Pressemitteilung

Winter in der Antarktis: "Polarstern" kehrt heim

[14. Februar 2003] 

Am Sonntag, den 16. Februar, wird das Forschungsschiff „Polarstern“ des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) gegen Mittag wieder in Bremerhaven einlaufen. Die zwanzigste Antarktis-Expedition endet damit einen Tag früher als geplant. Auf der dreieinhalb Monate dauernden Reise war die Versorgung der Forschungsstationen “Kohnen” und “Neumayer” eine wichtige Aufgabe. Auf dem zweiten Fahrtabschnitt, am 9. Dezember 2002, feierten Wissenschaft und Besatzung den zwanzigsten Geburtstag des Eisbrechers. Ein wissenschaftlicher Höhepunkt war die Entdeckung eines unerwartet belebten Gebietes im Weddellmeer.

“Da blüht das Leben” beschreibt Dr. Walter Geibert vom AWI ein überraschendes Ergebnis. In einer wenig erforschten Region nordöstlich des antarktischen Weddellmeeres wurden ozeanographische Profile genommen, im Übergangsbereich von antarktischen zu subantarktischen Gewässern Die Wasserproben ergaben eine unerwartet hohe Konzentration von Chlorophyll, was auf ein bisher stark unterschätztes Algenwachstum hindeutet. Das Phänomen war auf einer Strecke von fünfhundert Kilometern durchgehend zu beobachten.
“Da das Gebiet so groß ist, müssen wir jetzt seine Bedeutung als Kohlenstoffsenke untersuchen,” sagt Geibert, der derzeit eine wissenschaftliche Publikation über diese Ergebnisse vorbereitet. Auffällig war auch, wie viele Wale dort gesehen wurden.

Versorgung der Neumayer-Station
“Bei der Anfahrt zur Neumayer-Station fanden wir günstige Eis- und Wetterverhältnisse vor”, berichtet Fahrtleiter Prof. Dr. Dieter Fütterer vom AWI. Anders als im vorherigen Jahr konnte der Eisbrecher schon am 13. Dezember an der Schelfeiskante anlegen und abladen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Neumayer-Station wurden mit Vorräten, Treibstoff und wissenschaftlichen Geräten versorgt, auch Material für die auf dem Inlandeis gelegene Kohnen-Station kam auf diesem Wege in die Antarktis. Polarstern war in ein komplexes logistisches Netzwerk eingebunden: Zahlreiche Wissenschaftler reisten diesmal per Flugzeug in die Antarktis ein.
Inzwischen bereitet man sich an der Neumayer-Station auf den Winter vor. Die meisten Sommergäste sind schon abgereist, die letzten werden am 5. März mit dem südafrikanischen Forschungseisbrecher „Agulhas” die Station verlassen. Dann sind die zehn Überwinterer allein - bis zum November.

EPICA
Die Kohnen-Station auf dem Inlandeis wurde am 13. Februar plangemäß eingewintert. Sie ist Bestandteil des Europäischen Projektes für Eisbohrung in der Antarktis (EPICA). Im antarktischen Inlandeis sind Informationen über die Klimavergangenheit der Erde enthalten. Mit einer Tiefenbohrung holen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diese Informationen ans Tageslicht. In diesem Sommer haben sie Eisproben aus einer Tiefe von bis zu 1551,55 Metern erbohrt. Das entspricht einem Alter von etwa 50.000 Jahren. Diese Eiskerne werden mit einem kommerziellen Frachter nach Bremerhaven transportiert, wo sie Mitte April im zentralen EPICA-Labor am AWI verarbeitet und dann für weitere Untersuchungen an die beteiligten Wissenschaftler verteilt werden. Der größte Teil der Besatzung der Kohnen-Station ist bereits wieder auf dem Heimweg. Nur der Transport schwerer Geräte über das Eis und die Heimreise einiger Spezialfahrzeuge zur Neumayer-Station ist noch im Gange. Die Traverse von Kohnen nach Neumayer benötigt für die rund 700 Kilometer etwa zehn Tage.

Gipfeltreffen auf hoher See
Auf dem Hinweg hatte es am 8. November 2002 eine Begegnung der besonderen Art gegeben: Bei 11°N, 20°W Meteor traf “Polarstern” auf das deutsche Meeresforschungsschiff “Meteor”. Die “Meteor” war auf ihrer 55. Expedition gerade dabei, im tropischen Atlantik die Wechselwirkungen zwischen biologisch-chemischen Prozessen in der lichtdurchfluteten Deckschicht des Ozeans und chemischen Vorgängen in der Atmosphäre zu untersuchen. Der Fahrtleiter Prof. Doug Wallace vom Institut für Meereskunde in Kiel und der Fahrtleiter der “Polarstern”, Prof. Dr. Gerhard Kattner vom AWI, beschlossen eine kurze Unterbrechung der Missionen, um einen intensiven wissenschaftlichen Austausch der Arbeitsgruppen auf den beiden Schiffen zu ermöglichen.
"Polarstern" wird für die planmäßigen Wartungsarbeiten bis zum 28. Februar in Bremerhaven bleiben. Dann beginnt die nächste Expedition in die Arktis.

Bremerhaven, den 14. Februar 2003

Abo

AWI Pressemeldungen als RSS abonnieren


Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.