Archiv der Pressemeldungen und Kurzmeldungen

PS94 Wochenbericht Nr. 4 | 9. bis 15. September 2015

Im Makarovbecken

Schwierige Eisbedingungen
[15. September 2015] 

Am 9. September sind wir entlang 120° E nach Süden vom Amundsenbecken über den Lomonossowrücken ins Makarowbecken gefahren und haben dabei die Große Rosette, die Ultra-Clean-Rosette und XCTS eingesetzt.

Wegen der schwierigen Eisbedingungen kamen wir nur sehr langsam voran. Südlich von 89°30’ N betrug unsere durchschnittliche Geschwindigkeit nur 1 Knoten, so dass wir ziemlich in Verzug mit unserem Stationsplan kamen. Da wir ohnehin bei 88°15’ N nach Westen abbiegen wollten, beschlossen wir, den Knick von Süd nach West etwas abzuschneiden. Allerdings gelang dies nur bedingt, da große Schollen den Weg versperrten und die Eisbedeckung 100% betrug. Auch erschwerte eine geschlossene Schneedecke die Erkennung von Schollengrenzen. Eine kombinierte Eis- und Wasserstation konnten wir so statt am 10. 9. erst am 11. 9. durchführen. Nachdem wir am 11.9. morgens eine passende Eisscholle gefunden hatten, wurde die Eisdicke vermessen und es wurden eine Reihe von Eiskernen genommen um biogeochemische Parameter zu bestimmen.

Zusätzlich wurden auf dem Eis eine weitere französische iAOOS-Boje, eine englische Eisdickenmessboje, sowie eine Webcam ausgebracht. Während der Eisstation schien zum Teil die Sonne, aber es war trotzdem mit -11°C sehr kalt. Parallel fuhren wir auch wieder die Große Rosette und die Ultra-Clean-Rosette für das GEOTRACES-Programm. Im Folgenden beschreiben die holländische Chemikerin Loes Gerringa und die spanische Chemikerin Nuria Casacuberta die Aufgabe und die Probennahme für GEOTRACES:

Das internationale Programm GEOTRACES (www.geotraces.org) hat das Ziel, die globale Verteilung von ausgewählten Spurenelementen und Isotopen zu ermitteln und dafür deren Konzentration, chemische Spezifizierung und ihre physikalische Form, sowie die Quellen, Senken und den internen Umsatz zu bestimmen. Die Kenntnis darüber ist notwendig, um die physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse besser zu verstehen, die diese Verteilung regulieren und damit zum einen die Reaktion dieser Stoffumsätze auf Klimaänderungen vorherzusagen und zum anderen die Auswirkungen dieser Prozesse auf der Kohlenstoffzyklus und damit das Klima zu bestimmen. Darüber hinaus ist die Reaktion biogeochemischer Umsätze auf anthropogenen Eintrag von Stoffen wie Quecksilber, Blei, Cadmium und Zink weitgehend unbekannt.

Es ist eine gute und bewährte Praxis der internationalen GEOTRACES-Gruppe, Proben füreinander, d.h. auch für andere Kollegen und Institute zu nehmen und damit Zeit und Geld zu sparen. D.h. wir nehmen nicht nur Proben für die Wissenschaftler an Bord, sondern für Kollegen überall auf der Welt. Wir nehmen die Wasserproben mit einer speziellen Rosette, der so genannten Ultra-Clean-Rosette. Mit dieser Rosette ist es möglich, Wasserproben zu nehmen, in denen Isotope und Spurenelemente wie Eisen gemessen werden können. Das kann man nicht mit einer herkömmlichen Rosette machen, da der Draht und die Rosette aus Stahl gefertigt sind, die Spurenstoffe an die Wasserproben abgeben. Um diese ungewünschte Verunreinigung zu vermeiden, ist die Ultra-Clean-Rosette aus Titan gebaut und das Seil, an dem die Rosette herabgelassen wird, ist aus nicht-metallischem Material (in diesem Fall aus Dyneema) und die 24 Wasserschöpfer, deren jeder 27 Liter fasst, bestehen  aus sauberem Kunststoff (Polypropylen). Sowie die Rosette aus dem Wasser kommt, wird sie auf ein spezielles Fahrgestell gesetzt, das zu einem Container gerollt wird. Von dem Gestell wird die Rosette in den Container geschoben, das ein Luftreinigungssystem hat. Die Leute, die die Proben zapfen, müssen staubfreie Overalls überziehen, saubere Stiefel, Handschuhe und Mützen. Und dann beginnt der sehr mühselige Job, all die verschiedenen Flaschen für unser Team an Bord und für all die Kollegen zuhause zu füllen, die Proben von unserer Fahrt angefordert haben. Für besonders gefragte Stationen heißt das, dass aus einigen Schöpfern, die jeweils verschiedene Tiefen repräsentieren, bis zu 19 Probenflaschen befüllt werden müssen, die in dem Container aufgereiht stehen, manche ungefiltert, manche unter Stickstoffdruck gefiltert. Diese Rosette ermöglicht es uns, eine normale Station in 2 Stunden zu beproben, und spezielle Stationen in 3 Stunden. Ohne diese Rosette in ihrem Reinluft-Container würde die Probennahme doppelt so lange dauern. Zu der Gruppe, die diese Aufgabe erfüllt, gehören Micha Rijkenberg, Lars-Eric Heimburger, Michael Staubwasser, Aridane Gonzalez und Hans Slagter.

Dann setzten wir den Schnitt fort, indem wir alternierend XCTDs  warfen und Stationen mit der großen Rosette und manchmal zusätzlich einer Ultra-Clean-Rosette fuhren. Am 12. 9. kamen wir an der nächsten Eckstation an und führten eine weitere Eisstation durch. Dabei kamen neben den üblichen Geräten auch wieder die In-situ-Pumpen zum Einsatz. Leider konnten die Eisarbeiten wegen der schlechten Sichtverhältnisse nur eingeschränkt durchgeführt werden.

 

Wir grüßen herzlich alle Daheimgebliebenen,

im Namen aller Fahrtteilnehmer Ursula Schauer

Die GEOTRACES-Beschreibung ist von Loes Gerringa und Nuria Casacuberta

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Wissenschaftliche Koordination

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+49(471)4831-1709
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Assistenz

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Sanne Bochert