Montag 13.07.2015. Die Arbeiten im Eis sind abgeschlossen, wir dampfen gen Südosten, raus aus dem Eis.
. Von der letzten Station sind es über 100 Seemeilen bis zum Eisrand! Wir kommen nur langsam voran, der ganze Montag steht im Zeichen von Transit. Die Montags-Highlights kommen so mal nicht aus der Wissenschaft, sind dadurch aber vielleicht auch für viele umso abwechslungsreicher. Erst gibt es – und da muss sich der Wunsch einer Einzelperson erfüllt haben - Mohnkuchen mit dicken Streuseln, lecker!! Ein Dank an die Kombüse und insbesondere unseren Bäcker Gerald Golla! Fast zeitgleich mit dem Mohnkuchen (genauer gesagt im direkten Anschluss an die Kaffeepause) gibt es ein Bootsmanöver. Action für die Besatzung, Rettungsboote werden zu Wasser gelassen etc. Der/die eine oder andere Wissenschaftler/in schaut aus sicherer Entfernung gespannt vom Peildeck aus zu.
Dienstag (14.07.15). Erst gegen Mitternacht (00:00) erreichen wir dann die nächste Station, die erste seit langem mal wieder ohne Eis. Vier Geo-Stationen werden im Laufe des Tages routinemäßig abgearbeitet, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Generell ist die Lage im großen Geo-Nasslabor entspannt. Es hat sich herumgesprochen, dass es wohl kein Kastenlot mehr gibt (aber man weiß ja nie!). Auch bei unseren Ozeanographen ist die Stimmung gut. In einer Schlauchboot-Aktion werden zwei „Sea Glider“ ausgesetzt (Abb. 1). Bei dem ersten stellen sich zwar nach einem Testlauf Probleme ein. Daten werden nicht aufgezeichnet. So wird der Glider noch einmal eingefangen und von unserem Ozeanographen-Team Olaf und Wilken im Labor/OP-Raum aufgemacht - ein gewisser „Abgleich“ von Hard- und Software ist erforderlich, wie das OP-Team feststellt. Die Operation verläuft ohne Komplikationen, der Patient ist ok und kann wenig später wieder ausgesetzt werden. Bei Glider No.2 gibt es keine Probleme, „Agathe“ (siehe Großaufnahme in Abb. 1) funktioniert sofort und kann zu ihrer Mission abtauchen. Was für eine Mission? Was ist überhaupt ein Sea Glider? Agathe sieht wie ein Torpedo aus (Abb. 1), beherbergt aber nur Messinstrumente zur Bestimmung von Temperatur, Druck und Salzgehalt. Diese „Torpedos“ werden von Bremerhaven aus ferngesteuert und können aktiv auf- und absteigen und so die Messdaten über die gesamte Wassersäule bestimmen. Bei seinem kurzen Aufenthalt an der Wasseroberfläche kann der „Torpedo“ über Satellit mit Bremerhaven Kontakt aufnehmen und die Daten übermitteln – eine tolle Sache! Wenn alles gut klappt, sollen Agathe und Freundin (Anm.: ich habe leider ihren Namen vergessen) in ca. einem Monat übrigens wieder von unseren Ozeanographen während einer weiteren Expedition eingefangen werden.
Am Mittwoch (15.07.15) ist er dann da, der letzte Stationstag. Noch einmal wird erfolgreich ein kompletter Groß-Einsatz mit Wasserspielen (CTD und Multinetz), Großkastengreifer/GKG, Multicorer und Schwerelot gefahren. Was die Geo-Großgeräte angeht, bleibt übrigens noch nachzutragen, dass GKG-Chef Robert Spielhagen seinen GKG-Schlüssel-Job bereits vor einigen Tagen an Anna Quatmann-Hense abgegeben hat, die seither diesen Job mit Supereinsatz und Supersorgfalt erfolgreich ausfüllt – Glückwunsch, liebe Anna!). Den Ausklang des Geo-Programms bildet jetzt noch eine 12-Stunden Hydrosweep-Profilfahrt, und dann geht’s ab Richtung Tromsö, der Heimat entgegen.
Donnerstag (16.07.15). Die Expeditionsarbeiten sind vorüber. Doch Entspannung ist weit weg. Jetzt geht es um’s Einpacken, Verstauen, Putzen, Waschen, Schrubben in den Labors, letzte Messungen, Berichte Schreiben etc. Eine kleine Unterbrechung gibt es morgens um 10:30. Kapitän und Fahrtleiter haben zum traditionellen Farewell-Empfang in den Blauen Salon eingeladen, ein schöner Anlass, um Mannschaft und Wissenschaft gegenüber ein Dankeschön auszusprechen.
Freitag/Samstag, 17./18.07.15. Land in Sicht (Abb. 2)!! Tromsö kommt näher und näher. Wir dampfen langsam in den Fjord hinein, schneebedeckte Berghänge rechts und links, herrlicher Sonnenschein. Eben optimales Einlaufwetter! Die letzten Stunden an Deck verbringen so viele auf dem Peildeck, um dieses Spektakel zu genießen (Abb. 3). Gegen 10:30 machen wir dann an der Breivika-Pier fest, fast zwei Stunden später als ursprünglich geplant. Damit neigt sich die Expedition bereits schon wieder dem Ende zu (obwohl die Expedition doch eigentlich gerade erst begonnen hat). Knapp drei Wochen sind schnell um, drei sehr erfolgreiche Wochen!!
Hier ist es selbstverständlich zum Schluss ein paar Worte des Dankes loszuwerden. Daher möchte ich als Fahrtleiter zunächst noch einmal hervorheben, dass sich diese Expedition durch die exzellente Kooperation zwischen Besatzung und Wissenschaft auszeichnete, was entscheidend zum Erfolg dieser Expedition mit beigetragen hat. Ich möchte mich hier, auch im Namen aller Wissenschaftler, so ganz herzlich bei Kapitän Wunderlich und seiner Besatzung für die große Unterstützung und Hilfsbereitschaft in allen Situationen bedanken. Ähnliches gilt auch für das HeliService-Team um Lars Vaupel. Die Heli-Einsätze waren sicherlich auch von großer Wichtigkeit für die erfolgreiche Planung und Durchführung der Expedition. Die „ArcTrainler“, die aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen kommen (Geologie/Paläoozeanographie, Ozeanographie, Modellierung), waren für unsere biologischen, ozeanographischen und geologischen Arbeitsgruppen eine enorme Hilfe und Bereicherung. Mit großem Einsatz und Interesse und zu jeder Tages- und Nachtzeit waren sie einsatzbereit und mit dabei. Ihnen allen möchte ich ein herzliches Dankeschön für diesen Einsatz an Bord zukommen lassen. Ich persönlich bedanke mich natürlich auch bei meinem/unserem Geo-Team (wobei ich auch hier wieder die ArcTrainler mit einschließen möchte), dass sie alle ohne Murren und Knurren die vielen Meter von Kastenlotkernen, Großkastengreiferproben und MUC-Rohren im Nasslabor abgearbeitet haben. Aus der Gruppe der Geos möchte ich abschließend noch einmal Michael Schreck hervorheben, der nicht nur die Leitung des Sedimentlabors inne gehabt hat, sondern auch den undankbaren und arbeitsintensiven Job des Frachtbeauftragten (das ist der, der sich mit all den Pack- und Frachtlisten abplagen muss) übernehmen musste.
Das war’s – it’s all over now. Die Expedition ist zu Ende. 2427 Seemeilen sind wir in den letzten drei Wochen gemeinsam auf Polarstern gefahren (Abb. 4), sind ein Team geworden. Jetzt trennen sich unsere Wege wieder. Ich wünsche nun allen einen schönen und sicheren Heimflug. In wenigen Stunden sind wir alle dann wieder zuhause bei unseren Lieben.
In diesem Sinne grüßt ein letztes Mal – und wie immer im Namen aller –
Ruediger Stein (18.07.15)