., Hass, H.C., Mielck, F., Papenmeier, S., Sander, L., Gutow, L., Wiltshire, K.H. (2019). Epibenthic assemblages of hard-substrate habitats in the German Bight (south-eastern North Sea) described using drift videos. Continental Shelf Research, 175: 30-41. DOI: 10.1016/j.csr.2019.01.011.
Michaelis, R., Hass, H.C., Papenmeier, S., Wiltshire, K.H. (2019). Automated Stone Detection on Side-Scan Sonar Mosaics Using Haar-Like Features. Geosciences 9(5), 216. DOI: 10.3390/geosciences9050216.
Papenmeier, S., Darr, A., Feldens, P., Michaelis, R. (2020): Hydroacoustic Mapping of Geogenic Hard Substrates: Challenges and Review of German Approaches. Geosciences, 10, 100. DOI: 10.3390/geosciences10030100.
Papenmeier, S., Galvez, D., Günther, C.-P., Pesch, R., Propp, C., Hass, H. Ch., Schuchardt, B., Zeiler, M. (2020): Winnowed gravel lag deposits between sandbanks in the German North Sea. In: Peter T. Harris and Elaine Baker: Seafloor geomorphology as benthic habitat. GeoHab Atlas of seafloor geomorphic features and benthic habitats. 2nd Edition. Elsevier. p.451-460. DOI: 10.1016/B978-0-12-814960-7.00025-7.
Papenmeier, S., Hass, H.C. (2018). Detection of stones in marine habitats combining simultaneous hydroacoustic surveys. Geosciences, 8 (8), 279. DOI: https://doi.org/10.3390/geosciences8080279